Dienstag, 12. August 2008

Gleich passiert was

Eltern sind wie Pfirsiche: es gibt solche und solche. Es gibt die, die zu hart sind, und die, die beim kleinsten Druck nachgeben. Und dann gibt es natürlich noch diejenigen, die genau richtig sind und nichts als Freude und Genuss bereiten… aber man sieht es ihnen nicht an, zu welcher Kategorie sie gehören. Erst, wenn es zu spät ist, d.h. wenn es kein Zurück mehr gibt, stellt sich heraus, was für ein Früchtchen man sich da eingefangen hat. Zum Beispiel diese Mutter zweier Jungs, die Lilli vor kurzem mit den Strolchen besuchte:

Die vier Jungen waren den ganzen Abend nicht zu hören gewesen, da es in diesem Haus ein Spielzimmer gibt, in dem es von elektronischem Spielzeug (XBox, Gamecube und wii sie alle heißen) nur so wimmelt. Da solcherlei Spielzeug den Strolchen von Lilli und Monsieur heimtückisch vorenthalten wird, stürzen sie sich darauf wie ein Verdurstender auf ein Glas Apfelschorle, sobald sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet. Nach drei Stunden wurde es Lilli dann aber doch zu viel, und beiläufig schlenderte sie ins Spielzimmer, um den Vieren (glasige Augen, fahrige Bewegungen, ausdruckslose Gesichter) vorzuschlagen, jetzt doch mal was ganz anderes zu spielen. Besonders der älteste Junge des Hauses, schon fast 12 und ernst hinter seinen Brillengläsern, machte den Eindruck, als sei er direkt erleichtert, endlich mal davon ablassen zu können. Bald schon wurden Schubladen aufgerissen, Autos über den Fußboden geschoben, Legos mit dem ihnen eigenen hohen Klirren ausgeschüttet. Nach etwa 10 Minuten kam die Mutter angeeilt und meinte mit fröhlicher Stimme, in der Lilli trotz allem eine panische Note zu hören glaubte, dass es jetzt doch an der Zeit wäre, einen schönen Film anzusehen, nicht wahr? „Sonst hab ich ständig Angst, dass hier noch was passiert!“, fügte sie noch wohlwollend/besorgt hinzu, als die Kinder nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrachen. Lilli und der große Junge sahen sich über den Legohaufen hinweg betreten an. Mann, fast hätten sie es geschafft, dass hier mal was passiert, so richtig in echt und für wirklich…

Montag, 11. August 2008

Tee-ologie, unübersetzbar

Lilli kreiert ein Eisteerezept mit grünem Tee und serviert es stolz ihrem Gast, der angesichts seines jungen Alters bestimmt lieber einen überzuckerten Softdrink gehabt hätte. „Sag es ruhig, wenn es Dir nicht schmeckt, ich hab auch noch Saft im Kühlschrank“, versichert Lilli. Der Gast nippt am Glas, verzieht das Gesicht und meint augenzwinkernd: „Désolé, mais ce n’est pas ma tasse de thé.“ Ha, ha - wer kein Französisch kann, dem kann hier auch nicht weitergeholfen werden.

Freitag, 8. August 2008

Zwei Stunden Vergessen

Lilli sitzt zwischen den Stühlen : im Ferienhaus, aber nicht im Urlaub, und mit leichtem Unterhaltungsprogramm, das ihr aufgrund des Dauerregens schwer aufs Herz drückt.

Trotz allem war das Musical gestern abend gut genug, um mich zwei Stunden lang alles (also wirklich alles) Drumherum vergessen zu lassen. Ein tief empfundenes Dankeschön deshalb an die Kunst, die uns an andere Orte entführt, ja uns zu anderen Menschen werden lässt.

