Mittwoch, 10. März 2010

Euphemismus

Lilli googelt „Kreislaufstörungen“ aus gegebenen Anlass. Schließlich ist es ihr nun zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen aus heiterem Himmel so schwindlig geworden, dass sie sich hinlegen musste und sich anschließend nur schleppend durch den Tag bringen konnte. Die damit verbundene Übelkeit, die Schweißausbrüche und die Angst, dass ihr das ja nicht nur zuhause, sondern auch auf der Straße oder im Büro passieren könnte, sind ausgesprochen unangenehm… Erste Recherchen ergeben außer der Diagnose „niedrigem Blutdruck“ nicht viel. Immerhin sei dieser auf die Dauer „nicht schädlich“, und nur, wenn man sich dadurch „stark eingeschränkt fühlt“, sollte man den Arzt aufsuchen. Mal sehen: fühlt sich Lilli durch die Tatsache, alles stehen und liegen lassen zu müssen, um sich schweißnass und zitternd aufs Sofa zu legen, stark eingeschränkt? Könnte man so sagen…

Montag, 8. März 2010

Kindsein heute

Ein Kuscheltier und ein grüner iPod: das sind die zwei Geburtstagsgeschenke, über die sich der kleine Strolch, seit heute stolze neun Jahre alt, am meisten gefreut hat. Das Vorpubertätsalter: eine Achterbahn, bei der sich Eltern gut anschnallen müssen!

Freitag, 5. März 2010

Schöne FeWo in Montréal

Ferien zu Hause haben den Vorteil, dass das Bett herrlich bequem ist, in der Küche alles so vorzufinden ist, wie man es braucht, und hinterher keine Wäscheberge anfallen, die die ganze Ferienstimmung im Handumdrehen zunichte machen. Sogar hübsch eingerichtet ist es hier, alle Achtung!

Dienstag, 2. März 2010

Ein paar Linien Schnee gefällig?

Vier Stunden waren Lilli und die Strolche heute Skifahren. Dazu 10 Minuten An- und Heimfahrt. Vier Stunden Sonne und weißes Geglitzer, wenn auch frühlingshaft nass und deshalb einigermaßen schwer wegzudrücken. Beim Abendessen hat Lilli Schmerzen in den Knien und heiße Backen, und auch die Strolche scheinen geradewegs zu glühen. Wenn Lilli in ihre Augen schaut, sieht sie die gleiche Müdigkeit, die sie in den Knochen spürt, aber auch die gleiche Begeisterung, die durch das rauschhafte Gleiten, die Geschwindigkeit und den Fahrtwind um die Ohren hervorgerufen wird. Ein Nachmittag nur, herausgehoben aus dem sonst immer gleichen Rhythmus des Alltags, an dem die Strolche keine Kinder sind und Lilli nicht die Mutter. Drei Verbündete nur, die zusammen die Hänge hinauf- und hinunterschweben. Ein paar Stunden, die gut tun wie zwei Wochen Ferien.

Montag, 1. März 2010

Elternratgeber gesucht, dringend.

Was macht man als Mutter, wenn der kleine Strolch die Autotür von vorne bis hinten mit einem wellenförmigen Kratzer versieht, weil er das Hockeytor allein aus dem hintersten Eck der Garage (am Auto vorbei) in den Hof wuchtet? Schimpfen ist irgendwie so zwecklos... schliesslich hat er es nicht absichtlich getan. Andererseits hätte er natürlich aufpassen müssen. Wieder andererseits aber steht das Hockeytor wirklich an einem doofen Platz in der zu vollen Garage. Und obendrein stand der grosse Strolch wohl tatenlos daneben, anstatt mit anzupacken. Also gibt es gleich drei Schuldige: den kleinen Strolch fürs Nicht-Aufpassen, den grossen Strolch fürs Nicht-Helfen und Lilli fürs Nicht-einen-intelligenten-Platz-finden für das doofe Hockeytor. Und nun?

