Montag, 21. September 2009

1x1 für Freelancer - die grosse weite Welt da draussen

Je länger man im Komfort der eigenen vier Wände arbeitet und dieses genießt, um so schwieriger scheint es, den Schritt nach draußen in die Welt zu wagen, wo man mit unvorhersehbaren Menschen und Problemen IN ECHTZEIT konfrontiert wird, anstatt sie durch E-Mail erst einmal filtern zu können. Auf dem Weg zur neuen Arbeit jedenfalls kommt es Lilli auf einmal so vor, als sei ihre Wohnung so ziemlich der gemütlichste Ort, den sie sich vorstellen kann, und wünscht sich – zu einer embryonalen Rolle eingerollt – zurück unter ihren Schreibtisch. Trotzdem geht sie mit ihrem schick angezogenen Körper in richtigen Schuhen brav zum Bahnhof und reiht sich in die dort Wartenden ein, die allesamt zwar auch nicht breitschultriger aussehen als sie, anscheinend aber dem kommenden Tag gelassen genug entgegensehen, um nicht mit hektischen roten Flecken im Gesicht wilde Tänze aufzuführen oder mit den Fäusten auf den Boden zu trommeln und „Nein, ich will nicht“ zu schreien. Lilli hofft, irgendwann einmal auch so weit zu sein. Im Moment aber drückt sie sich die Fingernägel in die Handflächen, bis dort je vier kleine Halbmonde zu sehen sind.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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