Zeitmanagement

Freitag, 12. September 2008

Ein Stündchen Unterschied

Seit die Schule wieder angefangen hat, muss Lilli statt um 7 Uhr schon um 6 Uhr raus zum Laufen. Und hat in diesen Wochen des Farnientes doch glatt vergessen, wie mühsam es sein kann, den müden Körper um diese Zeit in finsterster Dunkelheit aus den Federn zu erheben. Lasst Lilli um 7 Uhr aufstehen und sie sprintet problemlos viermal pro Woche. Verschiebt sie das Ganze um ein Stündchen nach vorne, ist viermal plötzlich zu viel.

Also eher ein mentales Problem, kein physisches. Mist. Wenn ich mal einen Flaschengeist treffe und dieser mir drei Wünsche freigibt, weiß ich jetzt auch den zweiten Wunsch: ich möchte gerne die Zeit verlangsamen oder beschleunigen können, wie es mir gerade passt. Dann würden sich schöne Momente (Sie wissen schon) in die Länge ziehen und grässliche (also Bügeln, Bad putzen, Kinderfußnägel schneiden und all so was) dafür schneller vorbei sein. Und die Zeit zwischen 7 Uhr und 7 Uhr 05 würde eine Stunde lange dauern – das wäre dann das Zeitfenster ganz für mich allein, in dem ich laufen würde, was das Zeug hält. Ach ja.

Freitag, 18. Juli 2008

Lilli muss mal

- untertauchen, versteht sich, zumindest für die nächste Woche. Deshalb wird es hier in den nächsten Tagen nichts zum Knabbern geben. Sie kommt aber wieder, darauf gebe ich mein Läuferehrenwort.

Freitag, 4. Juli 2008

Was Lilli alles muss

Schlussfolgerung im Anschluss an den Beitrag vom 30. Juni:

Geld verdienen muss man, wenn man Kinder hat. Eine Beziehung muss man haben, um Kinder zu kriegen (jedenfalls ist es wünschenswert). Zeit muss man haben, wenn die Kinder erst einmal da sind, wozu hätte man sie sonst in die Welt gesetzt. Sie zu glücklichen Menschen erziehen muss man zumindest versuchen, garantiert klappen tut es nicht, dazu gibt es nämlich immer noch keine unfehlbare Anleitung. Um Kinder zu glücklichen Menschen zu erziehen, muss man viel Geduld aufbringen und noch mehr Liebe, wobei die Liebe Lilli lange nicht so schwer fällt wie die Geduld (genau genommen kommt die Liebe von ganz allein und wird einem von den Kindern sogar hinterhergetragen, während die Geduld immer wieder dazu neigt, sich auf und davonzumachen). Man muss sich selbst ein bisschen mögen, um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein, und dabei hilft die Beziehung. Deshalb muss man diese pflegen, denn eine gut gepflegte Beziehung ist gewissermaßen der Dünger, der das Ganze zum Blühen bringt. Um eine Beziehung zu pflegen, müssen beide Beteiligten Zeit in sie investieren, denn alleine pflegt sich eine Beziehung nur ganz schlecht.

Fazit: Um alles unter einen Hut zu bringen, muss man irgendwo kürzen – am Verdienen! Es scheint die einzige Lösung zu sein.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Erdbeeren machen glücklich

Ein Glücksmoment: ich knie in einem Erdbeerfeld, die Sonne sitzt mir im Nacken, die Kinder rufen „Mami, guck mal“ aus der Ferne. Jetzt die Zeit anhalten können und sich nur darauf konzentrieren, immer noch perfektere Früchte unter den zackigen Krokodilsblättern zu entdecken. Später den Glücksmoment mit Zucker aufkochen und in Marmeladegläser abfüllen, die dann im Januar bei -30 Grad Kälte immer noch nach diesem Tag im Sommer riechen.

Montag, 30. Juni 2008

Jetzt oder nie? Oder später?

Lilli hat zwei Freundinnen, die zu Lillis Problem (Monsieur arbeitet zu viel und hat keine Zeit für Lilli) ganz gegensätzliche Lösungsvorschläge präsentierten:

Freundin 1 ist der Meinung, dass man seine Beziehung ruhig eine Weile aufs Eis legen kann, da später (sprich, wenn die Kinder groß sind und eh nichts mehr vom Familienleben wissen möchten) dafür wieder mehr Zeit sein wird. Sie geht davon aus, dass die Eltern sich auf ihr momentanes Projekt des Karrieremachens und Kinder-Großziehens konzentrieren können und die Paarbeziehung solange latent weiterbesteht, bis man sich von den vollen Windeln, den Hausaufgaben und dem Fußballtraining wieder losgestrampelt hat. Sprich: die Beziehung als Gummibaum, der genügsam in der Ecke steht und nur alle zwei Jahre ein wenig gewässert werden muss.

