Im Flugzeug
Lilli sass am Gang, um sie herum stopften Leute ihre Rucksäcke in die Overheadbins, nur die vier Plätze der Mittelreihe waren noch leer. "Wenn sie beim Starten immer noch leer sind, leg ich mich da quer", dachte sich Lilli schon, da sah sie sie den Gang entlang kommen. Eine schwergewichtige Muslimin in meterweise Stoff, mit Handtasche, Windeltasche und einem einjährigen Mädel beladen, hinter ihr drei weitere Mädels mit Zöpfchen, Röckchen und Kniestrümpfchen, ein Traum in Rosa und alle nicht älter als sieben Jahre. "Wie bin ich froh, ich zu sein", dachte sich Lilli und nahm sich fest vor, helfend einzugreifen, wo sie gerade gebraucht werden könnte. Zu ihrem grossen Erstaunen aber waren die kleinen Mädchen Profis im Fliegen und kamen sowohl mit dem Gurt, als auch mit dem anschliessenden Apfelbrei ("Apfelbrei im Flugzeug!!!"), dem Rest des bei Air France immer noch üppigen Essens und dem mittels Tastbildschirm zu bedienenden Bordprogramm ohne das Einschreiten irgendwelcher Erwachsenen zu Rande. Auch die Mutter stülpte sich, kaum war das Baby auf ihr eingeschlafen, die Kopfhörer über, sodass von der gesamten Familie die nächsten sechs Stunden kein Pieps zu hören war. "Alle Achtung", mimte Lilli beim Aussteigen und lächelte der Frau anerkennend zu. Die lächelte zurück, stolz auf ihre Mädels und stolz auf sich selbst.
Lilli legt los - 28. Jun, 05:00
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