Montag, 14. Februar 2011

Lilli schummelt

Amerikaner mit Valentinsherz
Klar hat Lilli heute eifrig an ihrer Steuererklärung gearbeitet.

Lilli ist befremdet

Lilli hinkt, so scheint es, dem Büchermarkt auf geradezu hoffnungslose Weise hinterher. Mal liest sie hier was, dann da, wie ein Schaf auf der Weide, das von Grasbüschel zu Grasbüschel tappst, ohne sich entscheiden zu können, jetzt hier mal aber einen ganzen Streifen lang konsequent abzufressen. Letzten Herbst hat ihr zum Beispiel eine kanadische Freundin ein tolles deutsches Buch empfohlen, "Die Bücherdiebin". An Weihnachten hatte Lilli aber anderes im Kopf, als in Deutschland Bücher zu kaufen, und ärgerte sich nach ihrer Rückkehr sehr darüber, die Gelegenheit verpasst zu haben, mal wieder an die deutsche Bücherszene Anschluss zu finden. Bis sie merkt, dass das Buch erstens schon 2005 veröffentlicht wurde und zweitens gar kein deutsches Buch ist, sondern aus der Feder eines australischen Autors stammt und deshalb sogar in der städtischen Bücherei im Original zu haben ist. Jetzt liest sie also "The Book Thief" und findet es seltsam, dass ein australischer Autor über Deutschland schreibt. Wie kommt der dazu, selbst wenn er eine deutsche Mutter hat, was masst der sich an? Gleichzeitig fällt ihr ihre Schwester, die Musikkennerin, ein, die es bei ihrem ersten Besuch in Kanada unschicklich fand, einen Musiker auf der Strasse Bach spielen zu hören. "Aber doch nicht hier", empörte die grosse Schwester sich, als ob Bach nur innerhalb der Grenzen Europas erlaubt sei (oder schlimmer, als ob nur Europäer Bach spielen und verstehen könnten!). Lilli wiederum findet, dass die Montrealer aufgrund ihrer europäischen Abstammung sehr wohl das nötige Gengepäck mit auf den Weg bekommen haben. Mehr jedenfalls als die Asiaten, die durch ihre Musikbegabung und -begeisterung auffallen, aber selbst einer Kultur entspringen, die Musik hervorgebracht hat, die in Lillis Ohren wie Katzengejammer klingt... Lilli schüttelt den Kopf über derartige kulturell unordentliche Gedanken, ohne ihre Befremdung über Markus Zusak und seine Bücherdiebin abschütteln zu können. Die Frage, die sie sich seit Beginn des Buches und der darin erzählten Lebensgeschichte von Liesel Meminger stellt, hängt immer noch im Raum: Darf der das?

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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