Strolche

Montag, 28. Januar 2013

Keine Frage

Wie das manchmal so ist, wenn die Kinder auf zwei verschiedene Schulen gehen, hat der grosse Strolch heute schulfrei und der kleine Strolch nicht. "Dafür muss der grosse Strolch heute zum Zahnarzt, das ist auch nicht gerade toll", meint Lilli den kleinen Strolch trösten zu können. "Zahnarzt ist immer noch besser als Schule", brummt der aber. Das hätte Lilli früher so nicht gesagt. Ob das nun am Zahnarzt oder an der Schule liegt?

Dienstag, 22. Januar 2013

Orientierungssinn von Sechstklässlern

"Hallo, ich bin bei F.", nuschelt der kleine Stroch mit vollem Mund ins Telefon. "Wie bitte?", muss Lilli nachfragen. Der kleine Strolch schluckt umständlich, räuspert sich, sagt es noch einmal. "Ok, dann hole ich dich dort nach dem Büro ab", bietet Lilli an, die genau weiss, dass der kleine Strolch im Dunkeln nicht gern unterwegs ist. "Wo wohnt F. denn?", will Lilli wissen. Kurzes Getuschel im Hörer, dann "277, Umgehungsstrasse". Da die Umgehungsstrasse schätzungsweise fünf Kilometer lang ist, will Lilli es genauer wissen. "Auf welcher Höhe denn ungefähr?" Darauf weiss weder der kleine Strolch noch sein Freund eine Antwort, ein Erwachsener scheint nicht in der Nähe zu sein. "Was ist denn in der Nähe?", hakt Lilli nach. Wieder eifriges Getuschel, dann endlich: "Ein Park und eine Kirche." Lilli verliert so langsam die Geduld. "Welcher Park, welche Kirche?" Der kleine Strolch wiederholt die Frage für seinen Freund, worauf lange nichts mehr kommt. Dann scheint dem Freund ein Licht aufgegangen zu sein: "Das Haus steht genau an der Kreuzung!" Na prima, denkt sich Lilli. "An der Kreuzung mit welcher Strasse?" "Na, Umgehungsstrasse", trompetet der kleine Strolch. Lilli gibt auf, sagt "Ok, alles klar, dann bis um sechs", und legt auf. Sie wird es googeln müssen.

Montag, 14. Januar 2013

Neues Kapitel

Plötzlich, eines Morgens beim Frühstücken, hebt man den Kopf von der Zeitung, blickt sinnend um sich herum und entdeckt, dass dem Haus, obwohl es schon seit Jahren bewohnt und eigentlich auch ganz funktionell ist, jegliche Persönlichkeit fehlt. Die Legos und Spielzeugautos sind weggeräumt, schon seit Jahren sind keine neuen Kratzer oder Bissspuren an den Möbeln dazugekommen, das letzte selbstgemalte Bild an der Küchenpinnwand stammt von 2009. Jetzt hat man keine kleinen Kinder mehr, sondern Teenager, die Musik hören oder zu Freunden gehen. Jetzt könnte man endlich mal ein schönes Möbelstück kaufen oder Sachen ganz bedenkenlos in Bodennähe aufstellen. Man bekommt ein Stück Persönlichkeit zurück, das lange hintan stehen musste. So lange, dass man es eigentlich gar nicht mehr vermisst, oder erst mal suchen muss, ob überhaupt noch was davon übrig ist. Seltsam.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Zeit für gute Vorsätze

"Ab jetzt werde ich mit Euch frühstücken", deklamiert Monsieur, der normalerweise in einer leicht verschobenen Zeitzone lebt und die Vertikale erst dann erprobt, wenn die Strolche schon aus dem Haus sind. Die Strolche sehen sich an und prusten los. Sie lieben ihren Vater, aber sie kennen ihn auch.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Hund schläft noch

Die Lebkuchen kommen in die rote Weihnachtsdose mit dem Hund drauf. Das Jahr über steht die Dose im Keller, aber dieses Jahr hat sie den Sommer auf dem Fenstersims verbracht und ist auf der Sonnenseite dementsprechend ausgebleicht. Ausgebeult ist sie auch ein bisschen, aber um nichts in der Welt würde Lilli die Dose gegen eine neue tauschen. Denn: es ist die Dose mit dem Hund. Als der kleine Strolch noch klein war, bewahrte Lilli die Dose im unteren Fach des Küchenschranks auf und der kleine Strolch war geradezu vernarrt in sie. Immer wieder krabbelte er zum Schrank hin, öffnete die Tür einen Spalt und verkündete dann zufrieden: "Hund schläft noch". Denn tatsächlich ist auf der Seite der Dose ein unter dem Weihnachtsbaum schlafender Hund zu sehen, die Schnauze gemütlich auf die Vorderpfoten gelegt, den Schwanz um sich gewickelt wie eine Schmusedecke. Damals sprach der kleine Strolch noch deutsch mit Lilli und freute sich über schlafende Hunde. Wenn Lilli ihm das erzählt, lacht er über sich selbst.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Das Problem mit dem Adventskalender

