Montag, 2. August 2010

Nun mal ehrlich...

Kinder sind auch nur ganz normale Menschen. Und deshalb versteht man sich oft mit einem Kind besser als mit dem anderen. Hat einen besseren Draht zu ihm, versteht ihn auch ohne Worte, fühlt mit ihm und weiss, wovor er Angst hat. Während der andere uns manchmal Rätsel aufgibt oder eine Distanz fühlen lässt, die man zwar lässig und mehrmals am Tag überbrückt, nicht aber ohne ein Mindestmass an Energie aufbringen zu müssen, die uns die Existenz gerade jener Distanz in Erinnerung ruft. Kurzum - man kann es oft besser mit dem einen als mit dem anderen. Heisst das nun, dass man eines der Kinder lieber hat als das andere? Vorausgesezt, man könnte so etwas überhaupt messen? Hm?

Oder hat man die Kinder gleich lieb, nur nicht auf die gleiche Art und Weise?

Freitag, 30. Juli 2010

Viel-o-sophie

Unterm Apfelbaum.

Kleiner Strolch: Nichts plus nichts gibt nichts.
Lilli: ???
Kleiner Strolch: Luft plus Luft gibt nichts.
Lilli: Wenn man aber Luft in einen Luftballon bläst, wird er grösser. Das ist nicht Nichts.
Kleiner Strolch: Aber wenn man zuviel Luft reinbläst, platzt er.
Lilli: Und?
Kleiner Strolch: Dann hat man wieder nichts!

Dienstag, 22. Juni 2010

Rechteck

Letztes Jahr feierte Lilli ihren Geburtstag hoch in der Luft, dieses Jahr wird sie in einem Erdbeerfeld sitzen und in sich hineinstopfen, was die Erde an Süssem und Rotem hervorgebracht hat. Dabei wird sie sich wundern, wievel Neues sie in nur einem Jahr erlebt und tatsächlich auch überlebt hat, und wie sie dadurch zwar kein besserer, aber doch ein reiferer (kompletterer?) Mensch geworden ist. Passend dazu rührte sie ein Zitat, heute in der Mittagspause in einer Zeitschrift erhascht, fast zu Tränen: "Ich hoffe, dass ich am Ende sagen kann, mein Leben nicht nur in seiner ganzen Länge, sondern auch in seiner ganzen Breite gelebt zu haben."

Und die Breite, die fängt jetzt an, denn ab heute hat Lilli Ferien.

Montag, 21. Juni 2010

Lausiger Sonntag

Es gibt so Sonntage, da wacht man schlecht gelaunt auf, obwohl Sonntag ist. Da geht einem der Tagesplan gegen den Strich, weil der grosse Strolch um 11 Uhr Fussball spielt und man deshalb alles andere drumherum planen muss. Da ist es zu schwül, um draussen joggen oder Fahrrad fahren zu gehen, und die Vögel zwitschern zu laut, um drinnen ruhig Zeitung zu lesen. Da kündigt Monsieur an, arbeiten zu müssen, und lümmelt dann trotzdem lange vor dem Fernseher, um Fussball zu gucken - was Lilli schon allein wegen des Trompetengedöns auf die Nerven geht.

Es gibt so Sonntage, da will man einfach nicht. Und dann liefert einem das Schicksal ein richtig mieses Element, eine hammer schlechte Nachricht, als ob es uns lehren müsste, dass man sehr wohl hätte glücklich sein können an diesem blöden Sonntag, wenn man nur wollte. Weil all das, was uns missmutig stimmt, keine grosse Angelegenheit ist und man entweder lässig darüber hinweg gehen oder aber durch kleinste Entscheidungen eine positive Wendung herbeiführen könnte. Wozu man nur zu faul war, weil man gerne bedient werden möchte, anstatt sich sein eigenes Glück zusammenzubasteln.

Hinterher stellte sich heraus, dass der kleine Strolch doch keine Kopfläuse hatte. Lilli hätte die Apothekerin am liebsten in die Arme genommen. Stattdessen atmete sie tief durch, holte die Fahrräder aus der Garage und strampelte glücklich mit den Strolchen durch die feuchte Hitze des Nachmittags.

Montag, 7. Juni 2010

Moment mal

Manchmal ist es ja so, dass man sich über die unaufgeräumte Garage ärgert, man dieses löbliche Projekt aber nicht in Angriff nehmen kann, solange nicht der Wäscheberg beseitigt ist, dieser aber diese Woche besonders gross ist, weil man seine Zeit mit Papierkram zubringt, der noch wichtiger ist als die Wäsche oder die Garage. Es ist aber die Garage, die an einem nagt, und da man kaum über den Wäscheberg oder den Papierstapel hinwegsieht, beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass der Alltag uns auffrisst, bevor man dazu kommt, irgendetwas Konstruktives zustande zu bringen in seinem ganzen, kleinen, mit Nichtigkeiten zugemülltem Leben. Man fängt an, zu glauben, dass man für alle Zeiten glücklich sein würde, wenn man nur eine aufgeräumte Garage hätte, dass aber dieser seelische Zustand ins Unerreichbare abdriftet, da sich der Papierkram und vor allem die schmutzige Wäsche Woche um Woche wie durch einen besonders teuflischen Zauberspruch von selbst erneuert.

