Lilli in der Fremde

Wer kann es in Worte fassen, dieses Befremden, wenn die eigenen Kinder einem verwöhnt und undankbar vorkommen? Wenn Kindergeburtstag gefeiert wird und der normalerweise charmante Sohn plötzlich zum gierigen, schreienden Nimmersatt wird, der aufgeregt Geschenke aufreisst, zu laut lacht, anderen ins Wort fällt? Klar kann man ihn verstehen, schliesslich ist Kindergeburtstag nur einmal im Jahr und wer plötzlich so im Mittelpunkt steht, findet es normal, dass alles um ihn kreist. Aber Lilli kann nicht umhin, sich an das Mädchen zu erinnern, das damals unbedingt neue Rollschuhe wollte und dann monatelang dankbar war, sie bekommen zu haben. Inzwischen geht alles immer schneller, die neuen Rollschuh/Longboard/Ipodmodelle kommen in immer kürzerem Rhythmus auf den Markt und die Dankbarkeit dauert nur noch Tage, dann keimt schon der nächste Wunsch auf, den es zu stillen gilt. Lilli hat manchmal das Gefühl, zu scheitern in ihrem Versuch, ihren Kindern beizubringen, was wirklich zählt. Kinder, die ihr Begehren in der Schule und in den Medien immer neu aufladen und nicht mehr wissen, wie man spielt, ohne auf einen Knopf zu drücken, findet Lilli deprimierend. Wenn die eigenen Kinder so zu werden drohen und man um sich greift, ohne den Draht zu ihnen zu finden, tut sich ein Abgrund auf. Sowas sagt man schliesslich nicht, dass man seine eigenen Kinder schlecht erzogen findet...
Elisabetta1 - 13. Mär, 14:19

Wie gut ich das verstehen kann

Bin ich doch noch ein paar Jährchen (Untertreibung!) älter als Lilli und stelle in wirklich allen Belangen fest, daß für die heutige Jugend soooo vieles selbstverständlich ist.
Vor allem fragen sie nicht, wo das Geld für ihre Wünsche "wächst", um es immer ausgeben zu können.
Aber wir hatten es viel besser. Uns wurde (noch) nicht einsuggeriert was wir uns wünschen sollen, wir wurden nicht dauerberieselt durch die diversen TV-Sender, wir hatten Schulkollegen, für die das Wort "Mode" nur im Wörterbuch Platz hatte und folglich keine "Marken-Klamotten", wie es heute so hässlich heisst, IN waren.
Die Werbewirtschaft hat gekonnt die Schrauben bei der Jugend angesetzt und damit voll gepunktet.
Lilli wird es sicher schaffen, den Strolchen beizubringen, daß ein gewisser "Verzicht" manchesmal ganz heilsam sein kann; das Leben ist kein Wunschkonzert. Nicht im jugendlichen Alter und später schon gar nicht.

Lilli legt los - 13. Mär, 18:23

Die Strolche müssen schon so auf einiges verzichten, was sie bei anderen sehen (hier sollte eigentlich eine Liste mit all dem stehen, was wir ihnen nicht kaufen, aber es ist ja ganz egal), und ich kann zu jeder einzelnen Entscheidung stehen. Dieser aufgezwungene Verzicht zieht aber nicht automatisch die Dankbarkeit für das, was sie tatsächlich bekommen, hinter sich her. Die muss man ihnen irgendwie anders beibringen... Und in ihrem Fall ist die Werbung auch nur indirekt zu beschuldigen, denn sie sehen auch nur wenig fern. Aber die anderen tun's natürlich und besitzen dann all das Zeug, das die Strolche dann aus Nachahmungstrieb auch begehren.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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