Samstag, 26. Juli 2014

Kapitän Lilli

Der kleine Strolch will mit seinen Freunden ins Kino. "Sex tape" wollen sie ansehen, die 13jährigen Jungs, was Lilli mit dem Hinweis auf die Altersgrenze "ab 16" verbietet. Dass sie mit dieser Entscheidung allein dasteht, wundert sie schon gar nicht mehr. Die Eltern von diesen Freunden scheinen allesamt das Handtuch geworfen zu haben, was den Konsum und den Umgang mit Medien angeht. Auch der kleine Strolch ist nicht erstaunt, als einziger "strenge" Eltern zu haben. Er scheint damit zurecht zu kommen, lässt aber nicht von seinen Freunden ab, deren Umgang ihm Lilli auch nicht verbietet. So fahren sie dahin auf den Wellen der pubertären Entwicklung, Lilli und der kleine Strolch, und nehmen eine Stromschnelle nach der anderen, wie sie sich halt präsentieren. Angst hat sie vor dem Tag, an dem der kleine Strolch nicht mehr um Erlaubnis fragen wird, ob es sich nun um Filme dreht oder aber um Alkohol, Drogen, sinnlose Mutproben...

As time goes by...

Lilli und ihre Familie gucken im Moment "Breaking Bad", nicht ohne sich vorher Sorgen gemacht zu haben, dass diese Serie vielleicht zu brutal für die Kinder sein könnte. "Alle gucken gerade "Breaking Bad", sogar Olivier", sagt der grosse Strolch mit Verweis auf den Sohn einer Kinderärztin. Na denn, wenn die das erlauben, wird es schon in Ordnung sein! Tatsächlich ist die Serie brutal, hart an der Grenze des Erträglichen manchmal, grossartig gefilmt und gespielt, mit zwiespältigen Charakteren, die glaubhaft zwischen Heldenmut und Verzweiflung, Feigheit und Rebellion schwanken; kurz, gutes Fernsehen auf Abruf, ideal für die Sommerwochen. Als der neue Laborassistent in der dritten Staffel meint, dass dies "der Anfang einer wunderbaren Freundschaft" sein könnte, leiht Lilli auch noch Casablanca aus, um den Strolchen die Kulturlücke zu schliessen. Und stellt mit Erstaunen fest: der Kultfilm ist schlecht gealtert. Und damit meint Lilli nicht die inzwischen rührend anmutenden Spezialeffekte, die viel zu aufdringliche Musik oder die abrupten Schnitte zwischen den Szenen. Nein, ihr fiel das Spiel der Hauptdarsteller auf, das ihr nicht sehr glaubwürdig erschien, die Dialoge wie auswendig gelernt, das Tempo zu schnell, als dürfte keine Pause entstehen ohne Ton, in der man den Zuschauer verlieren könnte. Sogar das berühmte "Here's looking to you, kid" erschien ihr flach, roboterhaft monoton fast, kein Grund jedenfalls zum Dahinschmelzen für Ingrid Bergman oder normal sterbliche Frauen. Insgesamt ein schnödes Wiedersehen also, das es Lilli bereuen lässt, den Klassiker aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu haben. Oder ist Lilli diejenige, die gealtert ist und sich nicht mehr so leicht rühren lässt von dieser ausweglosen Dreiecksgeschichte?

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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