Freitag, 13. März 2015

Blatt vor dem Mund

Schon öfter hat Monsieur jähzornig reagiert, wenn es um Erziehung ging. Er ist strenger als Lilli, wurde selbst auch viele strenger als sie erzogen, was sein Verhalten vielleicht erklärt, aber nicht entschuldigt. Dieses Mal ist Lilli nicht unschuldig an der Ausgangssituation, aber selbst als sie sich entschuldigt und danach versucht, ruhig zu diskutieren, wird er laut und verletzend.

Nach dem Sturm googelt sie "strenger Vater", was zu allen möglichen Foren führt, die Ratschläge von "in Ruhe mit ihm reden, wenn die Kinder im Bett sind" bis "da ist nichts zu machen, trennt Euch Eurer Kinder zuliebe" anbieten. Eine Anfrage lautet: "Mein Mann ist so ein Kotzbrocken". Da muss sie dann doch lachen, bei all der Heulerei.

Donnerstag, 5. März 2015

So was gibt's auch

Der grosse Strolch bedankt sich im Lauf des Tages dreimal, weil Lilli ihn anderthalb Stunden an den Skihang zu den Freunden gefahren hat - und abends wieder zurück. Lilli erwidert, dass sie auch einen schönen Tag hatte, so einen Ferientag mitten in der Woche, dank seiner Idee. Dann bedankt sie sich beim kleinen Strolch dafür, mit ihr langlaufen gegangen zu sein, was, wie sie wohl weiss, nicht sein Ding ist. Und guter Laune noch dazu. Worauf der kleine Strolch sagt, dass er sich freut, wenn sie sich gefreut hat.

War gestern vielleicht Vollmond oder was?

Dienstag, 3. März 2015

Aus

Wenn sich Eltern darum streiten, wie mit einem schwierigen Jugendlichen umzugehen ist, geht davon oft die Beziehung in die Brüche. Seltsam: am Anfang gab es nur die Liebe zwischen den Eltern, aus der heraus das Kind entstanden ist. Dann bringt das Kind diese Liebe zu Ende. Bei Freunden von Lilli und Monsieur ist das jetzt so. Der Sohn, 17 Jahre alt, zieht aus, weil er nicht mit dem Vater klarkommt und dieses durch allgemeine Aufmüpfigkeit, aber auch durch gewalttätiges Verhalten gegenüber den kleinen Geschwistern zum Ausdruck bringt. Die Mutter will schlichten, der Vater befürwortet den Auszug, die Mutter wirft dem Vater vor, den Jungen vergrault zu haben, der Vater wirft der Mutter vor, seine Autorität zu untergraben, die Mutter wirft dem Vater vor, zu viel Autorität und zu wenig Kommunikationstalent zu haben, der Vater wirft der Mutter vor, zu viel zu reden und zu wenig zu handeln. Beide fühlen sich im Stich gelassen - vom anderen, aber auch vom Sohn, der sich nicht in das Leben der Familie einfügen lassen will. Jetzt ist der Sohn weg, die Ehe kaputt, die Familie der kleinen Geschwister kaputt.

Gut wäre es, wenn man den Film nochmal anschauen und analysieren könnte, ab wann etwas falsch zu laufen anfing. Damit alle Eltern davon lernen.

Montag, 2. März 2015

Tortur

Die Steuererklärung der Schwiegermutter machen müssen, während Monsieur Curling guckt. Nicht genug, dass es Spalte um Spalte an Zahlen einzutragen gilt, man wird dazu auch noch mit "HARD! HARD! HAAARDER!" angefeuert...

Samstag, 28. Februar 2015

Rekordkälte

Februar 2015 war anscheinend der kälteste Februar in 115 Jahren.

Warm ums Herz wird's einem davon aber auch nicht.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Es geht aufwärts

Im Skibus, in den Lilli und Monsieur steigen, herrscht extrem gute Laune. Und gute Musik aus dem Radio. Ein Vater steigt mit seiner schätzungsweise 9jährigen Tochter dazu, hört kurz hin und sagt: "Hey, Jade, das ist doch Dein Lied!" Monsieur will wissen, wie es heisst. Der Vater erklärt beglückt: "Es heisst Take me to Church und es ist die erste Musik, die meiner Tochter gefällt und mir nicht sofort zu den Ohren rauskommt."

