Freitag, 13. Juni 2014

Immer wieder was Neues

Lilli soll im Büro ab dem Sommer mal was ganz anderes machen. Ihre Chefin hat beschlossen, alle Kollegen kräftig durchzuschütteln, damit alle noch mehr polyvalent werden und jeder jeden im Stegreif ersetzen kann, falls mal was sein sollte. Lilli, die aus einem anderen Etat bezahlt wird und eine schnuckelige, schön abgegrenzte Nische bedient, wurde davor bisher verschont. Jetzt aber hat ihre Chefin sie zu sich gerufen, hat ihr gesagt, sie solle doch mal die Tür zumachen, und ihr was Neues angeboten. Lilli kennt sich inzwischen und weiss, dass sie auf Neues erst mal mit Ablehnung reagiert, erst mal nur den Verlust sieht und nicht den Gewinn, der mit Veränderung durchaus kommen kann, und erst mal nur sicher ist, das Neue auch gar nicht schaffen zu können. Gerne hätte sie darüber mit Monsieur geredet, denn Reden hilft immer, Klarheit in die Gedanken zu bekommen, und Monsieur hat, wenn es nicht ihn selbst betrifft, oftmals gute Ideen und Menschenkenntnis. Monsieur aber ist müde. Er liegt auf dem Sofa oder auf dem Bett, vor dem Fernseher (Fussball jetzt zu Unzeiten, d.h. den ganzen Nachmittag über!) oder unter der Zeitung, und schläft. Lilli wartet, und während sie wartet, steigt ihr Änderungsbarometer von ganz allein langsam von Ablehnung auf Neutral. Wer weiss, wenn sie noch ein, zwei Tage wartet, schiebt es sich vielleicht zitternd in Höhen, die an Positiv grenzen? Was das Leben einem aber auch abverlangt, immer diese Flexibilität und das Anpassungsvermögen! Erst 5 Jahre ist es her, dass Lilli in ihrem Job angefangen hat, und kaum hat sich ein bisschen Routine eingestellt, soll sie ihn auch schon wieder abgeben...

Donnerstag, 12. Juni 2014

Haarige Sache

In Montréal soll jetzt bald ein Katzencafé aufmachen - ein Café, das ein Dutzend Katzen beherbergt, die man dort streicheln darf, während man Kaffee trinkt. "Ronron Thérapie" heisst das auf französisch. Lilli und der kleine Strolch freuen sich schon.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Pfingsten, das liebliche Fest

"Was ist denn heute für ein Feiertag in Europa?", fragte Monsieur am Montag, nachdem er nicht zu seinen Schweizer Kontakten durchkam. "Pfingsten", antwortete Lilli. Sie hätte auch "Schweinebraten" sagen können, so wenig hilf ihm das weiter...

Die Ruhe nach dem F1-Sturm

Monsieur fand das Montrealer Formel 1-Rennen am Wochenende aufregend. Lilli ist froh, ihren Fahrradweg wieder für sich alleine zu haben. Nur für sie, eine Handvoll andere schweigsame Radler und 2 Millionen Möwen, die sich über die Hotdog-Reste hermachen.

Samstag, 7. Juni 2014

Besser spät als nie

Am Freitag spricht Lillis Schwester auf den Anrufbeantworter: "Ich wollte mit Dir reden, aber das geht wohl im Moment nicht". Schnippisch kann sie schon sein, die Schwester, aber so ganz ohne Vorwarnung? Vielleicht ist ja auch was passiert, fährt Lilli wie immer bei Anrufen aus Deutschland durch den Kopf. Als Lilli sie zurückruft, ist sie aber ganz nett und meinte nur, sie wollte mit Lilli noch mal reden, bevor sie in den Urlaub führe. Insgesamt also ein harmloses Schwesterngespräch, es geht um die Eltern, Kroatien und Urlaubslektüre, ausserdem um Sterbehilfe, Friseurbesuche, die Themenleiter rauf und runter.
Am Samstag, als Lilli vom Einkaufen kommt, sagt ihr Monsieur: "Übrigens hat Deine Schwester am Mittwoch angerufen." Wenigstens erklärt das jetzt den schnippischen Ton vom Freitag.