Freundin 2 ist der Meinung, dass eine Beziehung ein verdammt kurzes Haltbarkeitsdatum hat, wenn man sich nicht ab und zu darum kümmert, sie wässert und düngt und verwelkte Blätter abzupft und all so was. Wenn es nach ihr ginge, müsste ein Paar sich immer wieder – trotz Kinder – Zeit nehmen, um zu zweit Dinge zu erleben, die romantischer sind als, sagen wir mal, das Erstellen der gemeinsamen Steuererklärung oder der Kauf eines neuen Trockners. Die Beziehung als anfällige Primel also, die bei ständigen Luftzügen schnell den Kopf hängen lässt.

Und Lilli? Lilli versteht Freundin 1 mit dem Kopf, fühlt aber eher so wie Freundin 2 und verabscheut es gleichzeitig, in Selbstmitleid zu waten. Sie beißt die Zähne zusammen, was ihr eine leicht säuerliche Miene beschert, die wiederum gar nicht anziehend wirkt auf Monsieur, wenn er abends um halb zehn mit zwei Aktenkoffern beladen zur Haustür hereintaumelt. Die Frage bleibt ungeklärt: kann man (darf man) sein Leben auf später verschieben? Wie kann man überhaupt später wieder mehr Zeit haben, wenn die Zeit doch immer weniger wird? Und weiß jemand verbindlich, wann später anfängt?

Donnerstag, 5. Juni 2008

Endlich ein "Mann für alles"

Seit gestern hat Lilli einen „House-Hubby“ , also einen „Mann für alles“ – alles, was mit dem Haus zu tun hat, versteht sich. Wenn er auch durchaus dafür sorgt, ihr angenehme Schauer den Rücken runter zu schicken:

Wenn ich mich so umschaue in der Nachbarschaft und im relativ homogenen Bekanntenkreis (klar, die hab ich alle kennengelernt, während ich bibbernd auf unbequemen Holzbänken in muffelnden Eishallen oder am Rand eines löcherigen Fussballfeldes rumsaß), kommt eigentlich keine Familie ganz ohne externe Hilfe aus. Die einen haben das Glück, auf bereitwillige Omas und Opas zum Kinderhüten zurückgreifen zu können, um in der dadurch freigewordenen Zeit alles Mögliche zu erledigen. Die anderen haben eine Putzfrau, damit am Wochenende nicht auch das noch auf sie wartet. Wieder andere mogeln sich mit Fertiggerichten ums Kochen herum. Und da ich zwar ganz selbständig Kinder hüten, putzen und kochen kann, vom Bilderaufhängen und Wasserhahnreparieren aber keine Ahnung habe, habe ich mir einen Mann fürs Grobe angeschafft, der gestern in zwei Stunden all das erledigt hat, was mir schon seit Monaten auf die Nerven ging und von Monsieur beständig ignoriert wurde. Drei Bilder hat der Gute aufgehängt, vier Kleiderhaken, dazu eine Uhr und den schweren Spiegel, der entweder:

- Monsieur und mir beim Aufhängen runtergefallen und zerbrochen wäre;
- von uns unfachmännisch angebracht worden und runtergefallen und zerbrochen wäre oder
- uns an den Rand der Scheidung getrieben hätte, in deren Verlauf wir ihn runtergeschmissen und zerbrochen hätten.

Nachdem ich den Mann mit den goldenen Händen also ein erstes Mal ausprobiert und für gut befunden hatte, überkam mich sofort das Herzklopfen, das dadurch provoziert wird, dass ein Ausflug zu IKEA in greifbare Nähe rückt. Jetzt, da wir jemanden gefunden haben, der sich mit der Installation herumschlägt, könnten wir doch……. also da könnten wir doch endlich…… Ich kann gar nicht sagen, wie viele Regale, Lampen und Vorhangstangen vor meinem geistigen Auge auftauchten und sich wie von Geisterhand dort platzierten, wo in unserem Haus (das wir immerhin seit fast neun Jahren bewohnen) momentan noch gähnende Leere herrscht. Dieses Kribbeln, wenn die langersehnte Ordnung, die die Schwäbin in mir in Entzücken versetzt, am Horizont des Erreichbaren auftaucht! Diese Schauer der Vorfreude, wenn man sich überschaubare Arbeitsoberflächen und sauber mit schönen Schachteln bestückte Regale vorstellt! Ah, was bereitet mir dieser Mann doch für Genüsse, Genüsse sag ich! So gesehen ging er weit über seinen Auftrag hinaus - und war direkt billig.