Ah ja, der bunte Drink, den Monsieur für mich bestellt hatte, war wohl nicht ganz unschuldig an diesem schwebenden Gefühl…

Mittwoch, 6. August 2008

Je règle mon pas sur le pas de mon père

Als ich klein war, konnte ich die Schritte meines Vaters im Treppenhaus erkennen. Ich wusste schon lange, bevor ich ihn sah oder sprechen hörte, dass er es war, der da in diesem Rhythmus und dieser Lautstärke die Stufen bearbeitete. Mit Monsieur geht mir das ähnlich – auch ihn kann ich an der Schwere und Frequenz der Schritte auf unserer Holztreppe ausmachen. Dachte ich zumindest, bis ich heute morgen den Kopf wandte und nicht Monsieur, sondern der große Strolch im Türrahmen erschien. Ist gerade mal neun Jahre alt und „klingt“ schon wie sein Vater… Ich frage mich, ob das auch bei adoptierten Kindern passieren kann.

Dienstag, 5. August 2008

Vorsprung durch Technik

Als meine Mutter klein war, spielten sie so:
„Toc, toc, toc!“
„Wer ist da?“
„Huh, der schwarze Mann!“

Meine Kinder spielen:
„Toc, toc, toc!“
„Wer ist da?“
„Pizzaservice!“

Meine Enkel werden spielen:
„Toc, toc, toc!“
„Wer ist da?“
„Das weißt du doch, ich hab dir doch gerade gemailt, dass ich komme!“

Montag, 4. August 2008

Die Antwort, die keiner hören will

„Es könnte besser gehen“, nein, das will man nicht hören, wenn man eine Fussballmutter trifft, die man vor einem Jahr das letzte Mal gesehen hat, die sich damals gerade von ihrer Brustkrebsbehandlung (Operation, Chemotherapie, Hormontherapie) erholte, die jünger ist als man selbst und zwei kleine Kinder hat, und sie fragt, wie es ihr geht. Man will es nicht hören, weil es nicht sein darf und weil es nichts darauf zu sagen gibt als Mistschicksal, ungerechtes.

Freitag, 1. August 2008

Lilli in Maine

Lilli ist tatsächlich für eine Weile untergetaucht – in Maine, einem US-Staat südlich von Québec, in dem das Meer so kalt ist, dass es laut John Irving „nur für Hummer und Touristen“ gut ist. Lilli hat es zur allgemeinen Überraschung trotzdem geschafft, ihre mit zunehmendem Alter ansteigende Angst vor kaltem Wasser zu überwinden, um

- baden zu gehen;
- mit einem den Strolchen aus den Händen gewundenen Brett (wahlweise Totenkopf- oder Drachenmotiv) auf den Wellen zu reiten;
- den kleinen Strolch, der so leicht ist, dass er mir-nix-dir-nix viele Meter abgetrieben wurde, aus den Wellen zu fischen und
- mindestens dreimal ins Meer zu pinkeln, da es die am Strand angesiedelten Gemeinden zwar in Ordnung finden, den Touristen 15 Dollar fürs Parken abzuknöpfen, sie als Gegenleistung aber nicht auf die Idee gekommen sind, in regelmäßigen Abständen öffentliche WCs einzurichten. Ätsch! Selber schuld!

Nennenswerte Gedanken sind ihr in dieser Zeit keine gekommen, was auch gar nicht erwünscht war, immerhin jedoch die Einsicht, dass jemand, der rauchend und mit Musik im Ohr am Strand entlang läuft, es eigentlich genauso gut hätte bleiben lassen können. Jedenfalls ist sie jetzt wieder zurück und nicht wiederzuerkennen, was weniger an der ungleichmäßig verteilten Bräune liegt als vielmehr an den Tausenden kleinen Lachfalten, die sie sich im Laufe der letzten zwei Wochen zugezogen hat. Und sie hatte schon fast gedacht, sie hätte es verlernt!

Freitag, 18. Juli 2008

Lilli muss mal

- untertauchen, versteht sich, zumindest für die nächste Woche. Deshalb wird es hier in den nächsten Tagen nichts zum Knabbern geben. Sie kommt aber wieder, darauf gebe ich mein Läuferehrenwort.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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