Fortschritt, nein danke

Das hiesige Freibad krümelt schon seit Jahren vor sich hin. Die Klotür hängt schief in der Angel, von den Armaturen des Waschbeckens windet sich eine Rostspur die Wand hinunter, die Papierhandtücher liegen inzwischen AUF dem Spender, anstatt in seinem (kaputten) Inneren und auf dem graugestrichenen Fussboden blinzelt an immer häufigeren Stellen das vorhergehende Blau hindurch. Hinter der Kasse ist ein Aufenthaltsraum für die zahlreichen Rettungsschwimmer, die dort zuhauf sitzen und belegte Brote oder in der Mikrowelle aufgewärmte Pizza essen, während der Kassenbeauftragte eine Strichliste der Badegäste führt - Computer oder auch nur eine Registrierkasse gibt es nicht.

Um den Beckenrand liegen bunt verteilt diverse Spielsachen, die mit ins Wasser genommen werden dürfen, dazwischen liegen Handtücher und Rucksäcke, die keiner in die (doch, doch!) dafür vorgesehenen Schliessfächer schliesst. Rasenfläche gibt es keine, Eisdiele auch nicht - man ist ja schliesslich zum Schwimmen hier und nicht zum Vergnügen.

"Herrlich", denkt Lilli, als sie durch das ungeheizte Wasser gleitet. Ein Ort, an dem die Zeit stehenbleibt und der Sommer um Sommer verlässlich gleich nach Sonnencreme, Chlor und nassen Flipflops riecht. Der jedes Jahr - die Freibadsaison dauert nur 10 Wochen - ausschliesslich von Studenten betreut wird, die ihm einen Hauch von Jungbrunnen verleihen. Und der aufgrund seiner systematischen Verwahrlosung nur mässig besucht ist. Besser könnte es für Lilli gar nicht sein. Hoffentlich kommt die Stadt nie auf den Gedanken, Lillis Freibad renovieren zu wollen.
T.M. (Gast) - 7. Jul, 01:05

Gestern erst bin ich in den hiesigen Fluss gesprungen, habe mich auf die Schwimmnudel gesetzt und 2km durchs Dorf treiben lassen, wie man das hier üblicherweise macht, zusammen mit den Entenküken, die mit ihrer Mama am Ufer entlang paddelten. Ich war aber schneller, denn ich hatte die Strömung in der Flussmitte, und die hatte ordentlich Zug. Der Fluss war übrigens auch ungeheizt, hatte aber (der Presse nach) 23°C, was allerhöchst selten vorkommt.

Alles Gute noch nachträglich zum Geburtstag.

Lilli legt los - 7. Jul, 18:14

Sie haben sich auf eine Schwimmnudel GESETZT, das hört sich jetzt aber unsportlich an. Rittlings, nehme ich an, sonst hätte Ihnen die Strömung nicht viel genutzt. Bestimmt ein super Zeitvertreib, jetzt so bei der in Europa herrschenden Hitzewelle.
T.M. (Gast) - 8. Jul, 03:47

Ja, ich sitze bzw. liege immer rittlings, also mit und auf dem Hintern.

Das Problem beim Flussschwimmen ist, dass man aufgrund der beträchtlichen Geschwindigkeit, der allerdings unbestimmten Wassertiefe und der im Fluss befindlichen Unterwasserhindernisse lieber die Füsse nach vorn nimmt, anstatt eine ordnungsgemässe Schwimmhaltung mit mehr oder weniger herabhängenden Beinen und Knien inne zu haben. Ich will mir jedenfalls nicht an einem der vielen grossen Steine das Knie aufhauen. Also legt der Fachmann die Schwimmnudel in Fliessrichtung und besteigt sie wie ein Seepferd.
Lilli legt los - 8. Jul, 17:49

WAHNSINN. Das geht ja wirklich zügig. Und die hübsche Wasserfarbe noch dazu.

Trackback URL:
https://laufnotizen.twoday.net/stories/1022457906/modTrackback

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 5840 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

Credits

Web Counter-Modul


Laufen
Lillis Positiv-Pakt
Mitmenschen
Reise in den Abgrund
Selbständig arbeiten
Strolche
Zeitmanagement
Zonstiges
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
Blog Top Liste - by TopBlogs.de Blog Verzeichnis Bloggeramt.de