Welcome to my world
Heute abend ist Lilli traurig. In den letzten Tagen hat sie viel Zeit mit dem kleinen Strolch zugebracht und sein Universum beschnuppert, das - wie sich das für einen jetzt Zwölfjährigen gehört - einer anderen Milchstrasse angehört als das ihrige. Sie hat Mangas gelesen und sich darüber belehren lassen, wie Mangas "erzählen", und einige ihrer Vorurteile über diese textarme Literatur zertrümmert. Sie hat seine Musik angehört und mit Presslufthammer assoziiert. Sie hat mit seinen kichernden Freunden Kaffee getrunken und dabei 127 Mal das Wort "genre" gehört, das als Füllwort in Sätzen wie "Heute war ich genre im Hallenbad und das Wasser war genre eiskalt" gerade grosse Mode ist. Sie muss sich eingestehen: so manches, was dem kleinen Strolch gefällt, findet sie unerträglich. Oh, sie liebt ihn trotzdem, das steht nicht zur Debatte. Sie findet nur seine Wellenlänge im Moment unsympathisch, seine Freunde albern, seine Vorlieben unverständlich. Mit dem grossen Strolch ist das anders, der schwimmt in ihr vertrauteren Gewässern und macht es ihr leicht, in seine Welt einzutauchen. Sie fragt sich, ob sie das überhaupt darf, das eigene Kind so wenig zu verstehen?
Lilli legt los - 10. Mär, 19:26