Das Band der Ehe
Monsieur sitzt gerade im Flieger nach New York. Obwohl es kein langer Flug ist von Montréal aus und er auch nicht lange weg bleiben wird, spürt Lilli ein Ziehen in der Magengegend. Als ob dort ein Gummiband angebracht sei, das sich nun, mit wachsender Entfernung zwischen ihnen, dehnt und dehnt. Es wird nicht reißen, oh nein, es wird nur zwicken und ruckartig hin- und herschnalzen und Lilli daran erinnern, dass ausnahmsweise viele Kilometer und eine Staatengrenze zwischen ihnen liegen, die es unmöglich machen, im Notfall schnell zueinander zu eilen und die Hand des anderen zu fassen. Es ist kein Lasso, das Band, und auch keine Leine, an der sie Monsieur festhält. Eher ein unsichtbares Gewächs, an dem sie sich entlanghangeln können, um immer wieder zueinander zu finden. „Ein Ariadnefaden halt“, würde der kleine Strolch lässig sagen, der sich so gut in der griechischen Mythologie auskennt.
Jedenfalls tut es gut, dieses Ziehen zu spüren. Solange das Ziehen da ist, ist alles gut.
Jedenfalls tut es gut, dieses Ziehen zu spüren. Solange das Ziehen da ist, ist alles gut.
Lilli legt los - 1. Mai, 09:32