Dieses Jahr hat Lilli zwei Lindt-Adventskalender gekauft und für die jeweils 128 Gramm Inhalt einen horrenden Preis bezahlt. Prompt ist das Türchen, das der kleine Strolch am 2. Dezember aufmacht, leer. Ein Bestückungsfehler, vielleicht ist die Schokokugel auf den Fabrikboden gerollt oder sie befindet sich hinter einem anderen Türchen, das dann zwei Überraschungen bereit halten wird... man wird sehen. Ein Adventskalender, der die Vorfreude auf Weihnachten schüren soll, stattdessen aber jetzt jeden Morgen einen flüchtigen Moment des Zweifels auslöst - hoffentlich ist heute was drin! Was für eine köstliche Ironie.

Lilli und Ang Lee

In den letzten Jahren war Lilli mit den Strolchen "für Weihnachten" in einer Vorstellung. So richtig live, mit Leuten auf der Bühne, Klatschen und Sprite in der Pause. Sie haben den Nussknacker gesehen, Cirque Éloise, Lion King, sogar die Zauberflöte auf deutsch. Dieses Jahr ist das kulturelle Angebot nicht so ganz nach Lillis Geschmack, und kurzerhand läd Lilli die Strolche ins Kino ein (Lilli geht NIE mit den Strolchen ins Kino). Sie sehen "Life of Pi", die Verfilmung des gleichnamigen Buchs, das vor Jahren den Booker Preis gewonnen und den Montrealer Yann Martel zu einem Bestsellerautor gemacht hat. Wunderschön, wirklich. Lilli hätte es nicht besser auf die Leinwand bringen können.

Donnerstag, 29. November 2012

Vorfreude

Aus Deutschland ist ein Päckchen eingetroffen, das Lilli unter Protest der Strolche erst einmal weglegt mit der Begründung, es sei bestimmt erst für Nikolaus gedacht. "Vielleicht sollten wir es am 1. Dezember aufmachen, falls ein Adventskalender drin ist", schlägt der kleine Strolch vor. "Nein, Adventskalender ist das keiner, dazu ist es zu klein", meint der grosse Strolch mit kennerischer Miene. Ja, wer von wohlmeinenden Omas an Lego-Adventskalender gewöhnt wurde, findet so manches Päckchen klein. Dass es dafür aber ganz schön schwer ist, hat der grosse Strolch nicht überprüft. Lilli ist sich sicher, dass die Oma das Päckchen mit lila Inhalt bestückt hat. Das ist ihr (und bestimmt auch den Strolchen inzwischen) viel lieber als Legos...

Donnerstag, 22. November 2012

Mit 13

Der grosse Strolch erzählt Lilli, dass ihm ein Mädel in seiner Klasse anvertraut hat, dass der Klassenkamerad X homosexuell ist. Ohne über ihn lachen oder ihm schaden zu wollen, einfach als Tatsache. Lilli denkt daran, wie sie damals mit 22 zum ersten Mal mit der Homosexualität eines Freundes konfrontiert wurde und ist froh, nicht in der Haut des grossen Strolches zu stecken.

Lilli und die Auserwählten

Jetzt ist es so, dass der grosse Strolch Lilli Bücher empfiehlt, jahrelang war es eher umgekehrt. Lilli liest also, etwas widersträubend zwar, aber doch in den Bann des Jugendthrillers gezogen, The Maze Runner von James Dashner. Die künstlich auf jugendlich machende Sprache stösst Lilli zwar ab, und auch von der Vorhersehbarkeit mancher Geschehnisse ist Lilli peinlich berührt, aus den Händen legen kann sie es trotzdem nicht. Inzwischen hat sie den Strolch aufgeholt, und morgens und abends tauschen sie sich Band 3 aus, den ihnen eine Klassenkameradin namens Wang ausgeliehen hat. Ah, die Freuden des Abtauchens in ein packendes Buch...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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