Mittwoch, 11. November 2009

Das Kreuz mit dem Adventskalender

„Soll ich dir was mitschicken zum Backen?“, fragt Lillis Mutter fürsorglich durchs Telefon, da sie gerade dabei ist, den Adventskalender für die Strolche einzupacken und noch Platz für Hirschhornsalz und ähnlich schwierig aufzutreibende Pülverchen hätte. Lilli durchfährt ein heißer Schreckensblitz: letztes Jahr hatte sie sich doch ganz fest vorgenommen, ihrer Mutter nun aber mal ganz schonend beizubringen, dass der tolle Lego-Adventskalender, den sie immer schickt,…. also dass der Kalender…… obwohl er ganz toll ist,…. also dass die Strolche sich nicht so recht dafür begeistern können. Im Wirklichkeit finden die Strolche den Kalender ziemlich lahm, da jeden Tag nur etwa fünf Legosteinchen rauskommen, die sie im Nu zusammengebaut haben, mit denen man aber noch lange nicht die tolle Landschaft aufbauen kann, die vorne und hinten auf dem Kalender so verführerisch zu sehen ist. Da müsste man dann extra noch einiges dazukaufen, so haben sich die Marketingleute das ausgedacht, aber die Strolche fühlen sich hintergangen und lassen die Teilchen, kaum sind sie zusammengebaut, links liegen. Lilli versteht einerseits die Strolche, findet sie aber andererseits undankbar und hat vor allem ein schlechtes Gewissen, ihre Mutter jedes Jahr diesen bestimmt teuren Kalender kaufen zu lassen. Aber auch dieses Jahr ist es bereits zu spät, noch irgendwelche vorsichtig formulierten Bedenken anzubringen, denn der Kalender liegt bereits liebevoll eingepackt in einer Schachtel, die Lillis Vater wie der Weltmeister zukleben und –schnüren und mit dem Fahrrad zur Post bringen wird, damit die Strolche im fernen Kanada jeden Tag ein Türchen aufmachen können. Lilli seufzt. Es gibt Dinge im Leben, die sind so verletzend, dass man sie überhaupt gar nicht aussprechen kann… „Lebkuchengewürz“, sagt Lilli deshalb nur und „ach wie lieb, dass ihr an uns denkt.“ In ihrem Magen dreht sich eine Faust im Kreis.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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