Dienstag, 10. Juni 2008

Einfach pervers

Zugegeben, das Angebot der Firma war 7 Dollar billiger als das der Konkurrenz, aber ich hätte ihnen den Auftrag, unseren Rasen zu vertikutieren, vielleicht auch einfach wegen ihres schrillen Namens gegeben. Sie nennen sich „Les experts verts“, also die grünen Experten. Natürlich passt dieser Name für eine Firma, die sich als Spezialist für Rasendünger und Schädlingsbekämpfung ausgibt, aber keiner hat wohl dran gedacht, dass er genauso ausgesprochen wird wie „Les ex-pervers“, also die „ehemaligen Perversen“. Als die Dame sich am Telefon mit dem Firmennamen meldete, musste ich mich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Und Monsieur musste sich anschließend mehrere Male anhören, wie zufrieden ich war, endlich die Ex-Perversen angerufen zu haben, und dass sie nun bald kommen, die Ex-Perversen, um kleine Löcher in unseren Rasen zu bohren, und dass ich nur hoffe, dass diese sadistische Behandlung unserem Rasen auch gefällt. Hat einfach nicht meinen Sinn für sprachliche Feinheiten, der Mann…

Montag, 9. Juni 2008

Ein Anfall von Boshaftigkeit

Ende April hat der Amerikaner David Blaine in der Fernsehbügelsendung "Oprah" einen neuen Weltrekord aufgestellt, indem er 17 Minuten lang die Luft angehalten hat. Ich kann noch nicht einmal 17 Minuten lang ununterbrochen joggen, ohne ab und zu japsend eine Gehminute einzulegen… Oprah fragte ihn ganz berechtigt, ob er nicht manchmal Angst hätte, bei all seinen extremen Sachen verrückt zu werden, und er bewies durch seine Antwort („Ich hoffe, es nicht bereits zu sein“), dass er noch alle beisammen hat. Allerdings hat er sich als nächstes vorgenommen, 11 Tage lang nicht zu schlafen, was dann doch wieder an seinem Verstand zweifeln lässt - hat der Mann nicht "Schlafes Bruder" von Robert Schneider gelesen?

Monsieur seinerseits scheint sich vorgenommen zu haben, einen neuen Weltrekord im lange Arbeiten aufzustellen. Er will wohl sehen, wie lange er es schafft, auch am Wochenende nur stundenweise anwesend zu sein und sich trotzdem noch eine Familie zu nennen. Au, das war jetzt aber böse, Lilli – zum Glück liest er uns ja nicht.

Freitag, 6. Juni 2008

Lilli und die F1

Heute morgen konnte Lilli einfach nicht aufstehen – ihr war so schwindlig, dass sie sich nach dem Morgenpipi gleich wieder ins schaukelnde Bett verkrümelt hat. Dies passiert ihr etwa zweimal im Jahr und beunruhigt sie ab und zu, was aber ihre Ärztin wiederum gar nicht beunruhigt. So hatte sie Zeit, bei geöffnetem Fenster dem Keifen der F1-Rennautos zuzuhören, die sich auf das kommende Rennen in Montréal am Sonntag vorbereiten:

Jetzt drehen sie also wieder ihre Runden, und für die nächsten Tage ist schwüle Hitze und damit natürlich auch Smoggefahr angesagt. In diesem Fall wird der öffentliche Nahverkehr eine reduzierte Busgebühr anbieten, damit die Zuschauer das Auto zuhause lassen. Da das Rennen auf einer Insel im Sankt-Lorenz-Strom stattfindet, ist es sowieso eine irrsinnige Idee, dort mit dem Auto hinzuwollen… Sieht eigentlich niemand außer mir die himmelschreiende Widersprüchlichkeit dieses Unterfangens? Hallo? Smoggefahr durch Autoabgase – fahrt deshalb lieber mit dem Bus zum AUTORENNEN? Wie wäre es, wenn Raikkonen und Konsorten auch den Bus nehmen würden? Ach ja, dann wäre es ja kein Rennen mehr, denn dann würden sie alle zur gleichen Zeit durchs Ziel kommen…

Mein Vorschlag deshalb: rennt doch lieber zu Fuß als mit Euren Blechkisten, dann würde die Veranstaltung auch die Bezeichnung „Rennsport“ verdienen!

