Ostern, wieder mal
Rituale sind wichtig, sie geben Halt und Orientierung, und wenn die Kinder sie auch nach aussen hin langweilig finden, säen sie doch in angeschlagenen Seelen eine gewisse Wohltat, die womöglich allein daher rührt, dass Wiederholungen durch ihre Vorhersehbarkeit beruhigen. Anders ausgedrückt: es ist Zeit für die Osterwache. Lilli schleppt schon seit Jahren die zwei Strolche am Ostersamstagabend mit in die Benediktinerkirche, in der die Mönche alles aufbieten, was das Zeremoniell an Zeremoniellem zu bieten hat. Als nähmen sie an einer Fernsehsendung teil, für die alles "visuell" zu gestalten ist, ziehen die Mönche mit ihrer Kutte ein, bespritzen die versammelten Schafe ordentlich mit Weihwasser, beweihräuchern und zünden Kerzen an. Für die Ohren gibt es gregorianische Gesänge und hypnotisch anmutende Anrufungen aller Heiligen, eine langwierige Litanei, bei der dem kleinen Strolch letztes Jahr die Augen zugefallen sind. Für die evangelische Lilli ist diese Messe fremd und unter normalen Umständen weit von ihrem eigenen Glauben, eher nüchtern und schmucklos, wie sich das im Schwäbischen gehört, entfernt. Trotzdem findet sie in all diesem Zauber den Weg zu Einkehr und innerer Stille, der sich ihr im Alltag und das ganze Jahr über eher nicht offenbahrt.
Hinterher ist man froh, das Ganze ohne Asthmaattacke überstanden zu haben, und am nächsten Tag ist Ostern. Frühling, Neuanfang, Wärme, Draussensein, Barfusslaufen und Fahrradfahren, all das Schöne im Leben kommt wieder, wie es das jedes Jahr zu tun pflegt. Nur, dass man es in den dunklen Momenten des Winters fast vergessen hätte.
Hinterher ist man froh, das Ganze ohne Asthmaattacke überstanden zu haben, und am nächsten Tag ist Ostern. Frühling, Neuanfang, Wärme, Draussensein, Barfusslaufen und Fahrradfahren, all das Schöne im Leben kommt wieder, wie es das jedes Jahr zu tun pflegt. Nur, dass man es in den dunklen Momenten des Winters fast vergessen hätte.
Lilli legt los - 6. Apr, 10:00