Börse auf Tiefflug

Seit einiger Zeit – ach, seit allzu lange – kommt Monsieur geknickt nach Hause und murmelt als Begrüßung eine Zahl. „735“, „800“ und gestern sogar „1000“. Lilli weiß, dass es umso schlechter steht, umso höher die Zahl ist, denn sie zeigt die Punkte an, die die Börse im Lauf des Tages runtergerutscht ist. Trotzdem wäre ihr ein „Hallo“, ein Lächeln und gar ein Kuss zur Begrüßung lieber als die neueste Bilanz des börsischen Absturzes. So unterschiedlich können Menschen sein, sogar Menschen, die sich lieben. Die einen lassen sich von ganz speziellen Details runterziehen, die alles andere Gute in ihrem Leben (Gesundheit, Kinder, Freunde, ein liebevoller Partner, Käsekuchen) in den Schatten stellen, während die anderen es sich nicht erlauben, das, wofür sie dankbar sind, zu vergessen, weil ein Aspekt ihres Lebens bergab geht. Gestern also artete dieser Unterschied in einen bösen Streit aus, einen mit Tränen und schweren Vorwürfen.

Das ist es wohl, was man einen Börsenkrach nennt.
yonosequepasara - 7. Okt, 11:45

Ich hoffe inständig, dass sie sich ihre lebensfrohe Sicht der Dinge nicht verdrießen lässt. Was ich erhellend fand, war ein kleines Büchlein eines inzwischen verstorbenen Lebemanns, Connaisseurs und Börsengurus, André Kostolany.
Seitdem weiß ich zwei Dinge: Mehr über das System und dass ich kein Geld dafür habe....
Auf zur nächsten "Beziehungs-Hausse"!
:-) liebe Grüße nach Übersee, Yono

Lilli legt los - 7. Okt, 12:44

Lebensfroh oder naiv,

manchmal befürchtet Lilli, dass sie den Unterschied nicht kennt. Und über die Börse weiss sie vor allem eins: dass sie sich nicht damit auskennt...
yonosequepasara - 7. Okt, 16:32

Im Zweifelsfall lebensfroh.
Und der Weg der Erkenntnis, dass die Arebit nicht halb so wichtig ist, wie man meint, ist ein steiniger. Erinnere ich mich jedenfalls so dunkel...
Kratzbürste - 7. Okt, 12:16

Na ein kleines Küsschen müßte schon drin sein. Wenn ich es auch verstehen kann, daß es derzeit sehr frustrierend sein muß, die Geschehnisse an der Börse zu verfolgen.

Mein Ex hatte die Angewohnheit nachhause zu kommen, seine Klamotten zu wechseln, sich zu waschen und dann kam er erst zu mir um mich zu begrüßen. Damit kam ich nicht klar. Das alles hätte er auch tun können, nachdem er mich kurz begrüßt hat. Und er hat das auch gemacht, wenn er nicht gestresst war. Das gab viele Diskussionen ...
Heute gibt es ein Küsschen, eine Umarmung, und dann erzählen wir uns gegenseitig, was uns im Laufe des Tages so beschäftigt hat.

Lilli legt los - 7. Okt, 12:47

Ein echtes Dilemma, das

Einerseits möchte man ja schon, dass der Partner alles erzählen kann und zu Hause keine Rolle spielen muss, d.h. dass er sich so geben kann, wie er ist. Andererseits... wäre es manchmal doch schön, wenn er ein paar Kilo von dem Stress im Büro lassen könnte! Ich werd jetzt ganz nostalgisch und denke "Früher war das anders". Ach, traurig.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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