Freitag, 6. Juni 2014

In Würde sterben

So heisst das neue Gesetz, das die Provinz Québec gestern mit 94 gegen 22 Stimmen verabschiedet hat. Wer unheilbar krank ist und an Schmerzen leidet, die nicht gelindert werden können, kann, wenn er geistig voll zurechnungsfähig ist, von einem Arzt verlangen, dass dieser seinem Leben ein Ende setzt. Manche haben aus Glaubensgründen dagegen gestimmt, manche genau deshalb ("aus Nächstenliebe, die mir mein Glaube gebietet") dafür. Lilli jedenfalls findet es beruhigend, dass sie, sollte es einmal soweit kommen, die Wahl hat. Ein grosser Schritt für die Menschheit.

Monsieur räumt auf

Lilli kommt heim und keiner antwortet ihrem Hallo. Der kleine Strolch sitzt auf dem Bett und macht Hausaufgaben. Sein Zimmer sieht ungewöhnlich gross aus. Nach ein paar Sekunden kapiert Lilli den Grund dafür: er hat aufgeräumt. Nächstes Zimmer: grosser Strolch. Auch er hat aufgeräumt und macht Hausaufgaben. Sein geknickter Rücken spricht Bände: hier gab es ein Donnerwetter. Lilli legt einen Arm um ihn und fragt, was los ist. "Papa hat uns gesagt, wir sollen aufräumen", bringt er heraus, den Tränen nahe. Lilli geht weiter bis zum Büro von Monsieur. Der erklärt lediglich, dass er die Strolche zu mehr Mitmachen aufgefordert hat, weil ihm die Unordnung (zu der er selbst auch seinen Teil beiträgt) zum Hals raushängt. Als Lilli mehr über die Umstände, den Grund der Auseinandersetzung und den Ton erfahren will, ahnt sie in seinen kurz angebundenen Antworten die Gewalt, mit der das Donnerwetter auf die Strolche eingebrochen sein muss. Wenn sie weiter darin rumstochert, geht das Ganze wieder von vorne los, da heisst es lieber vorsichtig sein und die Dinge abkühlen lassen. Lange war Monsieur eher ausgeglichen gewesen, jetzt scheint er sich wieder in Richtung Abgrund zu bewegen. Was für ein mieses Nachhausekommen in ein aufgeräumtes Haus.

Dienstag, 3. Juni 2014

Schlaf gut, wenn du kannst

Monsieur hat ein Schlafmittel verschrieben bekommen, das ihn auch tagsüber müde macht und zudem appetitfördernd wirkt. Kurzum, wenn er nicht gerade müde ist, hat er Hunger. Nicht direkt der Knaller unter den Medikamenten, die doch eigentlich das Leben erleichtern sollen... Lilli ist ja immer noch der Meinung, dass er lieber mal jeden Tag fünf Kilometer laufen sollte.

Montag, 2. Juni 2014

See the ball, hit the ball

Lilli hat einen blauen Fleck auf dem Oberschenkel, so gross und rund wie ein Baseball. Sie sah ihn direkt auf sich zukommen, als sie da an der Homeplate stand, aber wenn Lilli einen Schläger in der Hand hält, ist die Koordination ihrer Beine ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb blieb sie einfach stehen und starrte dem Ball panisch entgegen, bis dieser oberhalb von ihrem Knie mit ihr Bekanntschaft machte. Ganz schön hart, so ein Baseball übrigens. Den Rest des Spiels verfolgte Lilli hinter Gittern mit einer 2L-Spriteflasche an den Oberschenkel gepresst.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Frauen beim Friseur

Warum nur ist es so, dass sich Frauen von einem Friseurbesuch eine schicksalswendende Erneuerung nicht nur ihres Haarschopfes, sondern ihrer ganzen Persönlichkeit erhoffen? Und dann nicht umhinkommen, enttäuscht zu sein, wenn sie wieder in Begleitung ihres alten Ichs aus dem Salon kommen? Haare und Psyche, gleicher Kampf.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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