Eine Reise in den Frühling

Je älter man wird, umso älter werden auch die eigenen Eltern. So sind Lillis Eltern bereits über 80 und damit in einer Zone, in der früher banale Geschehnisse plötzlich schreckenhaft alptraumartige Ausmasse annehmen. "Der Papa ist heute nacht hingefallen, als er aufs Klo wollte, und ich konnte ihn nicht aufheben", erzählt Lillis Mutter zum Beispiel und ist selbst erstaunt, wie hilflos sie geworden sind, wie zerbrechlich, wie machtlos angesichts der Schicksalsschläge, die da jetzt auf sie warten. Ob sie noch einmal nach Menorca fliegen werden, wissen sie nicht, aber dass einer von ihnen irgendwann die Kellertreppe runterfliegen und dort mit einer gebrochenen Hüfte auf den kalten Fliesen liegen wird, wird mehr und mehr zur Gewissheit. Lilli, 6000 Kilometer entfernt, kann nur mitfühlend in den Telefonhörer seufzen.

"Der Papa braucht jetzt ein Hörgerät", ist auch so ein Satz. Angst schwingt mit vor dem neuen Hausbewohner - ein Ding hinter den Ohren, das pfeifen wird oder drückt oder sich entzündet.

Im Mai wird Lilli nach Hause fliegen. Allein, damit sie wirklich Zeit für die Eltern hat. Ein bisschen gruselt sie sich davor.
T.M. (Gast) - 26. Feb, 02:08

Mein Vater, der mehrere Bücher geschrieben hat, hat vor drei Wochen einen Schlaganfall gehabt und kann jetzt weder schreiben noch bis zehn zählen. Ich bin zwar nur lumpige 1000km Landweg weit weg und Grusel ist kein gutes Wort, aber es verunsichert einen schon beträchtlich und zwingt einen, über sehr viele Dinge nachzudenken.

Lilli legt los - 26. Feb, 17:59

Das tut mir wirklich leid für Deinen Vater. So ein Vorfall zwingt einen vor allem, zu akzeptieren, dass man keine Kontrolle hat. Das macht Angst, finde ich. Aber Angst haben nützt im Leben nicht viel, nicht uns selbst und nicht den Anderen... Was kann man also machen? Ich bin inzwischen so weit, dass ich hinnehme, dass ich nichts machen kann, um zu helfen. Nur ab und zu da sein.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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