Donnerstag, 5. Juni 2008

Endlich ein "Mann für alles"

Seit gestern hat Lilli einen „House-Hubby“ , also einen „Mann für alles“ – alles, was mit dem Haus zu tun hat, versteht sich. Wenn er auch durchaus dafür sorgt, ihr angenehme Schauer den Rücken runter zu schicken:

Wenn ich mich so umschaue in der Nachbarschaft und im relativ homogenen Bekanntenkreis (klar, die hab ich alle kennengelernt, während ich bibbernd auf unbequemen Holzbänken in muffelnden Eishallen oder am Rand eines löcherigen Fussballfeldes rumsaß), kommt eigentlich keine Familie ganz ohne externe Hilfe aus. Die einen haben das Glück, auf bereitwillige Omas und Opas zum Kinderhüten zurückgreifen zu können, um in der dadurch freigewordenen Zeit alles Mögliche zu erledigen. Die anderen haben eine Putzfrau, damit am Wochenende nicht auch das noch auf sie wartet. Wieder andere mogeln sich mit Fertiggerichten ums Kochen herum. Und da ich zwar ganz selbständig Kinder hüten, putzen und kochen kann, vom Bilderaufhängen und Wasserhahnreparieren aber keine Ahnung habe, habe ich mir einen Mann fürs Grobe angeschafft, der gestern in zwei Stunden all das erledigt hat, was mir schon seit Monaten auf die Nerven ging und von Monsieur beständig ignoriert wurde. Drei Bilder hat der Gute aufgehängt, vier Kleiderhaken, dazu eine Uhr und den schweren Spiegel, der entweder:

- Monsieur und mir beim Aufhängen runtergefallen und zerbrochen wäre;
- von uns unfachmännisch angebracht worden und runtergefallen und zerbrochen wäre oder
- uns an den Rand der Scheidung getrieben hätte, in deren Verlauf wir ihn runtergeschmissen und zerbrochen hätten.

Nachdem ich den Mann mit den goldenen Händen also ein erstes Mal ausprobiert und für gut befunden hatte, überkam mich sofort das Herzklopfen, das dadurch provoziert wird, dass ein Ausflug zu IKEA in greifbare Nähe rückt. Jetzt, da wir jemanden gefunden haben, der sich mit der Installation herumschlägt, könnten wir doch……. also da könnten wir doch endlich…… Ich kann gar nicht sagen, wie viele Regale, Lampen und Vorhangstangen vor meinem geistigen Auge auftauchten und sich wie von Geisterhand dort platzierten, wo in unserem Haus (das wir immerhin seit fast neun Jahren bewohnen) momentan noch gähnende Leere herrscht. Dieses Kribbeln, wenn die langersehnte Ordnung, die die Schwäbin in mir in Entzücken versetzt, am Horizont des Erreichbaren auftaucht! Diese Schauer der Vorfreude, wenn man sich überschaubare Arbeitsoberflächen und sauber mit schönen Schachteln bestückte Regale vorstellt! Ah, was bereitet mir dieser Mann doch für Genüsse, Genüsse sag ich! So gesehen ging er weit über seinen Auftrag hinaus - und war direkt billig.

Mittwoch, 4. Juni 2008

Lilli eiert

Monsieur hatte es gut gemeint. Erst hat er sich gebrauchte Rollerhockey-Rollschuhe gekauft, die auch mir passen. Dann hat er die Räder rausgeschraubt und umgedreht, da sie jeweils auf der Außenseite etwas mehr abgenutzt waren als auf der Innenseite. Um dadurch ein noch glatteres, gleichmäßigeres, berauschenderes Dahingleiten zu erzielen wahrscheinlich. Leider ist er zudem auf die Idee gekommen, die Reihenfolge der Räder zu ändern. Nun weiß Monsieur natürlich ganz genau, dass bei Hockeyrollschuhen die hinteren Räder einen geringfügig größeren Durchmesser haben als die vorderen, da man dadurch leichter die Kurve kriegt, was beim Hockeyspielen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt. Normalerweise verfügt also so ein Rollschuh über zwei größere (hintere) und zwei kleinere (vordere) Räder. Diese speziellen Rollschuhe, um die es hier geht, haben aber nur ein einziges großes Rad ganz hinten, dann zwei mittlere und ein kleines Rad ganz vorne. Dessen ungeachtet hat Monsieur das Rad Nr. 4 mit Rad Nr. 3 ausgetauscht… Als ich heute morgen dann mal zur Abwechslung mit den Rollschuhen anstatt zu Fuß zum Morgenlauf aufgebrochen bin, kippelte ich ständig nach vorne und nach hinten, als führe ich auf hartgekochten Eiern durch die Nachbarschaft. Mir ist ja bekannt, dass Männer grundsätzlich keine Gebrauchsanleitungen lesen und nie nach dem Weg fragen – aber ab und zu wäre es doch ganz nützlich, Kleingedrucktes, vor allem so etwas wie Durchmesserangaben auf einem Rollschuhrad, zu beachten.

Wenn ihnen ein glattes, gleichmäßiges, ach so berauschendes Dahingleiten wichtig ist jedenfalls.