Mittwoch, 24. Februar 2010

Später wird er es mir danken...

Was macht Lilli, wenn eine Geburtstagskarte aus Deutschland für den kleinen Strolch ankommt, während er in der Schule ist? Sie öffnet sie natürlich und nimmt zwei der drei Geldscheine raus, um sie auf dem Sparkonto des kleinen Strolches zu deponieren. Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie viel ein Neunjähriger für Kaugummi und Magic-Karten ausgeben kann, wenn er die Taschen voll hat…

Montag, 22. Februar 2010

Das Kreuz mit der Religion

Obwohl Lilli nicht katholisch ist, muss sie mit dem großen Strolch seit kurzem zum Kommunionsunterricht. Dieser neigt sich nach drei Jahren endlich dem Ende zu und verlangt für die letzten vier Unterrichtseinheiten vor der ersten Kommunion die Anwesenheit eines Elternteils. „La grande Halte“ werden diese vier Stunden pompös genannt und sind dabei so langweilig aufgezogen, dass Lilli nur innerlich den Kopf schüttelt. Da improvisieren sich ungelenke Helfer als Schauspieler, die ihre drei Zeilen über den König David von einem Spickzettel ablesen müssen. Da werden mühsame symbolische Bögen geschlagen, um von „Brot“ zu „Nahrung für den Körper-Nahrung für die Seele-Jesus ist die Nahrung unserer Seele-er opfert seinen Leib-deshalb gibt es beim Abendmahl Brot“ zu gelangen. Da scharren ungeduldige Füße auf dem nackten Boden des neonbeleuchteten Gemeinschaftsraumes der Kirche, der nicht mehr als ein nüchterner Keller ist und so einladend wie ein…. Kirchenkeller. Gegen Ende wird von den Eltern und Kindern verlangt, dass jeder spontan einen Satz zu einem improvisierten Gebet zusteuert, was alle bis auf eine Mutter, die die lastende Stille wohl nicht aushält, verbissen verweigern. Lilli fängt Blicke anderer Eltern auf, die alle heimlich fragen, wann diese Tortur wohl endlich zu Ende ist… Und dann fällt Lilli ein Satz ein, den sie bei einem Hockeyturnier auf ein Schild gesprüht entdeckt hat: „Sie dürfen so oft über die Organisation des Turniers meckern wie die Anzahl der Stunden, die sie freiwillig daran mitgearbeitet haben“. Also los, Lilli: wenn du den Zirkus in zwei Jahren mit dem kleinen Strolch nicht noch mal mitmachen möchtest, weisst Du jetzt, was du zu tun hast!

Mittwoch, 17. Februar 2010

Nächtliche Liebesdienste

Um zwei Uhr morgens liegt Lilli hellwach im Bett und sorgt sich um Jobbedingtes. Als sie Licht anmacht, um zur Ablenkung ein bisschen zu lesen, knurrt Monsieur grimmig neben ihr. Lieber soll sie ihm erzählen, was sie so bedrückt, anstatt jetzt Licht anzumachen, knurrt er. Also erzählt Lilli: von Tischen, die für den Messestand im März bestimmt zu klein sind, vom Laptop, der über Nacht eigentlich weggeschlossen werden müsste, anstatt im Messestand versteckt zu werden, vom Personal am Stand, das sich drauf verlässt, dass Lilli ihnen Händchen hält, was Lilli nicht vorhat, da das Ganze doch an einem Wochenende stattfindet… Monsieur knurrt immer mal wieder ermunternd, brummt ab und zu zustimmend und schnauft beruhigend. Dann schläft er wieder ein, und auch Lilli findet kurz darauf den Weg ins Niemandsland. Als sie sich heute morgen für sein verständnisvolles nächtliches Zuhören bedankt, fahren seine Augenbrauen nur ein winziges Stück in die Höhe, bevor er murmelt, dass das doch selbstverständlich war. Natürlich weiß Lilli ganz genau, dass er sich kein bisschen an letzte Nacht erinnert…

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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