Lilli und der Geheimclub
Lilli steht im Zug direkt hinter einen jungen Dame, die mit einem geblümten Sonnenhut und rosa Rüschen bekleidet ist. Ob Kleid oder T-Shirt mit Hose, ist nicht zu erkennen, aber auf allen Seiten fliessen rosa Rüschen aus dem Tragegestell, in dem ihr Papa sie auf dem Rücken trägt. Sämtliche Zugfahrer sitzen so, dass sie nicht anders können, als das rosa Rüschenwunder anzustarren. Dieses zeigt mit einem sehr wurstigen Zeigefinger, der nicht länger als zwei Zentimeter sein kann, nach oben und sagt laut und begeistert: Pla-fond! Pla-fond! Pla-fond! Pla-fond! Schon nach dem zweiten Pla-fond haben sich die Zugfahrer in drei Gruppen geteilt: diejenigen, die die Nase wieder in die Zeitung oder auf ein elektronisches Spielzeug Kommunikationsmittel stecken, diejenigen, die ungerührt weiter geradeaus starren, und diejenigen, die lächeln. So richtig mit Mund und Augen, und zwar alle auf die gleiche, verschmitzte, fast zärtliche Weise, die so normalerweise nicht in der Öffentlichkeit gezeigt wird (wo käme man denn auch hin). Lilli kennt dieses Lächeln, denn auch auf ihrem Gesicht hat es sich breit gemacht. Es ist das Lächeln derer, die sich erinnern, und derer, die wissen.
Lilli legt los - 6. Jul, 04:00