Mir tut jetzt dafür der Spann weh, und obwohl ich die Rollschuhe schon längst ausgezogen habe, eiere ich immer noch durch die Gegend.

Dienstag, 3. Juni 2008

Pröbchen gefällig?

Gestern war Lilli mal wieder in einem dieser Läden, die von außen so aussehen möchten, als wären sie eine Apotheke, innen aber alles, also wirklich alles, was es auf der Welt für Geld zu kaufen gibt, anbieten. Sucht man nach Kosmetika, sind diese Läden weniger einschüchternd als die großen Kaufhäuser der Innenstadt, in denen Wesen von einem anderen Stern so tun, als seien sie menschliche Kosmetikberaterinnen. Hier sind die Beraterinnen zwar auch weiß bekittelt, ansonsten aber ganz zugänglich. Wie das folgende Beispiel beweist:

Lilli: „Ich suche eine Feuchtigkeitscreme, die einen Lichtschutzfaktor von mindestens 20 hat und dabei nicht glänzt, als hätte man sich das Gesicht gerade in einen Margarinebecher getaucht.“
Frau im weißen Kittel sucht erst fahrig eine Weile, dann kommt ihre die Regale entlangwedelnde Hand vor einem Produkt zum Stehen: „Hier haben wir was von XY, Lichtschutzfaktor 20.“
Lilli, erfreut, reibt sich einen Tropfen davon auf die Hand.
Frau im weißen Kittel, die inzwischen weitergesucht hat: „Und hier haben wir noch eine in der gleichen Preisklasse, die ist etwas matter und hat Lichtschutzfaktor 30.“
Lilli, noch erfreuter, reibt sich einen Tropfen davon auf die andere Hand.
Frau im weißen Kittel: „Möchten Sie davon vielleicht ein Pröbchen haben, zum Mitnehmen?“
Lilli, hoch erfreut: „Ja, gern. Vielen Dank.“
Frau im weißen Kittel zieht eine gut gefüllte Schublade mit Probepackungen auf: „Soll ich Ihnen gleich zwei mitgeben?“
Lilli kann sich gerade noch zusammenreißen, um nicht extatisch loszubrüllen: „Ja, danke. Das ist aber nett.“

Lilli geht sprachlos nach Hause. So ein befriedigendes Konsumerlebnis hatte sie schon lange nicht mehr. Es muss wohl stimmen, dass Kanada dabei ist, in eine Rezession zu rutschen.

Montag, 2. Juni 2008

Die Regenwurm-Analogie

Heute morgen war es feucht und schwül, es hatte die Nacht durch geregnet und das Gras appetitlich grün angemalt. Deshalb war es auch ein Ding der Unmöglichkeit, beim Laufen nicht auf den einen oder anderen Regenwurm zu treten. Nein, was tummelten sich da viele Regenwürmer auf dem Asphalt! Ich frage mich, wie sie bloß auf die Idee kommen, die Straße überqueren zu wollen – etwa, weil sie auf der anderen Seite einen besseren Grünstreifen vermuten? Vielleicht sollte man denen mal sagen, dass die andere Straßenseite auch nicht viel mehr zu bieten hat als die Umgebung, aus der sie gerade kommen… so aus Menschensicht jedenfalls ist ihr ganzes Hin- und Hergewinde ein teures Unterfangen, da sie auf dem Weg ins gelobte Land doch nur riskieren, von morgendlichen Läufern zerquetscht zu werden. Wenn man nun aber einmal die Perspektive wechselt und sich hoch über unsere Köpfe zoomt, sehen wir Menschen mit unserem ganzen Hin- und Hergerenne womöglich nicht viel anders aus als diese armen Würmer… unterwegs nach einem besseren Grünstreifen, angetrieben von persönlichen, wie auch immer gearteten Wünschen für den Rest unseres Lebens. Nun soll dies aber kein Plädoyer dafür sein, hübsch auf seinem kleinen Rasenstück auszuharren und niemals zu riskieren, sich auf den Weg ins grünere Gras zu machen, oh nein. Auch kann man sich nicht immer die Stelle aussuchen, an der man die Straße überquert. Ich Würmchen, die ich vor 14 Jahren einen Ozean überquert habe, um mein Leben hier in Kanada weiterzuleben, kann lediglich eines anmerken: So anders geartet der Rasen „auf der anderen Seite“ auch sein mag – die eigenen Macken trägt man auch dort mit sich herum!

Und vor den eigenen Macken kann man nicht davonlaufen, so viel man auch läuft und läuft und läuft...

Freitag, 30. Mai 2008

Nix gelaufen

Heute war Lilli nicht zum Laufen, obwohl es eigentlich vorgesehen war. Zu schlapp, zu spät ferngesehen gestern, und deshalb darf sie zur Strafe auch nix schreiben. Ätsch.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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