Mittwoch, 8. Juli 2015

Fouta Sie schon?

Es wird Zeit, auf andere Handtücher umzusteigen. Diese schweren Frotteehandtücher, die nach der Dusche ewig nicht trocknen und schon am zweiten Tag zu muffeln anfangen, sind nicht ideal. Ausserdem brauchen sie jede Menge Platz in der Waschmaschine und anschliessend mindestens zwei Runden im Trockner - oder einen Tag auf der Leine, wonach sie dann so steif sind, dass man sie zum Zusammenlegen abknicken muss.

Da kann sich doch die Menschheit mal was Besseres einfallen lassen!

Hat sie wohl auch. Aus Tunesien, Marokko und der Türkei sind jetzt federleichte Foutas nach Kanada herübergeweht. In ihren Heimatländern werden diese gewebten Baumwolltücher anscheinend zu allem verwendet - zum Besuch im Hammam, aber auch als leichte Bettdecke, Tischdecke, Schultertuch, usw. Sie sollen genauso saugfähig sein wie Frotteehandtücher, aber schneller trocknen und mit der Zeit immer geschmeidiger werden.

Lilli ist gespannt und hat gleich mal zwei bei Amazon bestellt. Entweder ist das die lang erwartete Revolution - oder es sind doch nur überdimensionierte Geschirrhandtücher...

Beweismittel

Zum zweiten Mal schon passiert es Lilli, dass sie beim Nachhauseradeln in ein prasselndes Unwetter gerät, bei dem sie bis auf die Unterwäsche nass wird, während die Regentropfen um die Ohren pfeifen und so hart auf ihr Gesicht aufprallen, dass sie bleibende Schäden befürchtet. Und dann kommt fünf Minuten vor dem Ziel die Sonne durch, zusammen mit einem warmen Wind, der die oberen Schichten wieder trocknet, bevor sie zuhause ankommt. Nur die zahlreichen Insekten, die ihr am Bauch und im BH kleben, wenn sie sich das feuchte Zeugs vom Körper popelt, zeugen davon, was wirklich unterwegs geschah.

Montag, 6. Juli 2015

Fortschritt, nein danke

Das hiesige Freibad krümelt schon seit Jahren vor sich hin. Die Klotür hängt schief in der Angel, von den Armaturen des Waschbeckens windet sich eine Rostspur die Wand hinunter, die Papierhandtücher liegen inzwischen AUF dem Spender, anstatt in seinem (kaputten) Inneren und auf dem graugestrichenen Fussboden blinzelt an immer häufigeren Stellen das vorhergehende Blau hindurch. Hinter der Kasse ist ein Aufenthaltsraum für die zahlreichen Rettungsschwimmer, die dort zuhauf sitzen und belegte Brote oder in der Mikrowelle aufgewärmte Pizza essen, während der Kassenbeauftragte eine Strichliste der Badegäste führt - Computer oder auch nur eine Registrierkasse gibt es nicht.

Um den Beckenrand liegen bunt verteilt diverse Spielsachen, die mit ins Wasser genommen werden dürfen, dazwischen liegen Handtücher und Rucksäcke, die keiner in die (doch, doch!) dafür vorgesehenen Schliessfächer schliesst. Rasenfläche gibt es keine, Eisdiele auch nicht - man ist ja schliesslich zum Schwimmen hier und nicht zum Vergnügen.

"Herrlich", denkt Lilli, als sie durch das ungeheizte Wasser gleitet. Ein Ort, an dem die Zeit stehenbleibt und der Sommer um Sommer verlässlich gleich nach Sonnencreme, Chlor und nassen Flipflops riecht. Der jedes Jahr - die Freibadsaison dauert nur 10 Wochen - ausschliesslich von Studenten betreut wird, die ihm einen Hauch von Jungbrunnen verleihen. Und der aufgrund seiner systematischen Verwahrlosung nur mässig besucht ist. Besser könnte es für Lilli gar nicht sein. Hoffentlich kommt die Stadt nie auf den Gedanken, Lillis Freibad renovieren zu wollen.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Sieh an

Lilli googelt "Polenta Kochrezept". Und entdeckt dabei, dass die Masse 45 Minuten lang köcheln muss - idealerweise bei ständigem Umrühren.

Deshalb wird das schon fertig in diesen dicken Rollen angeboten.

Samstag, 27. Juni 2015

Gar nicht schlimm

Am Telefon:

Kleiner Strolch: "Ihr braucht Euch nicht aufzuregen..."

Sofort regt sich Lilli auf.

Kleiner Strolch: "... ich habe mir im Schwimmbad den Kopf aufgeschlagen, aber es ist nicht schlimm."

Vor Lillis geistigem Auge erscheinen Bilder von klaffenden Wunden.

Kleiner Strolch: "Die Mutter von L. hat mich untersucht und gemeint, das müsste man wahrscheinlich nicht nähen."

Die Mutter von L. ist Ärztin. Sie wohnt neben dem Schwimmbad. Lillis Knie geben unter ihr nach. Bisher stand sie mit dem Kochlöffel in der Hand in der Küche, jetzt setzt sie sich auf einen Stuhl.

Kleiner Strolch: "Sie sagt, wenn es morgen früh immer noch blutet, dann soll ich bei ihr vorbeikommen und wird sie es nähen. Vorher hat es ganz doll geblutet, aber jetzt ist es schon viel weniger. Wirklich, es geht mir gut. Ich ruf Euch nur an, weil die Mutter von L. das so wollte. Ihr braucht nicht zu kommen."

Lilli legt auf und dreht sich zu Monsieur um. Der zieht sich schon die Schuhe an und meint: "Wir wollten doch sowieso noch eine Runde spazieren gehen."