Montag, 26. Mai 2008

Die Vorzüge der beschränkten Entscheidungsfreiheit

Die Entscheidung, ob man morgens Laufen geht oder nicht, sollte immer schon am Vorabend getroffen und als solche unantastbar sein (besonders, wenn es sich um einen Montagmorgen handelt). Denn, hehe, wenn man sich die Möglichkeit offenhält, erst beim Weckerklingeln zu entscheiden, ob man denn nun wirklich… oder doch lieber… - dann wird das nix. Im Prinzip sollte man sich das Recht verweigern, vor 10 Uhr morgens irgendetwas frei zu entscheiden: Körper und Geist sind vor dieser Uhrzeit noch so vom Schlaf übermannt und in ihrer Argumentationsweise von niederen Instinkten beeinflusst, dass eine intelligente Entscheidungsfindung gar nicht möglich ist. Aus Erfahrung weiß ich ja: Ist der müde Körper erst einmal dazu überredet, sich in die Vertikale zu begeben (was zugegeben ein mühsamer, ja unangenehmer Vorgang ist), einigermaßen passend angezogen (wer hat was von Haaren gesagt? Wie die Haare aussehen, ist um diese Zeit völlig wurscht, und zwar nicht nur mir, sondern auch allen Passanten, die mir begegnen könnten) und draußen an der frischen Luft, wird man ziemlich schnell froh und stolz und energiegeladen, und wer wollte das nicht sein? Deshalb sollte man die Laufentscheidung des Vorabends nicht in Frage stellen und sich morgens lediglich wie ein guter Soldat auf das Ausführen der Entscheidung beschränken. Liegt darin nicht auch eine gewisse Erleichterung, dass man gar nichts zu entscheiden braucht, sondern einzig und allein den Anweisungen folgt, die man sich selbst gegeben hat? Dieses Prinzip des Eigengehorsams (oder sollte man es Auto-Unterwerfung nennen) sollte ich eigentlich auch auf andere Aspekte meines Lebens ausweiten. Ich würde dadurch garantiert einiges an Zeit sparen, die andernfalls für hitzige Dialoge mit der Schwäbin in mir draufgeht.

Nicht, dass ich die Schwäbin nicht mag - ich mag sie fast immer, außer wenn sie auf einen vollen Korb mit Schmutzwäsche stößt. Mein lieber Scholli, da versteht sie keinen Spaß.

Dienstag, 6. Mai 2008

Zuviel denken ist nicht gut fürs Laufen

Prompt wurde der kleine Strolch wieder krank (der kanadische nichtexistierende Frühling ist ein wunderbares Klima für Viren, die nach den Strapazen des langen Winters ein leichtes Spiel mit ihrer Beute haben) und fesselte Lilli an sein Bettgestell:

28. März 2008: Da wurde mir mal wieder klar, worin die Schönheit des morgendlichen Laufens liegt. Wer noch vor dem Frühstück läuft, hat dieses Pensum schon mal sicher, egal, was der Tag dann noch an Überraschungen bereithält. Heute kam ich mir vor wie aus einem Käfig befreit, als ich durch das halbgeöffnete Garagentor nach draußen kroch, um beschwingt die immer gleiche Tour anzutreten. Sobald ich mir einigermaßen eingeheizt hatte, fing ich mit dem Nachdenken an und blieb bald bei dem fiebrigen Strolch hängen. Während ich mir klarzuwerden versuchte, ob nun ein Arztbesuch angebracht sei oder nicht (Arztbesuche bedeuten, zwischen vier und sechs Stunden in einem mit hustenden und schniefenden Leuten überfüllten Wartezimmer zuzubringen, um sich letztendlich sagen zu lassen, dass es doch ein Virus sei und keinerlei Behandlung bedürfe. Eine befreundete Kinderärztin erzählte mir sogar, dass die Eltern geradezu enttäuscht sind, wenn es keine "richtige" Krankheit ist und sie noch nicht mal ein Rezept mit nach Hause kriegen - als ob es ihnen lieber wäre, wenn ihr Kind eine ordentliche Lungenentzündung hätte, die mit massiven Antibiotika behandelt werden müsste. Da weiß man doch wenigstens, woran man ist, während so ein Virus irgendwie unbefriedigend ist...), fiel ich unbemerkt in einen gemächlichen Spazierschritt, der weit von dem üblichen flotten Marschtempo entfernt war. Bis mir mein Schneckentempo auffiel, war so viel Zeit vergangen, dass ich die Kadenz ganz schön beschleunigen musste, um rechtzeitig wieder zurück zu sein. Schließlich musste doch der große Strolch für die Schule geweckt und der kleine Strolch mit dem Fieberthermoter getriezt werden! Ach herrje, wenn die Mama nicht da ist, bricht die ganze Morgenroutine zusammen.

