Die Wahrheit über Schulphotos
Die Schule der Strolche lädt jedes Jahr einen Photographen ein, der alle Kinder reihum vor kitschigem Hintergrund ablichtet und die Photos dann – von Poster- bis Geldbeutelformat, auf Schlüsselanhängern, Kaffeetassen und Mousepads – für teures Geld an die Eltern verkauft, die diese dankbar zu Weihnachten an Begeisterung heuchelnde Verwandte weiterverschenken. Lilli hat diese Photos noch nie genommen, da sie stets unnatürlich wirken und mit den Strolchen, wie sie sie kennt, nur wenig gemeinsam haben. Dieses Jahr sind sie besonders befremdend, denn jemand muss dem kleinen Strolch gesagt haben, er solle den Mund zulassen, damit man seine Zahnlücke nicht sieht. Jetzt lachen nur seine Augen, während die Lippen einen dünnen Strich bilden und sein ganzes Gesicht nur danach schreit, endlich mit dieser Tortur aufzuhören. Ein 7-Jähriger ohne Zahnlücke – das ist wie ein Märchen ohne böse Fee, ein Krimi ohne Gangster… ein schwacher Abklatsch nur der wahren Sache, der die Leser kalt lässt.
Lilli legt los - 22. Okt, 09:25