So wünscht sich Lilli das:
1. Drei Regale: eins mit tiefer Taille, eins mit halbhoher Taille, eins mit "klassischer" Taille. Dann:
2. Jedes Regal unterteilt in: eng, gerade, leicht ausgestellt. Dann:
3. Sucht man sich seine Grösse, die es dann noch in kurz, normal und Überlänge gibt.
So einen Laden gibt es tatsächlich, und nach etlichen Gängen in die Umkleidekabine mit Stössen von Jeans unter dem Arm ist Lilli jetzt - hurra - bekleidungstechnisch im neuen Jahrtausend angekommen. Dass an der Kasse keine Fanfare ertönt, ist schade.
Lilli legt los - 2. Apr, 11:29
Hier ist es:
http://www.epeladeau.com/fr/nouveautes/8729157/3841_rue_le_corbusier.html#photos
Haha, humhum. Was Lilli aber trotzdem gerne wissen würde: was ist das viereckige Ding bei denen im Garten?
Lilli legt los - 30. Mär, 05:00
Seit Lilli so viel im Internet klickt, hat sie was dazugelernt: sie kann jetzt Chips auch mit der linken Hand essen.
Lilli legt los - 29. Mär, 21:36
Lilli hat ein neues Interessengebiet. Das heisst, neu ist es nicht, nur geht sie ihm seit ein paar Wochen mit grosser Ausdauer nach. Es heisst: anderen Leuten in die Wohnung gucken. Anders ausgedrückt sucht Lilli im Internet nach einer Eigentumswohnung und findet es herrlich, dabei die Möbel, Tapeten und Grünpflanzen ihrer Mitmenschen aus nächster Nähe betrachen zu können. Was es da nicht alles gibt: lindgrüne Küchen, lila Klos mit Pfauen an der Wand, theatralische Bäder mit Mahagonibadewannen und Samtvorhängen. Monsieur nennt das "Porno für Frauen" und kann nur begrenzt nachvollziehen, warum Lilli dieses Bespitzeln so immens interessant findet. Ist es das Vergleichen mit anderen, bei dem man hofft, besser abzuschneiden? Das Entdecken anderer Lebensstile, von denen man vielleicht dazulernen könnte? Das heimliche Träumen von einem anderen Leben, in einer anderen Haut, das man vielleicht hätte haben können, wenn man an ganz bestimmten Momenten im Leben anders entschieden hätte? Was es auch sei, es treibt Lilli dazu, sich durch zahllose Fotos von Sitzgarnituren, Einbauküchen und Kinderzimmer zu klicken. Mehrere soziologische Phänomene fallen ihr dabei ins Auge:
1. Seit dem Jahr 2000 braucht der Mensch zwei Bäder.
2. Beige Polstermöbel sehen nie gut aus, haben aber trotzdem in erschreckend viele Wohnzimmer Einzug gehalten. Der Sieg des Neutralen über den Geschmack.
3. Es gibt mehr wandfüllende Regale, die von oben bis unten mit CDs bestückt sind, als Regale mit Büchern.
Und noch was: Zimmer ohne Fenster sollten bei der Polizei angezeigt werden.
Lilli legt los - 26. Mär, 10:27
Nächsten Donnerstag muss Lilli zum ersten Mal die neuen Mitarbeiter begrüssen: ein Event, bei dem der Herr Generaldirektor (zumindest anfangs) anwesend ist, diverse Videos gezeigt werden und Lilli zusammen mit jemandem vom Personalbüro insgesamt durch eine dreistündige Powerpointpräsentation führen muss. Und abends muss Lilli mit dem kleinen Strolch in die Kirche zu einer Feier, wo die Eltern ebenfalls vor allen Leuten sprechen müssen. Sie weiss noch, wie nervös sie vor zwei Jahren war, als der grosse Strolch diesen Abend im Rahmen seiner ersten Kommunion durchlebte. Jetzt denkt sie, wenn sie erst einmal mit der Mitarbeiterpräsentation durch ist, wird sie den anschliessenden Abend in der Kirche als Klacks empfinden. Wie man in Lillis Alter noch wachsen kann...
