Alle Jahre wieder

Bei vielen Leuten hat sich schon Weihnachtsstimmung eingestellt, bei Lilli noch nicht. Das ist kein Wunder, schliesslich leidet sie schon seit Jahren an einer immerzu ansteigenden Weihnachtsallergie: die gekünstelte Fröhlichkeit, der Kaufzwang, der Schwenkzwang, die heile Familie, die dankbar leuchtenden Kinderaugen, der plötzliche (und nach Weihnachten wieder abschwellende) Drang zur Nächstenliebe, das hört sich alles falsch und verquer an in ihren Ohren. Diese Woche fielen ihr gleich zwei Werbeprospekte in die Hände, die den unsinnigen Weihnachtskonsum besonders gut ausleuchten. Der erste pries Sachen an mit dem Slogan "Ihre Nachbarn werden beeindruckt sein", der zweite hielt Waren feil "für diejenigen, die schon alles haben".

Wo gibt's einen "Weihnachten, nein danke"-Aufkleber?
T.M. (Gast) - 27. Nov, 01:26

Der Kaufzwang, die total verlogene Scheinheiligkeit und vor allem dieses elende Gesinge, das man schon seit 40 Jahren schlicht über hat, das aber heute jedes Jahr wieder mit immer weiter gesteigerter Inflationiertheit auf einen niedergeht. Ein Jahr mal landesweit keine Weihnachts- und Celine-Dion-Lieder - das wäre wirklich mal was.

T.M. (Gast) - 27. Nov, 02:27

Hier, ich bin sowas von tagesaktuell heute im Spiegel.
Lilli legt los - 27. Nov, 17:59

Wenn man Weihnachtslieder selbst singt, können sie Spass machen. Aus dem Radio aber, vor allem ab November und dann in immer steigender Frequenz, sind sie eine Tortur. Diese Fröhlichkeit, diese Freude - und alle ham sie vergessen, was eigentlich der Grund zum Jubeln sein soll. Ach, und "unsere" Céline Dion. Ein Thema für sich.
Zwitschie (Gast) - 29. Nov, 08:41

Also ich hole mir aus der Weihnachtszeit partiell das, was mir gefällt, und bastele mir daraus eine sehr schönen Adventszeit. Adventskalender, Adventskranz binden und verzieren, Plätzchenbacken mit den Freundinnen, Märchen anschauen, Geschenke für die Familie basteln oder aussuchen, und Weihnachtslieder singen. Alles wirklich schön, allerdings ohne religiösen Anspruch. Sich für das Weihnachtsmenü richtig Zeit zum Kochen nehmen, auch super. Wenn mein Weihnachten sich allerdings hauptsächlich draußen in Geschäften abspielen würde, bekäme ich auch eine Allergie.
Lilli legt los - 30. Nov, 18:20

Wie können Sie sich eine Weihnachtszeit "ohne religiösen Anspruch" machen? So eine Art Jahresendlichterfest? Oder einfach Cocooning, weil's draussen so dunkel und ungemütlich ist? Das ist auch an einem Regentag im Sommer schön, genauso wie Plätzchen backen und basteln.

Was mich wohl am meisten stört, ist der (so empfundene und von den Medien und der Werbung verstärkte) Zwang, Verwandte und auch die eigenen Kinder beschenken zu müssen, obwohl sie absolut nichts, oder zumindest nicht gerade jetzt, brauchen. Ich mache gerne Geschenke, das ganze Jahr über, aber ich will mir nicht vom Kalender vorschreiben lassen müssen, wann es dafür die beste Zeit ist. Und ganz besonders grässlich finde ich es, wenn ich in der Werbung sehe, wie begeistert die Leute eine Kaffeetasse oder ein Telefon auspacken - als ob die Kaffeetasse sie jetzt zutiefst, wahrhaft und dauerhaft glücklich machen würde. Wo ich doch, in meinem stattlichen Alter, weiss, dass dort das Glück absolut nicht zu finden ist... Und ich erhebe auch nicht den Anspruch, dies als Einzige verstanden zu haben. Die Leute wissen doch auch ganz genau, dass sie durch irgendwelche Waren nicht glücklicher werden, aber sie scheinen das Spiel gerne mitzuspielen, sie wahren den Schein, freuen sich, bedanken sich, essen viel zu viel und besuchen Tante Emma, weil es nun mal Weihnachten ist und das sich so gehört. Ich mache das auch alles, oder fast alles, aber vieles inzwischen nur noch aus Höflichkeit.
Zwitschie (Gast) - 2. Dez, 07:44

Genau, ein Cocooning mit Ansage, das aber wunderbar in die Jahreszeit passt, und mit ein paar freien Tagen endet.

Mich wundert gerade, dass mich die genannten Aspekte der Weihnachtszeit nicht abstoßen, denn in vielem bin ich sehr kritisch. Vielleicht, weil ich für mich schon lange beschlossen habe, dass Konsum nur Geld kostet und nicht glücklich macht. Das ist bei mir aber das ganze Jahr über gleich - ich gehe nie gerne einkaufen, unsere Fußgängerzone nervt mich und Kleidung und Schuhe besorge ich mir in kurzen Hau-Ruck-Aktionen. Ob die Heilsversprechungen nun weiß-überpudert mit roter Mütze daherkommen, oder im Sommer über die verlockende Strandfigur mit Karamelbräune transportiert - ich finde Werbung immer verlogen und schau das ganze Jahr über nicht mehr hin. Ausgeblendet sozusagen, offensichtlich in der Weihnachtszeit ein ganz nützlicher Mechanismus.
Lilli legt los - 2. Dez, 11:09

Die freien Tage sind überhaupt das Schönste, vor allem, wenn man aus der Stadt raus in den Wald kommt. Das ist für mich das schönste Geschenk, die Zeit zum Spielen und Draussen toben und Fernsehen gucken mit den Strolchen.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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