Mittwoch, 14. Oktober 2015

Sehen Sie schön?

Seit Lilli einen Malkurs macht, sieht sie Sachen um sich herum aus einer anderen Perspektive. Ihr kommt es vor, als hätte der Malkurs Zonen ihres Gehirns stimuliert, die sonst nur so vor sich hin vegetieren. Die Lehrerin hatte ihnen aufgetragen, inspirierende Bilder mitzubringen. Deshalb "sieht" sich Lilli jetzt aktiv nach Schönem um, wo sie vorher nur Gegenstände ohne sinnliches Potential wahrnahm. Heute morgen zum Beispiel: die Taschentuch-Spenderbox. So ein schönes Blumenmotiv, das wird sie am Samstag versuchen zu kopieren, um dieses Licht- und Schattenspiel auf den Blütenblättern zu lernen. Praktischerweise hat sie dann auch gleich Taschentücher dabei, denn der erste Schnupfen hat schon seine Opfer gefordert...

Logisch

Seit dem Sommer macht der grosse Strolch die Tür seines Zimmers zu. Und zwar nicht nur dann, wenn er Gitarre spielen und die anderen nicht stören will, sondern auch bei stillen Beschäftigungen wie Hausaufgaben machen oder lesen. Kein Wunder kommt Lilli sich ausgeschlossen vor.

Montag, 12. Oktober 2015

Das kann Lilli ganz alleine

Am langen Erntedankwochenende fuhr Lilli nach Kingston. Allein mit dem kleinen Strolch, denn der grosse Strolch hatte keine Lust Hausaufgaben und Monsieur hatte Halsweh. Also 300 km hin und wieder zurück auf unbekannter Strecke, dazu parken am Hotel und tanken.

Wieso schreibt sie dafür einen Blogeintrag? Weil sie ganz schön stolz auf sich ist, das allein gepackt zu haben. Klar kann sie autofahren und so furchtbar kompliziert ist die Strecke Montréal-Kingston nicht - wie überhaupt alle Strecken in Kanada, da es da keine allzu grosse Auswahl an Autobahnen und Streckenführungen gibt. Trotzdem. So ganz selbstverständlich war das nicht, aber sie hatte es versprochen und wäre sich dämlich vorgekommen, nur nicht zu kommen, weil sie es sich allein nicht zutraute. Wo kämen wir denn da hin?! Nach Kingston zur Nichte jedenfalls nicht.

Montag, 5. Oktober 2015

Oktober auf dem Fahrrad

Morgens auf dem Radweg wird es einsam. Die allzu kälteempfindlichen Menschen haben sich für Oktober eine Monatskarte gekauft und ihr Rad in den Keller gestellt. Die anderen sehen zwar zum Brüllen komisch aus mit ihren Mützen unter den Helmen, den Strumpfhosen, Stulpen und Handschuhen, aber sie nicken sich jetzt, wenn sie einander begegnen oder überholen, hochachtungsvoll zu. Die wahren Helden, die sind jetzt unter sich.

Samstag, 3. Oktober 2015

Neues Wort

Im Moment schläft Lilli schlecht. Sie träumt wirres Zeug, wacht um halb drei auf und wirft sich dann hin und her. Schuld daran ist... nun ja, vieles. Arbeit. Monsieur. Strolche. Herbstanfang. Zu viel Pizza. Und nicht zuletzt Allergien, die seit Mai dauern und jetzt noch einmal zur Hochform auflaufen.

Heute abend hat Lilli keine normalen Allergietabletten mehr. Diejenigen nämlich, die sie seit Monaten schon nimmt, die 24 Stunden wirksam sind und nicht schläfrig machen. Sie hat aber noch Benadryl. Nun, warum nicht. Sie wird sich, wie vor kurzem doch tatsächlich in einer Fernsehserie gehört, ins Bett "benadrylieren". Dann schläft sie hoffentlich mal wieder eine Nacht durch.

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Lilli recycelt

Heute hat Lilli ein Buch ausgesetzt. Das macht sie manchmal, wenn es ganz nett zu lesen war, sie es aber wohl nie wieder lesen, niemandem in ihrer nähreren Umgebung empfehlen oder leihen und deshalb auch nicht behalten wird. Nur nicht zu viel Zeug ansammeln! Deshalb: das Buch an einem gut frequentierten Ort liegen lassen (vorher nachgucken, ob auch keine Liebesbriefe oder sonstige kompromittierenden Botschaften drin stecken geblieben sind) und hoffen, dass sich jemand über den Fund freut. Sie hat in Deutschland schon dementsprechende öffentliche Bücherregale (in Tübingen gibt es auch einen Bücherbaum) gesehen, aber hier muss Papier gut geschützt gegen Wind und Wetter in Umlauf gebracht werden. In der Metro, der Kantine oder - wie heute bei Lilli - der Umkleidekabine.

Es kann natürlich sein, dass es morgen immer noch da liegt. Dann muss sie "Zum Mitnehmen" draufschreiben, damit sich einer traut.