Fazit: Als Mutter darf man sich nicht gehen lassen, noch nicht mal beim Laufen.

Dienstag, 29. April 2008

Begonnen wird mit einem Rückblick: So sah es am 28. Februar 2008 bei mir aus...

Anfang der Woche war mein kleiner Sohn krank, seit gestern liegt der große Sohn mit Grippe im Bett und jammert. Ich jammere auch, denn seit Sonntagabend bin ich nur ein einziges Mal aus dem Haus gekommen – zum Schneeschippen. Ich sehne mich nach Bewegung und Sonne. Beim Durchsehen der Urlaubsfotos von vor zwei Wochen wird mir klar, dass es nicht nur an der niedrigen Auflösung der Bilder liegen kann, dass meine Oberschenkel neben denen meiner 18-jährigen Nichte so aussehen wie ein zusammengeknülltes Stück Küchenkrepp neben einem Pfirsich. Ich muss unbedingt mehr Sport treiben – aber wann? Wenn die Kinder nicht gerade krank sind, sitze ich den Tag über am Schreibtisch, bis meine zwei Strolche um 16 Uhr aus der Schule kommen. Danach besteht unser Programm aus Kaffeetrinken und Erzählen, Hausaufgabenmachen, Kochen, Essen, Duschen, Gute-Nacht-Geschichte Vorlesen, Geschirrspülmaschine einräumen, Wäsche zusammenlegen… vor 20 Uhr 30 ist an Sport nicht zu denken, und danach – tja, danach bin ich einfach zu müde. Vielleicht wäre der Beitritt in einen Verein die Lösung? Da gibt es schon auch Abendkurse, aber da Monsieur nie pünktlich nach Hause kommt, wäre mehr als eine sporadische Beteiligung nicht drin. Meine Oberschenkel aber schreien nach regelmäßiger Beanspruchung, deshalb muss irgendein anderes Zeitfenster freigeschaufelt werden (im kanadischen Winter dreht sich eben alles ums Schaufeln). Tagsüber, während die Kinder in der Schule sind? Jaha, habe ich probiert, klappt aber nicht. Da macht mir wohl meine schwäbische Erziehung einen Strich durch die Rechnung, denn tagsüber muss man arbeiten und Vernünftiges tun, da kann man sich doch nicht einfach Zeit für sich nehmen! Die Schwäbin in mir stemmt die Arme in die Hüften und blickt missbilligend. Außerdem fände ich doch nicht den richtigen Zeitpunkt: vor dem Mittagessen habe ich zu viel Hunger, danach bin ich zu voll, und selbst wenn ich gleich morgens die Sportklamotten anziehe und losjogge, sobald die Kinder die Haustür zugeworfen habe, denke ich an alles, was ich in dieser Zeit erledigen könnte oder sollte, und komme vor lauter Schuldgefühlen aus dem Tempo. Da ich keine neue Zeit einfach so herzaubern kann (obwohl meine Kinder das manchmal zu glauben scheinen), gibt es nur einen Ausweg: weniger schlafen. Und so entschließe ich mich dazu, ab jetzt dreimal die Woche morgens eine halbe Stunde früher aufzustehen, um mich aus dem Haus zu stehlen und zu laufen, während die zwei Strolche und Monsieur noch in den Federn liegen.

Ob ich das aushalte? Und ohne Frühstück? Das werde ich gleich morgen ausprobieren.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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