Das Band der Ehe

Monsieur sitzt gerade im Flieger nach New York. Obwohl es kein langer Flug ist von Montréal aus und er auch nicht lange weg bleiben wird, spürt Lilli ein Ziehen in der Magengegend. Als ob dort ein Gummiband angebracht sei, das sich nun, mit wachsender Entfernung zwischen ihnen, dehnt und dehnt. Es wird nicht reißen, oh nein, es wird nur zwicken und ruckartig hin- und herschnalzen und Lilli daran erinnern, dass ausnahmsweise viele Kilometer und eine Staatengrenze zwischen ihnen liegen, die es unmöglich machen, im Notfall schnell zueinander zu eilen und die Hand des anderen zu fassen. Es ist kein Lasso, das Band, und auch keine Leine, an der sie Monsieur festhält. Eher ein unsichtbares Gewächs, an dem sie sich entlanghangeln können, um immer wieder zueinander zu finden. „Ein Ariadnefaden halt“, würde der kleine Strolch lässig sagen, der sich so gut in der griechischen Mythologie auskennt.

Jedenfalls tut es gut, dieses Ziehen zu spüren. Solange das Ziehen da ist, ist alles gut.
yonosequepasara - 4. Mai, 08:25

Eine schöne Vorstellung.
Und so gebildete "Strolche"!
:-)

Lilli legt los - 4. Mai, 09:21

Sagen wir mal lückenhaft gebildet...

Denn die Vorstellung, dass Kinder wie Schwämme alles aufsaugen, ist falsch - sie saugen nur selektiv auf, was sie gerade interessiert. Französische Verben sind z.B. nur ganz selten dabei.

Komischerweise hat auch sein Opa eine Vorliebe für griechische Mythologie. Und die gleichen abstehenden Ohren, die ihnen diesen unwiderstehlichen Charme verleihen.
Kratzbürste - 4. Mai, 08:30

Hoffentlich wirst du dieses Gefühl noch ganz lange haben.

Bei mir und H. war das anfangs ähnlich. Er mußte regelmäßig nach Norwegen. Aber irgendwann - so nach einem Jahr - war ich beinahe froh, wenn er wieder im Flieger nach Norwegen saß. Für mich ein Zeichen den Schlußstrich zu ziehen. Aber wir kannten uns auch noch nicht gut genug. Ihr habt da schon eine gefestigtere Grundlage. ;-)

Das hört man echt selten, daß sich jemand von den Kids noch für die alten Griechen oder Römer interessiert. Hoffentlich behält er sich das Interesse noch möglichst lange.

Lilli legt los - 4. Mai, 09:26

Römer weniger,

denn die haben keine so blutrünstigen Geschichten. Neuerdings interessiert sich der kleine Strolch aber auch für die Ägypter - schliesslich zogen die ihren Toten, bevor sie sie einbalsamierten, das Gehirn durch die Nasenlöcher raus (übrigens weil sie der Meinung waren, dass das Gehirn ein völlig nutzloses Organ ist). Welcher kleine Junge sollte sich da nicht dafür begeistern?
Kratzbürste - 4. Mai, 09:30

Ich mochte die Griechen auch schon immer lieber als die Römer. *g* Und Ägypten war auch interessant. Später war dann die englische Geschichte dran, die mich immer noch ziemlich interessiert.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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