Mittwoch, 14. April 2010

Ein Magen wie ein Ross

Marshmallows, Schokoladensosse und Frühstücksspeck: so sah der Teller des kleinen Strolches am Ostermorgen aus. Es lebe das nordamerikanische Frühstücksbuffet! Nur Lilli war wieder Spielverderberin und zwang den Jungen, auch noch eine Scheibe Brot mit aufzuladen. Mütter aber auch!

Montag, 12. April 2010

Erledigt

Lilli hat es geschafft. Sie hat endlich das Geburtstagsgeschenk für ihre Schwester auf die Post gebracht, mit nur zweieinhalb Wochen Verspätung. Lillis Schwester ist aber auch schwer zu beschenken: meist hat sie an den Opfergaben etwas auszusetzen und ist zutiefst beleidigt, wenn der Schenkende ihren Geschmack nicht haargenau getroffen hat. Als ob sie diesen kitschigen Maler gut finden könnte! Als ob ihr dieses Rostrot stehen würde! Und überhaupt, sie trägt doch gar keine Schals! Ein Buch von Amazon, fauler geht's ja nicht, und noch nicht mal in Geschenkpapier verpackt! Und SILBERschmuck! Wo sie doch allergisch ist... Lilli traut sich inzwischen nur noch, Bücher zu schenken, und ist nach einem letzten Anpfiff darauf übergegangen, nur noch solche Titel zu verschenken, die sie persönlich gelesen und für gut befunden hat. Wenn Lillis Schwester das dann auch Schrott findet, hat wenigstens auch mal Lilli einen Grund, tief beleidigt zu sein...

Wozu war Schenken noch mal gut?

Donnerstag, 8. April 2010

Crunch, crunch, crunch

Lilli wühlt sich durch ihre Steuererklärung durch. Addieren, multiplizieren, prozentieren, und wundert sich dabei, warum es wohl kein deutsches Gegenstück zum englischen Ausdruck „crunching numbers“ gibt. Dabei kommt sie sich wirklich vor wie das Krümelmonster, das einen Keks nach dem anderen in sich hineinstopft…. mit dem kleinen Unterschied vielleicht, dass das Krümelmonster daran Gefallen fand und sie nicht.

Mittwoch, 7. April 2010

Heisser Osterhase

Das kanadische Osterwetter war völlig aus dem Häuschen, da ein Tiefausläufer mexikanische Hitze vor sich her und doch tatsächlich bis nach Montreal geschoben hatte. Selbst in Québec, wo Lilli samt Familie übers Wochenende zu Besuch war, hatte es unglaubliche 29 Grad. Auf den Plaines d'Abraham, einem weitauslaufenden Park mit Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom, suhlten sich Hunderte von wärmesüchtigen Leuten im noch braunen Gras. Die jungen Männer hatten ihre T-Shirts ausgezogen und liefen mit grossen Hunden und Frisbees um die Wette, die Mädels liessen die T-Shirts an. Der grosse Strolch und Lilli fuhren Rollschuh und mussten ein ums andere Mal über Schneefelder hoppeln, die trotz der Hitze nicht schmelzen wollten. Das seltsame Wetter - garantiert ein besorgniserregendes Warnzeichen der globalen Klimaerwärmung - fühlte sich an wie Schuleschwänzen: man weiss, dass es nicht in Ordnung ist, geniessst es aber trotzdem.

Angstzustände

Lilli hat vor allem Möglichen Angst: dass es im Sommerurlaub regnet, dass jemand demnächst herausfindet, dass sie im Prinzip eine Mogelpackung ist, dass Monsieur eines Tages tot im Bett liegt. Monsieur hat Angst, zuzugeben, dass er überarbeitet ist und Hilfe braucht. Er hat Angst, seinen Job und damit seine Daseinsberechtigung zu verlieren und keine Antwort mehr parat zu haben, wenn ihn jemand fragt, was er von Beruf ist. Der große Strolch hat Angst, dass er ein Tor schießen könnte, das keiner sieht, oder eine so schlechte Note zu schreiben, dass sein Gesamtergebnis von A+ auf A abrutscht. Nur der kleine Strolch, der hat keine Angst. “Ich hab vor niemandem mehr Angst”, verkündet er stolz. Er hat den bösen Albert auf dem Spielplatz getroffen, im Beisein eines unverhofften gemeinsamen Freundes, und ist seitdem der Meinung, dass der böse Albert ihm aus Loyalität kein Haar mehr krümmen wird. Dass der böse Albert ihn vor ein paar Monaten noch an den Basketballpfosten fesseln wollte, kommt ihm jetzt geradezu lächerlich vor. Der kleine Strolch wölbt selbstsicher die Brust nach vorne. Seit der böse Albert aus dem Weg ist, steht ihm die ganze Welt offen.

