Mittwoch, 8. Oktober 2014

Nur so am Rande

Was ergänzt Google, wenn man "doppelt so" in die Suchmaske eingibt? "Doppelt so kalt wie 0 Grad." Wer googelt sowas, und warum? Und wie kalt ist das nun eigentlich?

Wie im Drehbuch

Es ist interessant, mal aus dem gewohnten Lebensrhythmus auszubrechen und festzustellen, dass es andere Leute anders machen. So stand Lilli gestern um 4 Uhr 30 auf, ging um 5 Uhr 30 zum Bus und fand diesen tatsächlich schon gut besetzt mit stillen Leuten, die ihre Vespertasche umklammernd zur Metrostation fuhren, um sich dort mit anderen stillen Leuten von der Metro verschlucken und später wieder in der Innenstadt ausspucken zu lassen. Dass es Leute gibt, die jeden Tag so früh aufstehen! Andererseits sind die natürlich um halb drei nachmittags fertig, wenn Lilli gerade ihr Verdauungstief hat und in der Schreibtischschublade nach einer alten Toblerone kramt. Und gehen ins Bett, wenn Lilli gerade die Spülmaschine einräumt und sich danach zu den Nachrichten aufs Sofa plumpsen lässt. In ihrem normalen Leben begegnet Lilli diesen Leuten somit niemals - als ob sie in verschiedenen Zeitblasen lebten, die einander nicht berühren, obwohl sie geografisch am gleichen Ort hängen. Bis auf diesen einen Tag, an dem Lilli eine besondere Mission erhielt... Fast kommt sie sich vor wie in einem Science-Fiction-Film.

Doppelt ist nur halb so gut

Lilli hat ein ungutes, schleichendes Gefühl. Neulich hat es sich eingestellt, als sie sich - wahrscheinlich aufgrund der etwas verfilzten Ohren, aber das ist ja nichts Neues im Land der Mittelohrentzündungen - selbst wie aus der Ferne zuhörte: "Der sagt immer alles doppelt, das ist nervig. Wir sind doch hier nicht bei den Teletubbies!", regte sich Lilli über einen allzu wortreichen Fernsehmoderator auf. "Hör dem mal zu! Der muss immer alles zweimal sagen, als würden wir ihn auf Anhieb nicht verstehen." Genau in diesem Moment schlich sich das unangenehme Gefühl an, so im Hinterherhorchen der eigenen Worte und im Echo des Gesagten. Denn Lilli hatte ja auch zweimal das Gleiche gesagt, oder nicht? Seither spioniert sie hinter sich her, hört sich beim Erzählen zu und ahnt das, was nicht sein darf: sie ist eine ganz, ganz miese Erzählerin, die dick auftragen, wiederholen und mehrfach umschreiben zu müssen glaubt, weil sonst die Pointe nicht richtig rüberkommt. Und sie damit wahrscheinlich massakriert, anstatt sie elfengleich leichtfüssig im Gesprächsraum tanzen zu lassen. Keiner hatte sie bisher darauf aufmerksam gemacht. Keine einzige Menschenseele hat sich bisher darüber beschwert, aber insgeheim seufzen sie bestimmt alle und ringen nach Geduld, wenn Lilli mal wieder einen ihrer Kommentare zweifach zum Besten gibt. Inzwischen hat Lilli Erzählparanoia und bricht Anekdoten und Kommentare vorzeitig ab, um ja nicht als labernder Zwangswiederholer zu gelten. Nicht wie dieser Fernsehmoderator! Lustiger oder treffender hören sich ihre Pointen deshalb aber nicht an, eher stockend oder mit falschem Timing auf dem Bauch landend wie ein rhethorischer Pinguin, der unelegant über die eigenen Füsse fällt, wenn der Boden nicht ganz eben ist. Eben!

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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