Lilli ist estomaquiert
Seit Samstag abend überlegt Lilli, welches deutsche Adjektiv dem französischen "estomaqué" auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Denn wie einen Faustschlag in den Bauch empfand sie die Demonstration eines Freundes, der ja sooooo stolz auf seinen Ipad war und den Strolchen zeigen wollte, was für tolle Bücher es da völlig kostenlos zum Runterladen gibt. Zum Beispiel "Toy Story" von Disney: es sieht aus wie ein richtiges Buch, hat Seiten zum virtuellen Umblättern, aber die Bilder bewegen sich und der TEXT KANN VON EINER FREUNDLICHEN STIMME VORGELESEN WERDEN! So gross kann Lilli gar nicht schreiben, wie sie diese Erfindung grässlich findet. Denn es gibt ja drei Kategorien von Eltern:
Erstens, und das sind die besten: die Eltern, die ihren Kindern gerne vorlesen. Die es gemütlich und wichtig finden, mit einem sabbernden Kind zusammengeklebt auf dem Sofa zu sitzen, gemeinsam die Nase in ein Buch zu stecken und lange darin rumzulesen. Bilder anzusehen, Sachen zu finden und zu benennen, Fragen zu stellen, Farben zu erkennen, Buchstaben nachzufahren, Grössen einzuordnen, über Ängste und Träume zu sprechen und was man nicht noch alles Schönes mit ordinären Bilderbüchern anstellen kann.
Zweitens: die Eltern, die ihren Kindern nicht gerne vorlesen, es aber trotzdem tun, weil sie wissen, wie wichtig es für ihre intellektuelle Entwicklung blablabla.
Drittens: die Eltern, die Bücher und Filme in die gleiche Kategorie tun und gottfroh sind, wenn ihr Sprössling eine halbe Stunde Ruhe gibt. Geschichten für Kinder? Her damit, dann haben wir ein gutes Gewissen, das Kind kommt mit Literatur in Berührung und wir brauchen uns nicht weiter zu kümmern.
Natürlich ist es die zweite Kategorie, die sich vom Ipad einwickeln lassen und das Lesen mit den Kindern nach und nach aufgeben wird. Die erste Kategorie wird das elektronische Bilderbuch schulterzuckend abtun, weiss sie doch, dass Zeit mit den Eltern, Körperwärme und Raum für Diskussionen durch nichts in der Welt zu ersetzen sind. Die dritte Kategorie ist von vornherein verloren und hat schon vor Jahren damit angefangen, das Kind vor Baby Einstein zu setzen, dort kann sich im Prinzip auch durch den Ipad nichts mehr verschlechern. Die zweite Kategorie aber, die Verführbaren, die Schwachen, werden eine Weile hin- und hergerissen sein und sich dann mit ausgestreckten Armen in den Rachen des Löwen stürzen. "Ist doch das Gleiche, ob ich es ihm vorlese oder der Ipad", denken sie sich nach ein paar Wochen des Zögerns erleichtert, legen dem Kind das Ding in den Schoss, stehen vom Sofa auf und fangen an, Wäsche zu falten oder E-Mails zu lesen. Natürlich sind auch das die Eltern, die dem Kind ein Kuscheltier unter den Schoppen legen, damit man es nicht im Arm halten muss... Für diese Kinder der zweiten Kategorie läutet der Ipad ein dunkles Zeitalter ein, ganz egal, wie bewegt und bunt die Bilder auch sein mögen.
Erstens, und das sind die besten: die Eltern, die ihren Kindern gerne vorlesen. Die es gemütlich und wichtig finden, mit einem sabbernden Kind zusammengeklebt auf dem Sofa zu sitzen, gemeinsam die Nase in ein Buch zu stecken und lange darin rumzulesen. Bilder anzusehen, Sachen zu finden und zu benennen, Fragen zu stellen, Farben zu erkennen, Buchstaben nachzufahren, Grössen einzuordnen, über Ängste und Träume zu sprechen und was man nicht noch alles Schönes mit ordinären Bilderbüchern anstellen kann.
Zweitens: die Eltern, die ihren Kindern nicht gerne vorlesen, es aber trotzdem tun, weil sie wissen, wie wichtig es für ihre intellektuelle Entwicklung blablabla.
Drittens: die Eltern, die Bücher und Filme in die gleiche Kategorie tun und gottfroh sind, wenn ihr Sprössling eine halbe Stunde Ruhe gibt. Geschichten für Kinder? Her damit, dann haben wir ein gutes Gewissen, das Kind kommt mit Literatur in Berührung und wir brauchen uns nicht weiter zu kümmern.
Natürlich ist es die zweite Kategorie, die sich vom Ipad einwickeln lassen und das Lesen mit den Kindern nach und nach aufgeben wird. Die erste Kategorie wird das elektronische Bilderbuch schulterzuckend abtun, weiss sie doch, dass Zeit mit den Eltern, Körperwärme und Raum für Diskussionen durch nichts in der Welt zu ersetzen sind. Die dritte Kategorie ist von vornherein verloren und hat schon vor Jahren damit angefangen, das Kind vor Baby Einstein zu setzen, dort kann sich im Prinzip auch durch den Ipad nichts mehr verschlechern. Die zweite Kategorie aber, die Verführbaren, die Schwachen, werden eine Weile hin- und hergerissen sein und sich dann mit ausgestreckten Armen in den Rachen des Löwen stürzen. "Ist doch das Gleiche, ob ich es ihm vorlese oder der Ipad", denken sie sich nach ein paar Wochen des Zögerns erleichtert, legen dem Kind das Ding in den Schoss, stehen vom Sofa auf und fangen an, Wäsche zu falten oder E-Mails zu lesen. Natürlich sind auch das die Eltern, die dem Kind ein Kuscheltier unter den Schoppen legen, damit man es nicht im Arm halten muss... Für diese Kinder der zweiten Kategorie läutet der Ipad ein dunkles Zeitalter ein, ganz egal, wie bewegt und bunt die Bilder auch sein mögen.
Lilli legt los - 22. Jun, 05:00
[Liest übrigens gerade ein Buch online, weil das papierne = richtige irgendwo in einer Umzugskiste vergraben ist. Notlösung, die in keiner Weise befriedigt!]
Und wie geht das online-Lesen im Bett? Mit dem Laptop auf dem Kopfkissen?