Mittwoch, 11. November 2015

Zeit-Vertreib

Eigentlich weiss man das alles ja, was man bei so einer Fortbildung zum Thema Zeitmanagement gesagt bekommt: planen, Prioritäten setzen, Unvorhergesehenes einplanen, Unterbrechungen ausschalten, Rollen klar verteilen, delegieren, usw. Eine Analogie fand Lilli dann aber doch neu und treffend (auch wenn sie ein bisschen hinkt, wie das Analogien oft an sich haben):

Stellen Sie sich vor, Sie bekämen jeden Morgen 32400 Dollar zugeteilt. Was würden Sie damit machen, wenn Sie wüssten, dass am Abend das Geld, das nicht ausgegeben ist, verfällt? Und am nächsten Tag das gleiche wieder von vorne anfängt?

Als Lilli den Strolchen die Frage stellte, war der Reflex des grossen Strolches, das Geld auf die Bank zu bringen. "Nein, geht nicht", sagt Lilli. Man kann es nicht ansammeln, nur jeden Tag ausgeben. Da wussten sie nicht so recht weiter - der kleine Strolch würde ein Auto kaufen und eine PS4, danach hatte er keine Wünsche mehr offen.

Die vom Fortbildungsleiter gewünschte Antwort war, dass man sich gut überlegen würde, wie man das Geld ausgibt und es dann auch bis zum letzten Dollar verbraucht, damit es nicht einfach so verfällt. "Und jetzt stellen Sie sich vor, sie bekommen nicht 32400 Dollar, sondern 32400 Sekunden jeden Morgen. Das entspricht der freien Zeit neben Arbeit und Schlafen, die Ihnen jeden Tag zur Verfügung steht. Wie gehen Sie damit um?"

Ja, wie geht Lilli damit um? Sie denkt an all die Abende, die sie systematisch vor dem Fernseher verbringt, an all die "nicht ausgegebenen" Sekunden, die sie verstreichen lässt, ohne sie sinnvoll zu investieren. Das heisst nicht, dass Fernsehen generell sinnlos ist. Wenn sie mit den Strolchen auf dem Sofa kuschelt und gemeinsam eine fesselnde, unterhaltsame Serie sieht, ist das gut investierte Zeit mit viel Spass- und Zusammengehörigkeitsfaktor. Wenn sie aber automatisch zur Fernbedienung greift, ohne sich zu überlegen, ob sie nicht eigentlich lieber malen oder lesen oder stricken würde, und irgendeine Schrottsendung an sich vorbeiziehen lässt, bis es Zeit für die Nachrichten ist... ja, dann ist das grobe Verschwendung.

Mit Geld geht sie jedenfalls nicht so um.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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