Listige Lilli
Wie ein Dieb schleicht Lilli auf leisen Sohlen durch die Wohnung. In der einen Hand hält sie eine riesige Plastiktüte von Canadian Tire, mit der anderen dreht sie Sofakissen um, hebt auf dem Boden liegende Kisten hoch, blinzelt hinein, zieht Schubladen auf, fährt zwischen Matratzen, lugt unter die Kinderbetten. Nein, sie ist nicht auf der Suche nach der letzten Ausgabe von Elle Québec mit dem Unterwäsche-Special – sie spürt vielmehr den ungeliebten Kuscheltieren auf, die morgen mit in Monsieurs Büro dürfen, um von dort nach Afrika zu fliegen. „Stell Dir nur vor, braunes Rentier mit rot-grün gestreiftem Schal, du fliegst nach Afrika! Ja, du auch, unglücklich proportionierter Elefant, und du, kleiner Clown, der du immer dem kleinen Strolch so viel Angst gemacht hast! Ei, wie wird das lustig! Ihr, die ihr nie verstanden habt, warum gerade ihr nicht im Kinderbett übernachten durftet und nie den Kindergarten von innen gesehen habt, die ihr nie beim Kaffeeklatsch mit Kekskrümeln verschmiert wurdet und keinerlei Spitznamen erhieltet – ihr bekommt nun eine zweite Chance, endlich von einem Kinderherzen adoptiert und so richtig vom Kopf bis zu den Patschefüßen durchgeknuddelt zu werden. Deshalb: seid nicht traurig, dass ihr von hier fortmüsst! Und macht schnell, dass ihr in der Tüte verschwindet, bevor die Strolche aus der Schule kommen!“, zischt Lilli ihnen zu. Denn ein bisschen mulmig ist Lilli bei der ganzen Aktion trotzdem, so sehr sie sich auch einredet, wie viel Sinn das alles macht.
Lilli legt los - 22. Apr, 14:25