Lilli legt los - 22. Mär, 17:49
In Montreal sind für die ganze Woche über 20 Grad angesagt. Der grosse Strolch will wissen, wie Lilli das findet. "Ja, es ist natürlich abartig, dass es jetzt schon so warm ist", holt Lilli aus. "Da kommen die Bäume durcheinander und blühen zu früh, und wenn dann doch noch mal eine frostige Nacht kommt, gehen alle Blüten futsch und wir haben nichts mehr zu Essen. So gesehen ist diese Hitzewelle also ganz schlecht." Sie hält kurz inne. "Aber natürlich finde ich es super."
Lilli legt los - 21. Mär, 05:00
Bei den Strolchen wird heutzutage über Mittelmänner geflirtet. Das geht so:
Zwei kichernde Mädchen gehen im Pausenhof von einem Jungen zum anderen und sagen: "Du, die J. will mit dir gehen." Als sie beim kleinen Strolch ankommen, antwortet der: "Wenn das nicht nur ein Spass wäre, würde ich ja sagen." Sofort rennen die Mädchen zu J., um ihr von dieser kühnen Antwort zu berichten. J. schlägt die Augen zu Boden und sagt: "OK." Die Mädchen rennen zurück zum kleinen Strolch und überbringen die frohe Botschaft. Jetzt hat der kleine Strolch also seine erste Freundin.
Lilli legt los - 16. Mär, 18:01
Heute morgen hing der Himmel so tief, dass er mit seinen kalten Regenwolken die Aussicht aus Lillis Schlafzimmer blockierte, als hätte jemand die Fenster mit Niveacreme eingerieben. Die ganze Familie kämpft mit der Umstellung auf die Sommerzeit, die ihnen am Sonntag eine Stunde Schlaf entzogen hat, und die Einkommenssteuer steht vor der Tür. Nur die neue elektrische Zahnbürste, die bringt Lilli regelmässig zum Lachen.
Lilli legt los - 14. Mär, 08:59
Wer kann es in Worte fassen, dieses Befremden, wenn die eigenen Kinder einem verwöhnt und undankbar vorkommen? Wenn Kindergeburtstag gefeiert wird und der normalerweise charmante Sohn plötzlich zum gierigen, schreienden Nimmersatt wird, der aufgeregt Geschenke aufreisst, zu laut lacht, anderen ins Wort fällt? Klar kann man ihn verstehen, schliesslich ist Kindergeburtstag nur einmal im Jahr und wer plötzlich so im Mittelpunkt steht, findet es normal, dass alles um ihn kreist. Aber Lilli kann nicht umhin, sich an das Mädchen zu erinnern, das damals unbedingt neue Rollschuhe wollte und dann monatelang dankbar war, sie bekommen zu haben. Inzwischen geht alles immer schneller, die neuen Rollschuh/Longboard/Ipodmodelle kommen in immer kürzerem Rhythmus auf den Markt und die Dankbarkeit dauert nur noch Tage, dann keimt schon der nächste Wunsch auf, den es zu stillen gilt. Lilli hat manchmal das Gefühl, zu scheitern in ihrem Versuch, ihren Kindern beizubringen, was wirklich zählt. Kinder, die ihr Begehren in der Schule und in den Medien immer neu aufladen und nicht mehr wissen, wie man spielt, ohne auf einen Knopf zu drücken, findet Lilli deprimierend. Wenn die eigenen Kinder so zu werden drohen und man um sich greift, ohne den Draht zu ihnen zu finden, tut sich ein Abgrund auf. Sowas sagt man schliesslich nicht, dass man seine eigenen Kinder schlecht erzogen findet...
Lilli legt los - 12. Mär, 05:15