Machen Sie sich bitte keine Mühe
Lilli hat so sehr gemischte Gefühle, wenn sie an den bevorstehenden Deutschlandbesuch an Weihnachten denkt, dass es direkt eine Gefühlscremesuppe zu werden droht. Fast wäre es ihr lieber, wie das letzte Mal schon allein zu fliegen. Kein Übersetzen-Müssen für die Strolche und Monsieur, kein Erklären-Müssen von Insidejokes oder sonstigen Sachen, die es so in Deutschland oder Kanada nicht gibt. Wie könnte Lilli auch erklären, warum es wichtig ist, am 1. Januar das Wiener Neujahrskonzert im Fernsehen zu sehen? Oder wie ein Baseballmatch funktioniert? Ausserdem befürchtet sie, sich für die Tischmanieren ihrer Lieben, ihre Fernsehabhängigkeit und ihr mangelndes Interesse an Spaziergängen schämen zu müssen in einer Familie, die gerne viermal am Tag zum Essen zusammensitzt, abends gerne redet und spazierengehen als quasi-religiöses Ritual zur Reinigung von Körper und Seele ansieht. Bref, Lilli befürchtet, an Weihnachten zwischen allen Stühlen zu sitzen und es keinem, weder ihren Eltern noch ihren Kindern noch sich selbst, recht zu machen.
Um wenigstens das Sprachproblem zu lindern, schlägt sie vor, mit den Strolchen deutsch zu üben. Schliesslich hat sie mit ihnen ausschliesslich in der Sprache der Dichter und Denker konversiert, bis sie eingeschult wurden. Bis dahin haben die Strolche auch auf deutsch geantwortet, danach allerdings auf französisch umgestellt. Aber nein, die Strolche wollen nicht mit Lilli deutsch sprechen, das ist ihnen zu peinlich. "Dann einen Sprachkurs an der deutschen Schule, da trefft ihr andere Kinder in eurem Alter", schlägt Lilli weiter vor. "Neiiiin, keine anderen Kinder", sagen die Strolche. Einen Privatkurs? "Neiiiin, keinen Privatlehrer, da müssen wir ja richtig mitarbeiten." Im Prinzip möchten sie lernen, ohne sich anstrengen zu müssen. Die Augen des kleinen Strolches fangen an zu leuchten: "Ja, eine Maschine, die an unser Gehirn gekoppelt wird und uns alles im Schlaf eintrichtert, das wär schön", meint er. Aber Lilli lässt sich nicht unterkriegen. In den Kleinanzeigen findet sie gleich zwei Privatlehrer, die Stunden für alle Altersstufen anbieten. Jetzt muss nur noch ein Termin gefunden werden, an dem weder Eishockey noch Football noch Basketball noch Gitarre stattfindet - wahrscheinlich so sonntags zwischen zwölf und eins. Am besten setzt sich Monsieur auch gleich dazu, dann ist Lilli an Weihnachten fein raus.
Um wenigstens das Sprachproblem zu lindern, schlägt sie vor, mit den Strolchen deutsch zu üben. Schliesslich hat sie mit ihnen ausschliesslich in der Sprache der Dichter und Denker konversiert, bis sie eingeschult wurden. Bis dahin haben die Strolche auch auf deutsch geantwortet, danach allerdings auf französisch umgestellt. Aber nein, die Strolche wollen nicht mit Lilli deutsch sprechen, das ist ihnen zu peinlich. "Dann einen Sprachkurs an der deutschen Schule, da trefft ihr andere Kinder in eurem Alter", schlägt Lilli weiter vor. "Neiiiin, keine anderen Kinder", sagen die Strolche. Einen Privatkurs? "Neiiiin, keinen Privatlehrer, da müssen wir ja richtig mitarbeiten." Im Prinzip möchten sie lernen, ohne sich anstrengen zu müssen. Die Augen des kleinen Strolches fangen an zu leuchten: "Ja, eine Maschine, die an unser Gehirn gekoppelt wird und uns alles im Schlaf eintrichtert, das wär schön", meint er. Aber Lilli lässt sich nicht unterkriegen. In den Kleinanzeigen findet sie gleich zwei Privatlehrer, die Stunden für alle Altersstufen anbieten. Jetzt muss nur noch ein Termin gefunden werden, an dem weder Eishockey noch Football noch Basketball noch Gitarre stattfindet - wahrscheinlich so sonntags zwischen zwölf und eins. Am besten setzt sich Monsieur auch gleich dazu, dann ist Lilli an Weihnachten fein raus.
Lilli legt los - 16. Okt, 12:55