Warum der Einzelhandel stirbt (2)

Lilli braucht ein Hemd für den kleinen Strolch. Und weil der "auf den Rahmen einer Katze aufgezogen" ist, wie ein Kollege von Monsieur immer sagte, hätte sie gern eines von den eng geschnittenen, extra langen Modellen, wie es sie bei Herrenhemden ja gibt (ganz im Gegensatz zu Damenblusen, aber das ist eine andere Geschichte). Im Fachgeschäft türmen sich die Hemden, zusammengelegt und mit 47 Stecknadeln zusammengehalten, in Fächern, die vom Boden bis zur Decke reichen.

- Ach, Entschuldigung, ich suche ein Hemd, Kragenweite soundso, eng und lang geschnitten.
- Ja, haben wir. Da müssen Sie nach dem Etikett suchen, auf dem "eng" und "lang" steht.
- Und wo finde ich diese Modelle?
- Ja, wie gesagt, da müssen Sie nach dem Etikett suchen. Wir haben die Hemden hier nach Preisen sortiert, nicht nach Modellen.

Und damit wird Lilli allein gelassen, denn das Personal ist damit beschäftigt, die anprobierten Hemden wieder fein säuberlich zusammenzulegen und zuzustecken. Wenn sie nur die Leute besser beraten würden, würden die Kunden auch nicht so viele Hemden auf gut Gluck anprobieren, oder? Dann müssten die Verkäufer weniger Hemden wieder zusammenlegen und hätten mehr Zeit, die Leute besser zu beraten, usw.

Mit leeren Händen verlässt Lilli das Geschäft. Ob es wohl Hemden auch auf Amazon gibt?
T.M. (Gast) - 23. Dez, 11:06

Ich wollte mal ein Kleidungsstück kaufen (das kommt längst nicht jedes Jahr vor, aber diesmal war es ernstgemeint), Da sacht mir die Schnalle hinterm Tresen "Das trägt man heut nicht mehr." Das war alles. Die meinte, das sei eine Antwort. Damit hatte es sich ihrerseits auch vollständig erledigt. Ich sagte "Ich frage aber gerade danach, weil ich das tragen will." Sie erneut "Das trägt man heut nicht mehr." Da sag ich "Was trägt man denn heute?" Sie: "Das müssen Sie doch wissen." - Ehrlich, wer braucht solche Verkäuferinnen? Die hat ihren Beruf gar nicht verstanden. Ihr Chef sollte die auf der Stelle unter Hervorbringung von Scheltworten und mit Hilfe einer Reisigrute aus dem Laden hinauskomplimentieren.

Lilli legt los - 23. Dez, 12:08

Ich versteh auch nicht, dass den Verkäufern niemand auf die Finger klopft. Sieht das denn niemand, wie schlecht die sind??? Das Personal des Hemdengeschäfts war zudem schlecht gekleidet - von denen würde ich gar keinen Ratschlag zu "Was man heute trägt" entgegennehmen. Abgelatschte Schuhe zum Anzug, eine zu enge oder zu kurze Hose, fettige Haare - das hat nichts mit persönlichem Stil zu tun, sondern ist schlicht und einfach unelegant.

Jetzt gibt's vielleicht Leute, die sagen, ich gehe in das falsche Geschäft und für guten Service muss man zahlen. Klar gehe ich nur in mittelgute Geschäfte, denn ich habe auch nur ein mittelgutes Gehalt, aber das ist keine Entschuldigung für unqualifiziertes Personal. Wie gesagt, die Alternative für mich ist nicht, in ein "besseres" Geschäft zu gehen und mehr zu zahlen, sondern ein Online-Angebot. Dann schaffen sich diese Verkäuferjobs von ganz alleine ab.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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