Montag, 8. November 2010

Winterfest

Die Blätter sind aufgelesen, der Basketballkorb und der fast nicht genutzte Grill sind im Schuppen verstaut, der Tisch und die Stühle auch. Nur die kleine, etwas wackelige Parkbank mit den verschnörkelten Seitenteilen steht noch draussen. Letztes Jahr hatte sie den ganzen Winter in Lillis Garten verbracht und war zum Schluss so eingeschneit, dass sie unsichtbar wurde. Diesen Sommer über haben Lilli und die Strolche unzählige Nachmittage auf ihr verbracht, um dort im Schatten des Ahornbaums Kaffee zu trinken, denn auf der Terrasse wäre es dazu viel zu heiss gewesen. Die Bank ist so ziemlich das unbequemste Möbelstück in Lillis Garten und doch das meistgenutzte (location, location, location). Lilli sollte sie eigentlich gegen eine richtig gemütliche Bank austauschen, aber es bricht ihr das Herz, das alte Stück einfach auszurangieren. Jetzt darf die Bank erst mal in die Garage, damit die Strolche den Winter über ihre Stiefel auf ihr an- und ausziehen können. Als Zwischenstopp auf ihrer Reise in den Sperrmüll sozusagen.

Freitag, 5. November 2010

Pelzige Frage

Lilli hat ihre Berufung verfehlt. Anstatt Gutscheine für ein kostenloses Baguette aus der lokalen Wochenzeitung auszuschneiden und den Strolchen zu erklären, dass sie diese Woche keine Cornflakes gekauft hat, da die gerade nicht im Angebot waren, hätte sie lieber mal Luxusweibchen werden sollen. Letztes Jahr an Weihnachten musste sie sich mit einer nicht gewollten Perlenkette herumschlagen, jetzt geht sie in sich, um tief in ihrer schwarzen Seele die Antwort auf die Frage zu finden, ob man heutzutage nun echten Pelz tragen kann oder nicht. Die Sache ist ja die, dass Lilli in Kanada wohnt und es dort hübsch kalt werden kann. So ein Pelz wäre damit unter Umständen durch die sich auf Weihnachten hin anhäufenden Minusgrade zu rechtfertigen. Und sie will ja auch keinen ganzen Pelzmantel (um Himmels willen!), nur so ein Pelzkrägelchen um die Kapuze drumrum, damit der Wind schön wegbleibt und die Kapuze mit genau dem richtigen Gewicht ins Gesicht fällt... was schliesslich wichtig ist für Leute, die für Mittelohrentzündungen anfällig sind! Finden Sie mal eine Mütze, die bis über die Ohren runtergeht! Aber nein, Leute in Europa tragen keine Mützen, die wissen ja gar nicht, was für ein Thema das hier sein kann. Und sie will auch kein Seelöwenfell, auf dem Brigitte Bardot immer herumreitet, aber auch keine Imitation, denn dafür ist sie schliesslich zu alt. So.

Jedenfalls hat Lilli ihre Jacke zu einem Super-Öko-Recycling-Pelzgeschäft gebracht und ein sehr netter Mann hat ihr für nicht allzu viel Geld einen halben Waschbär an die Kapuze genäht. Wenn Lilli jetzt damit spazierengeht, kitzelt der wiederverwertete Waschbär, der früher mal ein hässliches Cape war, Lilli an der Stirn. Lilli beschliesst, das als gutes Zeichen zu nehmen. Vielleicht freut er sich ja, wieder an der frischen Luft zu sein...

Freitag, 5. November 2010

Lilli gärtnert

Zwischen Schulbeginn und Weihnachten gibt es genau ein Wochenende, an dem kein Eishockey stattfindet. Dieses Jahr hat Lilli diese einzigartige Gelegenheit, die Strolche einer freundlichen Gastfamilie anzuvertrauen, nicht verpasst und ein Tête-à-tête mit Monsieur geplant. In einem Hotel im Wald mit Schwimmbad und Wellness. Sie werden spazieren gehen, anschliessend in einer Ganzkörperpackung (Moor? Algen? SCHOKOLADE???) einweichen und hoffentlich wieder näher zusammenrutschen können. Vielleicht ein bisschen reden, ohne auf gespitzte Kinderohren Rücksicht nehmen zu müssen, aber auch (hoffentlich) einfach miteinander sein und sich daran erinnern, dass es nichts Schöneres gibt als dieses Miteinander. Ein wenig mulmig ist Lilli dabei schon.

Donnerstag, 4. November 2010

Herbstgedanken

Ein schöner Nebeneffekt der Teilzeitarbeit besteht darin, dass man an den Morgen, an denen man nicht ins Büro muss, so ordentliche Arbeiten erledigt wie grosse Töpfe vom Vortag spülen. Dabei kann man aus dem Fenster sehen und seine Gedanken ein wenig schlendern lassen (das Zeug muss sowieso einweichen, nicht wahr?), weil dort draussen gerade der schönste Herbst stattfindet, so mit morgendlichem Rauhreif, roten Blättern und blauem Himmel. Bei Herbst denkt Lilli unweigerlich an Laubfeuer: an das riesengrosse, das Monsieur und Lilli vor vielen Jahren bei ihrem Freund am See angezündet haben und das sehr eindrucksvoll ausser Kontrolle geriet. Und an das kleine, das Lillis Vater damals auf dem Acker in Deutschland unter völliger Ignorierung der Windverhältnisse entfacht hat und dessen halbverkohlte Blätter bei der entsetzten, kreischenden Nachbarin auf der Markise landeten. Wenn Lilli so an ihren Vater denkt, wird sie nostalgisch, als ob er schon nicht mehr am Leben wäre. Dabei ist er relativ gesund und munter und freut sich darauf, Lilli dieses Jahr an Weihnachten zu sehen

Aber es wird nicht der gleiche Vater sein und nicht die gleiche Lilli.