Mittwoch, 24. Juni 2015

Verkaufsargument

Lilli sucht nach Ferienprojekten für die Strolche, die jetzt 10 Wochen lang nichts zu tun haben.

Lilli: "Du könntest die Millennium-Trilogie lesen."

Kleiner Strolch: "Geht's da um Gewalt, Action und seelische Abgründe?"

Lilli: "Ja."

Kleiner Strolch: "Au ja."

Herr, halt ein...

Heute hat Lilli Geburtstag. Mittags ging ihre Chefin mit ihr essen, zum Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Vanillesosse. Nachmittags brachte ihr eine Kollegin einen Cupcake mit, der so dick mit Buttercreme bespritzt war, dass Lilli ihn nur halb schaffte und trotzdem bald darauf leichte Übelkeit verspürte. Dann fuhr sie durch schwüles Wetter mit dem Fahrrad nach Hause, wo Monsieur stolz eine Schoko-Mousse-Torte aus dem Kühlschrank holte. Ausserdem hatte Lilli gestern - aus Angst, keinen Geburtstagskuchen zu bekommen - einen Zitronenkuchen gebacken.

Komisch, wie schlecht man sich fühlen kann, wenn alle es gut mit einem meinen.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Zweiter Anlauf

Frauen ab 40 dürfen nur noch Qualität tragen, da geht kein billiger Fetzen mehr durch, da dieser weder durch charmanten Augenaufschlag noch durch knackige Haut wettgemacht werden kann. So liest es Lilli in jeder Frauenzeitschrift - wieso liest sie die überhaupt? - und genau deshalb fand sie sich am Mittwoch vor einer schicken Boutique wieder, die lauter Markensachen sowie Handtaschen und Schuhe aus garantiert echtem Leder feilbot. Fündig wurde sie dort schnell, denn tatsächlich waren die Sachen wunderschön, aus Naturfasern wie Seide und Leinen, mit ausgefallenen Mustern und nicht alltäglichen Details in guter Verarbeitung. Mit einem ganzen Arm voller Blusen, Kleidern, einem Blazer und einer Lederjacke trat Lilli an die Kasse, zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken, und freute sich schon darauf, die nächsten zwei Wochen im Büro Modenschau zu machen.

Es war ein Secondhand-Laden, logisch. "Hier kommen lauter Künstler, Medienleute und Geschäftsfrauen vorbei, die ständig neue Klamotten kaufen und sie dann nur ein-zweimal anziehen. Ich nehme nur, was höchstens eine Saison alt ist und tadellos in Ordnung", erklärte die Inhaberin. Tatsächlich haftete den Kleidern keinerlei zweifelhafter Geruch an, sie hatten keine Make-up-Flecken oder Abnutzungserscheinungen. "Warum nicht", dachte sich Lilli. Die Kleider werden recycelt, der Geldbeutel wird geschont und Lilli hat endlich mal ein paar Sachen, die nicht aussehen wie aus dem Kaufhaus.

Fragt sich nur, was sie sagen wird, wenn jemand wissen möchte, wo sie denn das tolle Seidenkleid herhat...

Dienstag, 16. Juni 2015

Kleinvieh

Nachdem sie den Termin letztes Jahr verpennt hat, hat Lilli nun endlich die Schulbücher und Romane des kleinen Strolches von Klasse 7 verkauft. An Eltern der künftigen Siebtklässler natürlich, denn die Schule hat eigens hierfür eine Internetseite geschaffen, um die Kosten der Einschulung so gering wie möglich zu halten. Neben all den anderen Kosten - Schulgebühren, Uniform, Kosten für Ausflüge, Theaterstücke, Hefte, Ordner, Sportmannschaft, Musikinstrument - ist das zwar ein kleiner Posten, aber 140 $ sind es trotzdem, die da wieder in die Haushaltskasse zurückfliessen.

"Für das kommende Schuljahr brauche ich fast gar keine Bücher mehr", meint der kleine Strolch aufmunternd. Recht hat er, denn für Klasse 9 muss Lilli ihm dann ein Tablet oder einen Laptop kaufen.

Etwas ist faul...

Seit ihrer Deutschlandreise vor ein paar Wochen meint Lilli öfter, Zigarettengeruch zu riechen. Das ging ihr im Wohnzimmer ihrer nichtrauchenden Eltern so, im Wald und auch jetzt weiterhin in den verschiedensten Situationen und an Orten, an denen garantiert keiner raucht oder Feuer gemacht hätte. Sie hat schon die Strolche von oben bis unten abgeschnuppert, aber von ihnen geht der Geruch nicht aus. Es ist nur ein leichter, nicht unbedingt störender Geruch, aber die Abwesenheit der Quelle für diese Sinneswahrnehmung, die ist schon ganz schön störend. Heute hat Lilli "olfaktorische Halluzinationen" gegoogelt und dabei entdeckt: so etwas gibt es tatsächlich.

Und es sieht nicht gut aus. Oder wie man auf französisch sagt: es riecht nicht gut.

Freitag, 12. Juni 2015

Nullvon12

Heute ist ja schon wieder der 12. des Monats und Lilli muss zugeben, dass ihr Mitmachen bei 12von12 wohl eine einmalige Sache bleiben wird. Sie hat in ein paar andere Blogs reingekuckt, in denen allesamt Photos von Kaffeetassen, Wäsche, Blumenbeeten und Nudelgerichten zu sehen waren - was anderes hätte sie heute auch nicht gepostet. Doch: hätte sie ihre Kamera dabeigehabt, hätte sie festgehalten, wie sie mit schätzungsweise 20 anderen Radlern an der Schleuse des Sankt-Lorenz-Stroms stand und einen Frachter durchlassen musste, während der Regen immer stärker goss und die Radler zu dampfen anfingen. Der Sommer ist da!

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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