Lilli macht platt

"Mutter und Kind sind wohlauf und das Mädchen heisst Danae", verkündet die Sekretärin im Büro. Alle freuen sich für die Kollegin, wundern sich aber über diesen nie gehörten Namen. "Wie schreibt man das" und "Wo kommt das wohl her", schwirren die Fragen um den Mittagstisch. Lilli räuspert sich, dann erklärt sie: "Danae, griechische Mythologie. Danae wird von Zeus vergewaltigt, der ihr in Form eines Regenschauers erscheint."

Die Kollegen sind platt, dass Lilli sowas weiss. Griechische Mythologie war schon immer ein Thema in ihrem Elternhaus, das hat nichts mit der Schulbildung zu tun (im Gegenteil, die Strolche lernen hier in Kanada mehr über griechische Mythologie als Lilli damals in ihrer deutschen Schule). Es sind nicht unbedingt nützliche Kenntnisse, aber irgendwie ist es für Lilli doch beruhigend, solche Verbindungslinien in die (sehr frühe) Vergangenheit knüpfen zu können. Daraus resultiert ein grösseres Verständnis der Menschheit oder ein grösseres Vertrauen darin, als Mensch an einem Gesamtkunstwerk teilzuhaben. Die alten Griechen, gar nicht so anders in ihren Erlebnissen und Bedürfnissen als die Leute heute, ein tröstender Gedanke.
Zwitschie (Gast) - 23. Okt, 17:20

Eine sehr frühe Vergangenheit mit Regenschauer-vergewaltigenden Göttern? Ich muss gerade schmunzeln, erscheint mir nicht wie das ideale Kindermärchen. Ich probiere es bei Gelegenheit mal aus und berichte von den Ergebnissen.

Lilli legt los - 23. Okt, 17:50

Nun, so klein war ich wohl nicht mehr, als es bei uns um griechische Mythologie ging. Und wahrscheinlich wählten meine Eltern auch so Umschreibungen wie "Zeus erschien ihr in Gestalt einer Regenwolke, und aus dieser Begegnung entstand Perseus" oder so. Wie die Gebrüder Grimm halt auch. Andererseits: wenn die Geschwister viel älter sind, bekommt das jüngste Kind vieles halt schon früher mit als Einzelkinder. Ich las ja auch mit 10 oder 12 das Hotel New Hampshire...

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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