Auch wieder wahr

"Wenn es heute nicht anstrengend genug war", sagt Lillis Folterknecht Gymnastiklehrerin, "dann habt Ihr Euch nicht genug angestrengt."

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Zartbitter

Der kleine Strolch braucht ein Babyfoto für die Schule und auch eine Anekdote. Um der Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, bietet Monsieur an, die alten Videofilme zu suchen, die sie vor neun Jahren gemacht haben, als die Videokamera neu war und noch nicht im Schrank unter den Anzügen von Monsieur (gleich neben der Hutschachtel) verstaubte. Bald darauf sitzt die ganze Familie vor dem Fernseher und sieht mit Staunen zwei winzige Jungs, die Lego spielen, sabbern, planschen und lautstark erklären, dass ihre Windel voll ist. Lilli wird es ganz anders dabei, denn diese Kinder, die ganz eindeutig ihre zwei Strolche sind, sind doch auch ganz andere Kinder, die sie einmal gekannt hat, die aber schon lange aus ihrem Leben verschwunden sind. Klar erinnert sie sich noch daran, wie schwierig es war, den kleinen Strolch zu füttern und wie gern der grosse Strolch mit Flugzeugen spielte. Klar erkennt sie in den Gesichtern der Kleinkinder, die auf dem Bildschirm begeistert in einen Karton klettern, die Züge ihrer inzwischen 9- und 11-jährigen Jungs, aber jetzt ist doch alles ganz anders. Jetzt schiebt der kleine Strolch ein Nutellabrot nach dem anderen in den Mund und der grosse Strolch macht Powerpoint-Präsentationen über den Beruf des Jetpiloten. Die grossen Kinder haben die Krabbelkinder verdrängt, aus Lillis Leben gestossen, und jetzt trauert sie ihnen nach, während sich alle anderen vor Lachen auf dem Sofa wälzen. Nostalgie hat immer einen bitteren Nachgeschmack, aber nie hätte Lilli gedacht, dass sie sich schon so früh einstellen kann. Bäh.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

My heart makes boum boum boum...

... in Lillis Ohren nämlich. Und das hat nichts mit dem Rockkonzert vom Dienstag zu tun. Und der nächste, der sagt, dass Ohrenweh eine Kinderkrankheit ist, bekommt einen aufwärmbaren Schmuseelefanten nachgeworfen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Spieglein, Spieglein

Madame Emma, die Lehrerin des kleinen Strolches, hat es in seine Beurteilung geschrieben: er lässt sich zu leicht ablenken. Im darauffolgenden Gespräch aber bringt sie einen Punkt zur Sprache, der ihr noch viel wichtiger erscheint: er ist rechthaberisch und impulsiv, was sich dadurch äussert, dass er ungefragt mit der richtigen Antwort rausplatzt, sobald der Mitschüler, der eigentlich dran ist, zögert oder die falsche Antwort gibt. Lilli ist nur halb erstaunt, ist es doch ein typischer Charakterzug kleiner Brüder, lautstark zeigen zu müssen, dass man was im Hirn hat. Und so mancher Erwachsenen auch.... Am liebsten würde Lilli zum kleinen Strolch sagen: "Du hast eine Art und Weise, dich zu benehmen, die mir gar nicht an mir gefällt."

Mein Ohrenarzt hat sich ein Haus gekauft....

Gestern war Lilli beim Rockkonzert, da Monsieur Karten für "The Wall" hatte und Roger Waters persönlich nach 33 Jahren zum ersten Mal wieder in Montréal auftrat - das letzte Mal hatte er auf einen allzu zudringlichen Fan gespuckt, der an die Bühne gekommen war, um "Careful with that ax Eugene" zu verlangen. Was lustigerweise dazu geführt hat, dass er damals in Montréal auf die Idee kam, eine Mauer zwischen Bühne und Publikum aufzuziehen, und somit der Grundstein für das Album "The Wall" gelegt wurde. Das Eishockeystadion war bis unters Dach gefüllt mit 45jährigen Leuten, manche in Begleitung ihrer Teenager, die Bierdosen in die Höhe streckten und alle Texte mitsingen konnten. Heute Morgen meinte Lilli zusammenfassend für die Strolche beim Frühstück: "Ich hätte gern die Musik gehört, aber dafür hat die Band zuviel Krach gemacht."

Montag, 18. Oktober 2010

Ach jaaaa?

"In einer Beziehung liebt immer einer mehr als der andere", meinte Lillis Freundin heute nach dem Training. Und scheint sich damit abgefunden zu haben.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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