Lilli, suchtgefährdet
Das hat Lilli nun davon: da wirft sie eine etwas verrückte Idee in die Luft, Monsieur fängt sie prompt auf und wirft sie ihr, konkreter jetzt, zurück: schau halt mal. Denn es ist ja so: Monsieur muss immer mal wieder beruflich und privat nach Québec, einer Stadt, die hundertmal schöner und sympathischer ist als Montréal und mit einem fast richtigen Schloss auf einer richtigen Klippe, einer Stadtmauer, kleinen buckligen Sträßchen und einer prickelnden Kulturszene alles zu bieten hat, was zu einem netten verlängerten Wochenende dazugehört. Außerdem müssen Lilli und Monsieur auch an Weihnachten, Ostern, dem Geburtstag der Schwiegermutter und anderen heiligen Tagen des Jahres nach Québec, wo sie bei Lillis Schwägerin auf knarzenden Ausziehsofas schlafen und so viel Intimität haben wie ein Eisverkäufer auf der Stuttgarter Königstraße. Die Idee also, sich in Québec eine klitzekleine Wohnung zu suchen, in der man kommen und gehen könnte, wie man Lust hat, nahm Gestalt an und ist der Grund dafür, warum Lilli nun hypnotische Stunden im Internet zubringt, wo sie Photos von Ledersofas vor alten Stuckwänden und Bädern mit blauen Blümchen ansieht und sich vorzustellen versucht, wie wohl die Wohnung insgesamt ist und ob es sich dabei um eine gute Anschaffung handeln könnte. Die Einblicke, die man dabei in fremde Leben erhält, sind besser als die Lektüre von „Bunte“ und machen mindestens genauso süchtig wie Gummibären. Lilli sitzt und schaut, klickt und schaut und kann ihre Augen nicht davon abwenden. Für manche Leute ist der Ikea-Katalog so gut wie Porno. Lilli hat jetzt noch etwas Besseres gefunden…
Lilli legt los - 28. Sep, 10:24