Sonntag, 30. Oktober 2011

Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man googelt?

Der kleine Strolch macht eine Präsentation über das Leben in Québec um 1900. Zum Thema "Landwirtschaft" schreibt er, dass die ganze Familie mit aufs Feld geht, und findet ein passendes Bild dazu in Google Images. Stolz zeigt er Lilli ein Photo, auf dem russische Frauen in einem Teefeld posieren. Weder die seltsamen Kopftücher der Babuschkas noch die Tatsache, dass in Kanada kein Tee wächst, haben bei ihm Alarm geschlagen. Google hat's ausgespuckt, dann muss es auch richtig sein. Himmel Herrgott nochmal!

Samstag, 29. Oktober 2011

Lilli und das Kompliment

Lilli holt den kleinen Strolch von seinem Freund ab. Es ist plötzlich kalt geworden und die feuchte Nachtluft hat Lilli in die Winterjacke genötigt. Sie schimpft mit dem kleinen Strolch, als sie sieht, dass er zwar ein Skateboard, aber keinen Helm dabei hat. Der kleine Strolch sieht Lilli von der Seite an, dann sagt er: "Mama, du bist schön mit deiner Mütze." Erst zehn Jahre alt und schon so... geschickt, der Junge.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Lichtblick

Nachdem Lilli nun so schön aufgeräumt hat, soll auch eine Wand ins Allzweckzimmer gezogen werden, um Monsieur beim Von-Zuhause-Arbeiten die nötige Ruhe zu verschaffen (oder war's, um der Familie die nötige Ruhe zu verschaffen?). Alle, die daheim arbeiten und mit anderen Menschen zusammenwohnen, nicken bekräftigend mit dem Kopf, als Lilli ihnen erzählt, dass Monsieur jetzt eingemauert werden soll. Aber anders als in den Schauergeschichten von Edgar Allan Poe wird es auch eine Tür geben. Damit er ab und zu wieder rauskommen kann aus seinem Verschlag.

Montag, 24. Oktober 2011

Lilli räumt auf

In Lillis Arbeits-Spiel-Lese-Fernsehzimmer wird nicht mehr so viel gespielt, dafür stehen inzwischen drei Computer auf drei Schreibtischen drin. Und da der Raum zwar grosszügig geschnitten, aber von der Grundfläche her dennoch begrenzt ist, müssen jetzt die Spielsachen weg. Lilli fängt also an, zu sortieren: Holzeisenbahn, Holzkugelbahn, Holzritterburg ("Mittelalterlich Schloss" steht auf der Schachtel) samt Drachen, Zauberer und Skelett, Piratenschiffe, Autos mit Parkhaus, kiloweise Legos. Mit einem semmelknödelgrossen Kloss im Hals bringt Lilli die Schachteln in den Keller. Weggeben wird sie davon keine einzige, aber bis die Kinder der Strolche damit spielen wollen, wird ihr der Kram fehlen. "Wusch", macht die Seite, als dieses Kapitel ihres Lebens umgeblättert wird. Und "pling" eine Murmel, als Lilli den Karton mit der Kugelbahn ins Kellerregal schiebt. Dann ist alles still.

Samstag, 22. Oktober 2011

Die guten Bösen

"Wer sind denn nun die Bösen", fragt der kleine Strolch etwas verloren, als die Familie den "Paten" ansieht. Er mag es, wenn in einem Film die Grenzen klar gezogen sind, so hat es ihm Disney schliesslich beigebracht. Nun aber haben Lilli und Monsieur schon vor einiger Zeit beschlossen, den Strolchen eine gewisse filmographische Allgemeinbildung zukommen zu lassen, und setzen deshalb alle möglichen Western und andere Klassiker aufs Programm. Beim "Paten" allerdings ("mein Gott, was hat Marlon Brando da nur im Mund die ganze Zeit", ruft Lilli dazwischen) sind die Guten genauso böse wie die Bösen, und der kleine Strolch findet das irre cool. Jetzt will er an Halloween nicht mehr als Annoying Orange, sondern als Consiliere gehen. Sein Vater wird ihm die nötige Verkleidung dazu leihen können.

Über Geborgenheit

Die neue Maus des kleinen Strolches ist eine ganz kuschelige. Statt ihre Luzerne zu fressen, hat sie sich in ihrem Häuschen ein Nest damit gebaut, was den kleinen Strolch sofort zu der panischen Annahme führte, dass sie schwanger sein müsste. Aber nein, bisher scheint das Nest einzig und allein ihrem persönlichen Komfort zu dienen. Letzten Samstag hat der kleine Strolch nun den Käfig gereinigt und das Nestchen auf Lillis Geheiss hin entsorgt, obwohl ihm nicht wohl dabei zumute war. "Sie wird sich mit der neuen Luzerne ein neues Nest bauen", beruhigte Lilli ihn. Und tatsächlich, kaum ein paar Stunden später lag die Maus zufrieden zusammengerollt in ihrem neuen Nest - mitten in ihrem Futternapf. Fressen und schlafen in einem, so bequem hätte Lilli es manchmal auch gern.