Ein Meilenstein in jeder Vater-Tochter-Beziehung.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Eine Reise in den Frühling

Je älter man wird, umso älter werden auch die eigenen Eltern. So sind Lillis Eltern bereits über 80 und damit in einer Zone, in der früher banale Geschehnisse plötzlich schreckenhaft alptraumartige Ausmasse annehmen. "Der Papa ist heute nacht hingefallen, als er aufs Klo wollte, und ich konnte ihn nicht aufheben", erzählt Lillis Mutter zum Beispiel und ist selbst erstaunt, wie hilflos sie geworden sind, wie zerbrechlich, wie machtlos angesichts der Schicksalsschläge, die da jetzt auf sie warten. Ob sie noch einmal nach Menorca fliegen werden, wissen sie nicht, aber dass einer von ihnen irgendwann die Kellertreppe runterfliegen und dort mit einer gebrochenen Hüfte auf den kalten Fliesen liegen wird, wird mehr und mehr zur Gewissheit. Lilli, 6000 Kilometer entfernt, kann nur mitfühlend in den Telefonhörer seufzen.

"Der Papa braucht jetzt ein Hörgerät", ist auch so ein Satz. Angst schwingt mit vor dem neuen Hausbewohner - ein Ding hinter den Ohren, das pfeifen wird oder drückt oder sich entzündet.

Im Mai wird Lilli nach Hause fliegen. Allein, damit sie wirklich Zeit für die Eltern hat. Ein bisschen gruselt sie sich davor.

Animierte Diskussion

Bei der Oscar-Verleihung tritt eine Sängerin auf, die Lilli nicht kennt. "Ist das Ariana Grande?", fragt sie den kleinen Strolch. "Nein, die singt anders", antwortet er. Lady Gaga ist es aber auch nicht. "Ich weiss", sagt Lilli. "Das muss die von "Frozen" sein." "Aber Mama, das sind doch keine richtigen Leute!", erwidert der kleine Strolch prompt.

Danach muss er so über sich selbst lachen, dass seine Lippe aufspringt.

Donnerstag, 19. Februar 2015

Wortlos

In Lillis Firma arbeiten knapp 800 Menschen in über die Stadt verstreuten Standorten. Lilli kommt nicht mit allen in Kontakt, manche sieht sie überhaupt nie, mit anderen hat sie regelmässig oder sporadisch E-Mail-Verkehr. Durchschnittlich einmal pro Woche erhält sie eine Todesanzeige vom Personalwesen, "Wir bedauern, den Tod von X, Vater von Y, Sekretärin in der Informatikabteilung, bekanntgeben zu müssen. Die Trauerfeier findet am Samstag usw." Diese Anzeigen gibt es nur, wenn die Mitarbeiter es ausdrücklich wollen. Manchmal wird Ort und Uhrzeit der Beerdigung bekanntgegeben, manchmal aber auch nicht, wenn die Leute nicht wollen, dass ihre Kollegen dort auftauchen. Die meisten aber wollen mitteilen, dass sie einen Todesfall in der Familie haben. Damit sie es nicht jedem einzeln erzählen müssen, damit die Kollegen verstehen, warum sie anders sind als sonst oder warum die Arbeit im Moment nicht so vorangeht, wie man es von ihnen erwartet.

In den fünf Jahren, in denen Lilli dort arbeitet, sind also schätzungsweise 250 Leute gestorben, die mit ihren Kollegen verwandt waren. Heute aber war es nicht "Vater von Y" oder "Schwägerin von Z", sondern die Tochter eines Kollegen. Zwanzig Jahre, Autounfall. Normalerweise schreibt Lilli eine E-Mail, um dem Kollegen ihr Beileid auszusprechen. Heute aber wollten die Worte nicht kommen. Beim Googeln stiess sie auf ein Zitat von Victor Hugo, der um seine Tochter Leopoldine trauert: "Tu n'es plus là où j'étais, mais tu es partout là où je suis" (Du bist nicht mehr da, wo du warst – aber du bist überall, wo wir sind.) Es wird ihm nicht helfen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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