Montag, 29. März 2010

Kosmos an Lilli

Fingerzeige des Schicksals kommen manchmal auf den seltsamsten Wegen daher: in einer alten "Brigitte", die Lillis Mutter nur als Ausstopfmaterial für das Osterpaket verwendete, wird im Jahreshoroskop für 2010 doch glatt behauptet: "Aussitzen wird der Kosmos nicht akzeptieren. Auch Ihre Beziehungen stehen unter Pluto-Einfluss - von sanftem Glück kann nicht die Rede sein. Wohl aber von intensivem Miteinander. Der Weg dorthin geht über die Fragen, wo die Liebe unverstellt ist und wo Erwartungen egoistische Züge bekommen haben." Lilli ist sprachlos. Da wissen die von Brigitte genau, was in Lillis Beziehung gerade los ist... und bohren den Finger genau dorthin, wo es Lilli am meisten juckt, nämlich in "egoistische Erwartungen". Wie man davon runterkommt, um sich darauf zu konzentrieren, was der Andere gerade braucht, anstatt immer nur rumzunörgeln, was man selbst nicht aus der Beziehung erhält, das haben die lieben Redakteurinnen aber nicht mit reingeschrieben!

Donnerstag, 25. März 2010

Lasst Blumen sprechen

Was bringt Männer nur dazu, sich mit Blumen zu entschuldigen? Warum unterstellen sie dem unschuldigen Tulpensträusschen die Fähigkeit, wieder gut zu machen, was sie sich selbst eingebrockt haben? Und wie soll man sich an Blumen freuen, die zusammen mit ihrer Schönheit eine Erinnerung an Unangenehmes überbringen? Lilli jedenfalls wäre es tausendmal lieber, wenn Monsieur Blumen aus dem Spiel lassen würde, aber sie versteht, woher der Impuls kommt: sein Vater schenkte in solchen Fällen Schmuck. Weshalb Lillis Schwiegermutter eine ganz ansehnliche Kollektion an Ringen und Halsketten aufzuweisen hat. Arme Frau...

Donnerstag, 18. März 2010

Das Gute an schlechten Nachrichten

Bis vor kurzem hatte Lilli den Eindruck, dass die bevorstehende Messe so ziemlich nicht zu überleben sei, da sie viel zu viel beunruhigendes Unvorhergesehenes mit sich bringen würde, für das Lilli die volle Verantwortung trägt. Jetzt aber, seit sie mit Monsieur dieses unglückselige Gespräch hatte führen und gleichzeitig so tiefsinnig über die Dimensionen ihrer Kaffeekanne hatte nachdenken müssen, ist die Messe in ihrer Prioritätenliste weiter nach unten gerutscht. Wie man nun die Technik vor Ort regelt, ob man nun genügend Fahnen hat und ob wohl das Personal auf der Höhe sein wird - Lilli winkt jetzt achselzuckend ab. Das wird sich morgen alles klären, vor Ort ergeben und überhaupt von alleine regeln, mit ein wenig Glück und gesundem Menschenverstand.

Als ob das menschliche Hirn nur in der Lage wäre, ein Problem nach dem anderen, nicht aber gleichzeitig ernst zu nehmen. Oder als ob es die Probleme ständig neu ordnet und ihnen je nach Risikopotential der Neuankömmlinge neue Punktzahlen zuweist, die sie in der Rangordnung nach oben oder unten rutschen lassen.

Komisch, schon wieder Mathematik...

Mittwoch, 17. März 2010

Die Geometrie des Paares

Komisch, dass man eine richtig traurige Diskussion haben kann, in der auf den Tisch kommt, dass man wohl kein richtiges Paar mehr ist, sondern eher eine Art Wohngemeinschaft, die zum Zweck der gemeinsamen (oder eher abwechselnden) Kindererziehung existiert, deren Mitglieder aber andernfalls meist getrennte Wege gehen - ob aufgrund von übergrossem Arbeitspensum, mangelndem Interesse oder einer seelischen Abnutzung, die nach fast zwanzigjähriger Beziehung vielleicht normal ist (so wie das "ordinary wear and tear", das in Monsieurs Verträgen immer wieder heraufbeschworen wird), sei dahingestellt - dass man also wichtige, zukunftsweisende, tieftraurige Diskussionen haben kann und gleichzeitig darüber nachdenkt, wie seltsam es doch ist, dass der Durchmesser der Kaffeekanne, die da vor einem auf dem Tisch steht, exakt genau so gross ist wie die Seitenlänge der Quadrate, die in das Tischtuch eingewebt sind...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6317 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

Credits

Web Counter-Modul


Laufen
Lillis Positiv-Pakt
Mitmenschen
Reise in den Abgrund
Selbständig arbeiten
Strolche
Zeitmanagement
Zonstiges
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
Blog Top Liste - by TopBlogs.de Blog Verzeichnis Bloggeramt.de