Mittwoch, 30. September 2015

Kleines Wunder

Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, muss manchmal um die Ecke denken. Gestern zum Beispiel fuhr Lilli nicht in ihr Büro, das mit einer Dusche ausgestattet ist und dem Radler die Möglichkeit bietet, frisch gewaschen und geföhnt (wer das für nötig hält) am Arbeitsplatz zu erscheinen. sondern in eine Zweigstelle, die solche Annehmlichkeiten nicht bietet. Lilli ging davon aus, sich dort ein stilles Örtchen zu suchen, um eine kurze Katzenwäsche vorzunehmen - doch die Zweigstelle war noch geschlossen, es gab keine Klingel und Telefonnummer hatte Lilli auch nicht dabei. Ein Spaziergang durch die Nachbarschaft liess Lilli feststellen, dass es sich in diesem Viertel von Montréal um eine eher vernachlässigte Wohngegend handelte, ohne Kaffees, Restaurants oder Supermärkte - "un désert alimentaire", eine Lebensmittelwüste, wie man hier sagt. Dann aber fand Lilli ein Gebäude, dessen Türen weit offenstanden, wo Menschen schon geschäftig zugange waren, das Lilli herzlich aufnahm und ein winziges, aber sauberes und frisch renoviertes Klo zu bieten hatte - die polnische Kirche der Dreieinigkeit. Eine Viertelstunde später hatte Lillis sich aufgemöbelt und trat, ganz im Sinne der katholischen Kirche "wie verwandelt" wieder ans Tageslicht.

Dienstag, 29. September 2015

Schritt für Schritt

Lillis Malkurs scheint nichtgeahnte kreative Kräfte in Umlaufbahnen um ihr Gehirn freizusetzen. Plötzlich kommt sie auf Ideen, die ihr in ihrer bisherigen Karriere als Bewohnerin von Montreals Peripherie abwegig erschienen wären. Also so Sachen, die man einfach nicht macht, weil keiner sie macht, man sie bisher nie gemacht hat und auch keiner davon in der Zeitung geschrieben hat. Zum Beispiel nach dem Malkurs, weil so schönes Wetter war (ist ja hier ständig diesen Sommer), nach Hause zu LAUFEN. Zu Fuss.

Sie hatte sich extra ihre Wanderschuhe mitgenommen und deshalb ihr Bild (das sowieso noch nicht fertig war) an der Uni gelassen. Der Weg ging am Fahrradweg entlang (manchmal lief sie auch AUF dem Fahrradweg, was sie als Radlerin immer hasst, aber immerhin weniger als die Rollerblader), am Fluss entlang, über den Fluss drüber, und das herbstliche Wetter tänzelte jubilierend neben ihr her. Zweieinviertel Stunden später war sie zuhause, mit einer wunden Stelle am linken Fuss, aber dem guten Gefühl, sich ein neues Niveau von Selbständigkeit errungen zu haben. Falls mal die Metro, die Busse, Taxis und der Zug nicht fahren sollten, weiss sie jetzt, dass es auch noch eine andere Möglichkeit gibt, wieder heim zu kommen. Schön.

Montag, 28. September 2015

Lillis vegetarisches Wochenende

Die Falafel waren so schlecht, dass ihr Genuss genau umgekehrt proportional zum Aufwand der Herstellung stand. Erst 24 Stunden einweichen, dann mit allen anderen Zutaten vermischen, noch mal eine Stunde ruhen lassen, Bällchen formen... wofür? Für einen faden Kichererbsenbrei, der im Mund aufzuquellen und Dimensionen anzunehmen schien, die das Runterschlucken fast unmöglich scheinen liessen. Da muss nochmal recherchiert werden - schliesslich hat Lilli einen ganzen Sack davon gekauft, der noch für etliche Rezepte herhalten werden muss.

Die rote Linsensuppe war gut, was nicht von ungefähr damit zusammenhing, dass ein Rest Hähnchenfleisch mitköcheln durfte.

Der Birnenkuchen mit Nessys Quark-Öl-Teig war richtig lecker, wenn sich der Teig auch nicht so recht entscheiden konnte, ob er nun ein Ruhr- oder ein Knetteig sein wollte. Lillis Handmixer jedenfalls meinte zum Schluss, dass es doch eher ein Knetteig war, und gab dementsprechende Rauchzeichen von sich. (Jetzt erst entdeckt - auf Nessys Foto sind Knethaken zu sehen, sowas Kraftstrotzendes hat Lillis Quirl natürlich nicht).

Die Entdeckung des Wochenendes aber war ein Rezept für Fladenbrot aus der Pfanne (zur Linsensuppe). Sehr lecker, aussen knusprig und innen ein wenig feucht, fast wie Nanbrot beim Inder. Das, meinten die Strolche, dürfe Lilli gerne öfter machen. Sie haben halt doch schwäbisches Blut in den Adern, gell.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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