Nostalgischer Heisshunger

Es gibt so Tage, da gäbe Lilli ein Königreich für eine lila Pause. Aber nicht Erdbeer-Joghurt.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Keine Lust auf Halloween

Halloween, das wissen alle Leser von John Irving, ist grauslich. Mehrere Jahre lang konnte Lilli die Strolche davor abschirmen, da der Stichtag doch wiederholt auf einen Tag fiel, an dem sie nicht im Kindergarten waren. Dann aber kamen sie in die Schule und entdeckten, dass am 31. Oktober abends der Bär los ist, dass man da an fremden Türen klingeln darf und allerlei geschenkt bekommt. Seither machen sie bei Halloween mit und bringen grosse Taschen voller Süssigkeiten nach Hause. Im Zuge ihres ausgeprägten Pflichtgefühls kauft Lilli deshalb Berge von kleinst abgepackten Süssigkeiten, die sie selbst an der Tür ausgibt, sobald die Horden klingeln. Klar, wenn ihre Kinder irgendwo was kriegen, dann gehört es sich, dass sie sich in die Gruppe der Gebenden einreiht, damit sich das wieder ausgleicht und das System überhaupt funktionieren kann. Wenn es nur solche gibt, die klingeln, und keiner, der gibt, ist Halloween futsch und wenn Halloween futsch ist, sind die Strolche traurig, und das will ja wohl keiner.

Nun ist das aber, nüchtern betrachtet, ein eher mühsames Unterfangen: Lilli kauft und gibt an der Tür aus, während die Strolche die Strasse hoch und runterlaufen und von Tür zu Tür etwa so viel einsammeln, wie Lilli ausgibt. Fast hat Lilli Lust, ein Diagramm zu malen, wie es der Titelheld in Reif Larsens Buch macht, um zu zeigen, wie es einfacher ginge: Lilli kauft Süssigkeiten und... gibt sie den Strolchen, noch dazu mit der Garantie, auch nur das zu kaufen, was die Strolche auch tatsächlich mögen! Sonst kommen sie nur wieder mit Unmengen von Coffee Crisps und Karamellbonbons nach Hause, die keiner isst und im Kommunionsunterricht für Lesotho gespendet werden...

Aber nein, der Weg ist das Ziel, das weiss auch Lilli. Vielleicht stellt sie dieses Jahr einfach die Schachtel mit den Süssigkeiten vor die Tür und lädt die Monster zur Selbstbedienung ein.

Montag, 17. Oktober 2011

Lilli am Samstagabend

Der grosse Strolch hat Übernachtungsbesuch. Lilli schlägt vor, mit den versammelten drei Jungs abends Billardspielen zu gehen. Es gibt hier nämlich ein Billardcafé, in dem Kinder gern gesehen werden, und rauchfrei ist es noch dazu. Aber nein, sie wollen lieben einen Film gucken. Faule Bande.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Manchmal...

Nach einer Woche kranksein muss Lilli "unter die Leute". Das kennt sie schon von ihren Eltern, dieses Bedürfnis, manchmal in die Stadt zu müssen, um sich unter die Passanten zu mischen, über Plätze zu laufen, in einem Café ein sündhaft teures Stück Kuchen zu essen und sich treiben zu lassen. "Voir ailleurs si j'y suis" sagt man hier zu dem Drang, sich woandershin zu katapultieren, um seine Alternativen auszuloten, "was wäre wenn" zu spielen oder einfach nur zu sehen, was das Leben ausserhalb der Arbeit und des Alltags zu bieten hat. Sie kann die Strolche dazu überreden, mit ihr die Rue Saint-Denis hochzulaufen, und gemeinsam gehen sie zu Lush, um dort riesige Badesalzkugeln zu kaufen, essen Pommes frites, bis ihnen schlecht wird, schauen in Dekoläden nach seltsamen Sachen und radeln danach frierend durch den schon dunklen Herbstabend nach Hause. Ja, das musste sein.

Sprachloser Strolch

"Dieses Wörterbuch, das wir da haben", jammert der kleine Strolch, "hat keine Verben." Er muss für jeden Buchstaben des Alphabets ein Verb finden, das mit eben diesem Buchstaben beginnt, und blättert nun lustlos durch die Seiten. Lilli muss das falsche Wörterbuch gekauft haben, ganz klar.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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