Werbung und Wirklichkeit
Seit den ersten Anzeichen des Sommers werden die kanadischen Konsumenten mit Werbung für Balkon- und Gartenmöbel bombardiert – klar, die Saison ist so kurz, dass man die Trommel schon kräftig rühren muss, sonst färben sich wieder die Bäume rot und alle denken nur noch an den Kauf von Schneepflügen.
Die Broschüren und Anzeigen sind natürlich sehr schön, die Gärten darin mit bunten Blumen bestückt, und die Neuheit dieses Sommers besteht in einer kreisrunden Liege, die ihre Verwandtschaft mit dem Bett eines Bumsmotels nicht leugnen kann und zum zwanglosen Miteinander-Kuscheln im Grünen einladen soll. Darüber hinaus aber fällt hauptsächlich eines auf: die Möbelhersteller werben eigentlich nicht für ihre Möbel, sondern für die schönen Stunden, die man in bester Gesellschaft auf ebendiesen zubringt. So nach dem Motto: Wer unsere Möbel hat, dem fliegen die Freunde und das harmonische Familienleben nur so zu! Wer bei uns kauft, der verbringt den Sommer damit, bunte Cocktails zu trinken, sich angeregt mit mindestens drei gutaussehenden Erwachsenen zu unterhalten und den Kindern (immer ist ein schwarzes oder asiatisches Exemplar dabei) beim In-den-Pool-Springen zuzusehen. Selbst die winzigsten Balkonmöbel, die aus einem an der Brüstung befestigten Tisch und zwei Klappstühlchen bestehen, sind für ein romantisches Frühstück für zwei gedeckt, und man kann sich so richtig vorstellen, wie man da sitzt, sich zuprostet, vorzüglich speist und anschließend wieder gemeinsam unter die Decke kriecht… Wahrhaftig, Gartenmöbelprospekte sind nichts für Leute, die gerade allein sind und darunter leiden. Dann reißt sich mein Auge von der Broschüre los und schweift über die Terrasse, die ich mein eigen nennen darf. Ich stelle kleinmütig fest, dass sie seit der Anschaffung eines Basketballkorbes viel zu klein geworden ist, dass der Tisch mit zwei verschiedenen Stuhlsorten bestückt ist und etwas weiter weg noch eine verschnörkelte Gartenbank steht, die weder zu der einen noch der anderen Stuhlsorte passt. Ein paar Balkonkästen sind blau angestrichen worden, drei Zinkkübel von IKEA bemühen sich, dem Ganzen einen modernen Touch zu geben, und an einem Wäscheständer flattern Unterhosen und Fußballtrikots um die Wette. Hier sieht es anders aus als auf den Photos in der Werbung, und doch habe ich genau das, was die Werbung mir durch den Kauf der teuren Stücke verspricht: hier findet mein Familienleben statt, mit angeregten Diskussionen, Besuchen von gutaussehenden Nachbarn, Eisschlecken, Kuscheln und Basketballspielen, hier lesen der kleine Strolch und ich Bücher über die griechische Mythologie, dort übt der große Strolch den Handstand. Ich frage mich: Wenn ich all das schon habe, wozu brauche ich dann noch die neuen Möbel? Und wenn Sie mal vorbeikommen sollten, werden wir uns freuen, bunte Cocktails mixen und noch ein paar alte Stühle mehr aus dem Schuppen holen. Die dann wieder nicht zu all dem anderen passen, das dort zusammengewürfelt steht… Es wird Sie schon nicht stören, oder?
Die Broschüren und Anzeigen sind natürlich sehr schön, die Gärten darin mit bunten Blumen bestückt, und die Neuheit dieses Sommers besteht in einer kreisrunden Liege, die ihre Verwandtschaft mit dem Bett eines Bumsmotels nicht leugnen kann und zum zwanglosen Miteinander-Kuscheln im Grünen einladen soll. Darüber hinaus aber fällt hauptsächlich eines auf: die Möbelhersteller werben eigentlich nicht für ihre Möbel, sondern für die schönen Stunden, die man in bester Gesellschaft auf ebendiesen zubringt. So nach dem Motto: Wer unsere Möbel hat, dem fliegen die Freunde und das harmonische Familienleben nur so zu! Wer bei uns kauft, der verbringt den Sommer damit, bunte Cocktails zu trinken, sich angeregt mit mindestens drei gutaussehenden Erwachsenen zu unterhalten und den Kindern (immer ist ein schwarzes oder asiatisches Exemplar dabei) beim In-den-Pool-Springen zuzusehen. Selbst die winzigsten Balkonmöbel, die aus einem an der Brüstung befestigten Tisch und zwei Klappstühlchen bestehen, sind für ein romantisches Frühstück für zwei gedeckt, und man kann sich so richtig vorstellen, wie man da sitzt, sich zuprostet, vorzüglich speist und anschließend wieder gemeinsam unter die Decke kriecht… Wahrhaftig, Gartenmöbelprospekte sind nichts für Leute, die gerade allein sind und darunter leiden. Dann reißt sich mein Auge von der Broschüre los und schweift über die Terrasse, die ich mein eigen nennen darf. Ich stelle kleinmütig fest, dass sie seit der Anschaffung eines Basketballkorbes viel zu klein geworden ist, dass der Tisch mit zwei verschiedenen Stuhlsorten bestückt ist und etwas weiter weg noch eine verschnörkelte Gartenbank steht, die weder zu der einen noch der anderen Stuhlsorte passt. Ein paar Balkonkästen sind blau angestrichen worden, drei Zinkkübel von IKEA bemühen sich, dem Ganzen einen modernen Touch zu geben, und an einem Wäscheständer flattern Unterhosen und Fußballtrikots um die Wette. Hier sieht es anders aus als auf den Photos in der Werbung, und doch habe ich genau das, was die Werbung mir durch den Kauf der teuren Stücke verspricht: hier findet mein Familienleben statt, mit angeregten Diskussionen, Besuchen von gutaussehenden Nachbarn, Eisschlecken, Kuscheln und Basketballspielen, hier lesen der kleine Strolch und ich Bücher über die griechische Mythologie, dort übt der große Strolch den Handstand. Ich frage mich: Wenn ich all das schon habe, wozu brauche ich dann noch die neuen Möbel? Und wenn Sie mal vorbeikommen sollten, werden wir uns freuen, bunte Cocktails mixen und noch ein paar alte Stühle mehr aus dem Schuppen holen. Die dann wieder nicht zu all dem anderen passen, das dort zusammengewürfelt steht… Es wird Sie schon nicht stören, oder?
Lilli legt los - 19. Jun, 15:20
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