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Der grosse Strolch hat sein Fahrrad am Sportplatz vergessen, da Monsieur ihn anfeuern kam und sie hinterher zusammen im Auto heimgefahren sind, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, mit welchem Fortbewegungsmittel der grosse Strolch eigentlich zum Training gekommen war. Besser gesagt, er hat Lillis Fahrrad vergessen, da sein eigenes einen Platten hatte. Und den Helm natürlich mit dazu. "Aber angeschlossen war es doch?", fragt Lilli. "Nein", presst der grosse Strolch durch die Lippen und kämpft mit den Tränen. Am Trainingsplatz angekommen, stellt Lilli fest, dass ihr 20 Jahre altes Fahrrad durchaus noch Materialwert besitzen musste, denn es ist wie vom Erdboden verschluckt. "Da wird abends systematisch eine Säuberungsrunde gedreht, die sammeln alles ein, was tagsüber vergessen wurde, iPods, Wasserflaschen, Jacken, alles", bestätigt die Polizei. Lilli ist sauer. Auf die Diebe, auf Monsieur, auf den grossen Strolch, auf die Vergesslichkeit von Vater und Sohn, auf die Nachlässigkeit, mit der der grosse Strolch mit seinen (ihren!) Sachen umgeht, und darauf, dass dieser schöne Samstagmorgen mit Unnützem verplempert wird.
In all ihrer Wut weiss sie genau, dass ihre Reaktion auf mindestens zehn verschiedenen Stufen angesiedelt sein kann, und weiss nicht, welches Register sie ziehen soll. Sie sieht, dass es dem grossen Strolch leid tut, aber entschuldigen kann er sich nicht. Sie sieht, dass Monsieur sich Vorwürfe macht, aber auch, dass er eher wütend ist, vor Lilli schlecht dazustehen, als ehrlich zerknirscht. Lilli will schreien "Es war aber MEINS" und weiss, dass das lächerlich ist. Wieso gibt es eigentlich so viele Ratgeber darüber, was man bei Masern und Ohrensausen machen muss, und so wenige für all die anderen schwierigen Entscheidungen der Kindererziehung?
In all ihrer Wut weiss sie genau, dass ihre Reaktion auf mindestens zehn verschiedenen Stufen angesiedelt sein kann, und weiss nicht, welches Register sie ziehen soll. Sie sieht, dass es dem grossen Strolch leid tut, aber entschuldigen kann er sich nicht. Sie sieht, dass Monsieur sich Vorwürfe macht, aber auch, dass er eher wütend ist, vor Lilli schlecht dazustehen, als ehrlich zerknirscht. Lilli will schreien "Es war aber MEINS" und weiss, dass das lächerlich ist. Wieso gibt es eigentlich so viele Ratgeber darüber, was man bei Masern und Ohrensausen machen muss, und so wenige für all die anderen schwierigen Entscheidungen der Kindererziehung?
Lilli legt los - 20. Mai, 16:55