Dann kommt der Tag, an dem der Papierkram erledigt ist und schon morgens um 9 Uhr die zweite Maschine Wäsche läuft. Dann könnte man endlich - ENDLICH - die Garage aufräumen und für alle Zeiten glücklich sein. Tut man aber nicht. Statt dessen kauft man frischen Rhabarber und macht einen dieser Aufläufe mit Streuseln obendrauf, die mit Schlagsahne gegessen werden müssen und so eine schöne Abfolge von sauer, süss und knusprig im Mund erzeugen, dass man tatsächlich wie in der Joghurtwerbung die Augen schliesst, um besser geniessen zu können. Und vertagt das grosse Glück der aufgeräumten Garage auf einen späteren Zeitpunkt. Jawohl, manchmal will man nur ein kleines Glück, dieses aber sofort.

Montag, 31. Mai 2010

Für's Leben lernen

Da sag noch einer, in der Schule lerne man nur abgehobenes Zeug ohne Bezug zur Realität: Der grosse Strolch hatte vor kurzem eine Unterrichtseinheit zum Them "Glücklich sein". Auszug aus seinem Heft:

Mit Geld kann man ein Bett kaufen, aber nicht den _________.
Mit Geld kann man ein Haus kaufen, aber nicht eine _______________.
Mit Geld kann man ein Buch kaufen, aber nicht das _____________.
Mit Geld kann man alles kaufen, aber nicht das _______________.

So, jetzt sind Sie dran.

Donnerstag, 27. Mai 2010

An der Schwelle

Kindergeburtstage sind Übergangsriten, darüber hat Lilli sogar mal einen Artikel geschrieben. Wer das Ritual nicht richtig ausführt, überschreitet die Schwelle ins neue Lebensjahr nicht, d.h. er "fühlt" sich nicht so, als ob ein neuer Lebensabschnitt begänne. Deshalb muss also auch das elfte Lebensjahr noch mit einem Kindergeburtstag gefeiert werden, darauf hat der grosse Strolch bestanden und Lilli hat sich gefügt. Allerdings hat sie keine Wettspiele mehr organisiert, keine kleinen Überraschungstütchen mehr gefüllt, keine Luftballons mehr aufgeblasen (das wiederum nur, weil ihr davon schlecht wird und die Strolche es noch nicht können). Die Freunde wurden eingeladen, mehrmals abgefüttert, zum Minigolf und zurück gekarrt und anschliessend mit diversen Bällen (ein Ball ist ein Freund!), Federballschlägern, Hoolahoop-Reifen und einem Basketballkorb allein gelassen, um sich zu amüsieren, wie es ihnen gutdünkt. Lilli sass zum Schluss nur noch als Zuschauer dabei, trank Kaffee und löffelte Reste von Sahnetorte von den Tellern. Letztes Jahr noch wollten sie Topfschlagen spielen... und nächstes Jahr? Lilli kommt es so vor, als ob dieser 11. Geburtstag nicht nur die Schwelle in ein neues Lebensjahr markiert, sondern auch das Ende einer Kinderzeit, aus der der grosse Strolch nun rausgewachsen ist. Stillstand, so gerne man ihn auch eine Weile hätte, weil er so bequem und kuschelig ist, gibt es keinen...

Freitag, 21. Mai 2010

Der sechste Band der Trilogie

Lilli liest "And another thing" von Eoin Colfer: dieser irische Autor, allseits für seinen Artemis Fowl bekannt, durfte zu den bereits erschienenen Bänden der "Per Anhalter durch die Galaxie"-Reihe noch einen draufsetzen, nachdem Douglas Adams überraschend gestorben ist, bevor er sein Werk selbst vollenden konnte. Lilli erinnert sich daran, wie sie die Bände glucksend vor Lachen verschlang und nichts Witziger finden konnte als den unglückseligen Arthur Dent, der nach der Zerstörung der Erde ziellos durchs Weltall segelt. Die Antwort "42" auf die Frage nach dem Sinn des Lebens fand sie genial, die Sache mit den Delphinen auch, und dass man im Restaurant am Ende der Galaxie einen Tisch buchen konnte, brachte sie fast um vor Neid.

Jetzt, kaum hat sie die Nase in das Buch gesteckt, geht ihr der wortreiche Quatsch schon nach ein paar Seiten auf die Nerven. Was wiederum nicht heisst, dass es ein schlechtes Buch ist: nur ihr Geschmack hat sich in den vergangenen, hm, 26? Jahren, ein bissel geändert. Mit anderen Worten: Lilli ist auf ein anderes Raumschiff umgestiegen...

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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