Sonntag, 3. April 2011

Bitte lächeln

Kommunions-Workshop, vier Stunden am Sonntagvormittag mit den Eltern. Der kleine Strolch hat zwar keine so rechte Lust, entdeckt aber zum Glück Freunde in Begleitung eines coolen Vaters, an die er sich kettet, ohne Lilli weiterer Blicke zu würdigen. Lilli setzt sich allein in die Reihen, folgt dann der Gruppe des kleinen Strolches in verschiedene Ateliers, beobachtet ihn, wie er mit den anderen lacht und dem coolen Vater den Schmetterling zeigt, den er erstaunlich liebevoll angemalt hat. Am Ende darf sie seine Spange halten, während er sich am kalten Buffet bedient, und ihn wieder nach Hause fahren.

Das Schlimme an solchen Momenten ist nicht das Gefühl, für eine Weile abgeschoben worden zu sein. Schliesslich ist es für eine Mutter ja auch beruhigend, zu sehen, wie gut das Kind allein zurechtkommt und in einer Gruppe seinen Platz findet, ohne ihr am Rockzipfel zu hängen. Schlimm ist nur, den eigenen Gefühlen ausgeliefert zu sein, von denen man nicht nur weiss, dass sie vorprogrammiert sind und so alt wie der Lauf der Welt, sondern auch, dass man sie nicht zeigen darf.

Falscher Film

Seit Monsieur sebständig ist, verwickelt er Lilli in surreale Gespräche, bei denen es ihm gar nicht aufzufallen scheint, was für seltsame Sachen er sagt. In etwa so:

Monsieur (schmollend): Ich dachte, du machst mir die Buchhaltung.
Lilli: Ich, wieso ich?
Monsieur: Ich kann mit niemandem so gut arbeiten wie mit dir.
Lilli: Aber ich habe schon eine Arbeit. Sogar einen Tag mehr als vorher.
Monsieur: Aber du hast immer noch zwei Tage Zeit.
Lilli: Ich hab auch noch andere Sachen zu tun. Kinder. Haushalt. Essen. Wäsche. Sport....
Monsieur: Dann such eine Putzhilfe.
Lilli: Aber ich bin keine Buchhalterin und will es auch nicht werden. Und schon gar nicht für jemand Unorganisierten wie dich.
Monsieur: Warum nicht?
Lilli: Das ist nicht gut für uns, glaub mir. Such dir lieber jemand anderen, jemand Aussenstehenden, der nicht mit dir das Bett teilt und nicht mit dir in den Urlaub fährt.
Monsieur: Aber dich müsste ich nicht bezahlen.

So hoch, wie sie möchte, kann Lilli die Augenbrauen gar nicht hochziehen. Langsam steigt die Befürchtung in ihr hoch, dass sie gerade in einem Film mitspielt, in dem es allen ausser der Hauptdarstellerin klar ist, dass sie sich sowas nicht gefallen lassen sollte. Aber keiner ruft "Cut". Stattdessen geht Lilli runter in die Küche und macht Abendbrot.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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