Mittwoch, 7. August 2013

Die spinnen, die Eltern

Manchmal kommt Lilli sich vor wie ein Dinosaurier. Sie scheint weit und breit die Einzige zu sein, die es mit Unbehagen sieht, wenn ihre Strolche mehr als eine Stunde pro Tag am Computer zubringen. Sie findet Computerspiele fast ausschliesslich intellektuell unergiebig und sieht darin keinerlei Nutzen für ihre Kinder. Jeder andere Zeitvertreib - Lesen, Skateboardfahren, Poker spielen - kommt ihr sinnvoller vor als das wiederholte Tippen auf Tasten, um Labyrinthe zu meistern oder Zombies zu töten. Sie versteht nicht, warum Kinder in den Ferien mit dem Nachbarsjungen skypen, anstatt sich zu treffen. Sie versteht nicht, warum die Freunde des kleinen Strolches bis zwei Uhr morgens am Computer, der übrigens im Kinderzimmer wohnt, spielen dürfen. Warum deren Eltern Call of Duty kaufen. Warum diese Kinder ein iPhone haben müssen, selbst wenn sie die monatlichen Kosten (bis zu 25 $ !?!) selbst tragen - was haben denn die überhaupt für Taschengeld, wenn sie monatlich so viel Geld ausgeben können? Beim Abendessen kämpft Lilli mit allen Mitteln, um für das "richtige Leben" zu plädieren. "Richtig" Tennis spielen ist anders als Tennis auf der wii, da spürt man das Gewicht des Schlägers und muss seine Länge abschätzen können, da fühlt man den Wind, riecht den Boden und der aufspritzende Sand kitzelt in der Nase. Wer denkt, ein Computerspiel könne all das ersetzen, wird bald zum menschlichen Krüppel. Wie sollen Kinder die Mimik ihres Gegenübers einschätzen können, ironische Untertöne heraushören oder Sarkasmus erkennen können, wenn sie das Miteinander nicht von klein auf üben? Wenn sie nur noch per Computer miteinander umgehen? Der kleine Strolch lacht über die Nerds in Big Bang Theory - haha, wie unbeholfen die sind, wie lächerlich! - und ahnt nicht, dass er später mal von genau solchen Leuten umgeben sein wird. Leute, die eine Anstecknadel mit einem Smileyface am Revers tragen müssen, um darauf zeigen zu können, wenn sie einen Witz machen...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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