Prioritätenverschiebung

Kaum ist Lilli von ein paar Tagen Skiurlaub zurück, geht die Planung für die nächsten Monate wie ein Bombenanschlag auf sie nieder. Sie will nach Deutschland, um den Vater in seinem Heim für Demenzkranke zu besuchen. Am besten um den Geburtstag der Mutter rum, im Mai, um die Mutter bei der Gelegenheit mit in einen Kurzurlaub zu nehmen - von Deutschland aus ist ja alles so nah, und Lilli war noch nie auf Mallorca und all den anderen spanischen Inseln vor der Küste Afrikas. Die Schwester aber feiert ihre Silberhochzeit im April und meint, Lilli könne doch statt im Mai schon im April kommen. Das passt aber Lilli gar nicht - weder von der Arbeit im Büro her, wo es im März/April hoch hergeht, noch von der Steuererklärung her. Ausserdem läuft ihr Pass im Mai ab und die früheste Gelegenheit, diesen erneuern zu lassen - was eine Reise nach Toronto erfordert - ist Ende Februar. Wenn sie also Ende Februar einen neuen Pass beantragt, ist der im April womöglich noch nicht da. Das Konsulat meint zwar, nach Deutschland käme Lilli auch mit einem fast abgelaufenen Pass, aber ob sie damit in Europa so problemlos fliegen kann???

Dann also lieber der Schwester vor den Kopf stossen und nicht zur Silberhochzeit kommen. Den Pass Ende Februar beantragen und ihn im Schnellverfahren problemlos vor der Reise im Mai bekommen.

Als Lilli heute morgen so weit war, ruft ihre Mutter sie an, was absolut NIE passiert. Der Vater hat Lungenentzündung und womöglich Nierenversagen und liegt seit gestern im Krankenhaus. Es kann also gut sein, dass Lilli schon morgen nach Deutschland fliegt... je nachdem, wie der Vater die Nacht übersteht. Die Plänë für April und Mai sind auf einmal gar nicht mehr so wichtig.
Manu (Gast) - 5. Jan, 19:59

der Mensch denkt und Gott lenkt

Ich drücke fest die Daumen, dass Ihr Vater die schweren Erkrankungen übersteht...

Obiger Spruch von meiner Oma fiel mir spontan zu Ihrem Blogeintrag ein... je älter ich werde umso häufiger fallen mir alte Redewendungen aus der Familie wieder ein.. manchmal ist man sich auch aus der Ferne sehr nah - ein Satz, ein Geruch oder Gesten - die ein inniges Gefühl auslösen können - reichen aus. Die Sorge um die Liebsten in der Ferne lastet schwer, das kann ich verstehen. Liebe Grüße über den großen Teich sende ich Ihnen.

Lilli legt los - 6. Jan, 09:36

Vielen Dank für Ihren Zuspruch. Der Mensch denkt... und kann doch oft nicht die grossen Zusammenhänge sehen. Ist es zum Beispiel für meinen Vater jetzt wünschenswert, wieder "gesund" zu werden, um dann noch jahrelang dement in seinem Heim vor sich hin zu existieren? Hm? Oder doch lieber jetzt sterben? Aber es muss ja keine Entscheidung getroffen werden, die Ärzte/die Natur/das Schicksal/Gott werden das in die Hand nehmen für ihn. Insofern ist der Spruch Ihrer Oma sehr weise in all seiner Einfachheit.

Tatsächlich fühle ich mich aus der Ferne, da ich ja trotz 6 Stunden Zeitverschiebung mitzittere, auch als Teilnehmer an dem Geschehen im Krankenhausbett in Süddeutschland. Mehr für ihn tun als an ihn denken kann im Moment keiner. Wir warten.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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