Montag, 23. September 2013

Lilli, Sklavin ihrer Küchengeräte

Gestern abend ist Lillis Standmixer nach 20 Jahren endlich kaputtgegangen. Der Motor hat plötzlich nur noch ein müdes Brummelgeräusch von sich gegeben, anstatt wie üblich lauthals zu kreischen, und dafür streng nach warmem Gummi gerochen. Dem Aufsatz aus GLAS, den Lilli immer schon ob seines Gewichtes gehasst hat, war schon vor längerer Zeit untenrum ein Stück abgebrochen. Je nachdem, wie fest Lilli ihn zuschraubte, rannen deshalb Rinnsale oder Sturzbäche aus ihm, sobald man ihn aus der Halterung nahm - sehr unangenehm bei heissen Suppen zum Beispiel und immer eine Schweinerei. Jetzt aber ist er offiziell kaputt! Yess! Endlich wird Lilli ihn ohne schlechtes Gewissen rauswerfen und durch einen schlichten Rührstab ersetzen können. Manchmal kommen Lichtblicke aus ganz unerwarteten Richtungen...

Sonntag, 22. September 2013

Kinder an die Macht

Monsieur's Freund S. ist am Montag im Alter von 46 Jahren zum ersten Mal Vater geworden. Als er Lilli am Freitag anruft, um die frohe Botschaft mitzuteilen, schwingt Panik in seiner Stimme mit. Mutter und Tochter sind wohlauf, es geht nur mit dem Stillen nicht so recht, und da das Kind ziemlich abgenommen hat, muss es nun alle drei Stunden an die Brust. Die Wohnung wurde zwar in den letzten Monaten renoviert, aber jetzt stellen sie fest, dass vieles einfach nicht am richtigen Platz ist - die Wickelkommode zum Beispiel, und dann sind da die Treppen, die Katzentröge usw. "Gebt uns ein paar Wochen, um die Lage hier zu stabilisieren, dann könnt ihr uns besuchen kommen", meint Freund S. Lilli lacht ihn fast aus am Telefon - "Lage stabilisieren", haha. Irgendjemand sollte S. mal erklären, dass von nun an nichts mehr "stabil" sein wird. Dass ein Kind die schönste aller Unordnungen mit sich bringt und Tagesabläufe nun nicht mehr im Voraus geplant, sondern alle fünf Minuten neu koordiniert werden, weil das Kind plötzlich zu spucken anfängt oder aber einschläft, wenn man es gerade ins Auto packen wollte.

Aber nein, sie wird es ihm nicht erklären. Er wird es von ganz allein herausfinden wie alle anderen Milliarden Eltern der Erde auch, dafür wird das kleine Mädchen schon sorgen.

Freitag, 20. September 2013

Bücher für Lac Mégantic

Beim Zugunglück, das diesen Sommer Schlagzeilen bis nach Deutschland machte, ist auch die städtische Bücherei in Flammen aufgegangen. Jetzt sortiert Lilli Bücher aus, die eine Hockeymutter am Wochenende nach Lac Mégantic mitnehmen wird, um den Bestand wieder aufzustocken. Aber nicht die Harry Potters, nicht Michel Folco, nicht John Irving, nicht die Bücher, die Monsieur und Lilli gemeinsam gelesen haben, als sie frisch verliebt waren. Und natürlich nicht Margaret Atwood, weil der grosse Strolch sie lesen soll, und auch nicht Kundera, den Lilli später mal wieder lesen will, um zu sehen, ob sie ihn dann besser oder anders versteht.

Am Ende trennt sich Lilli gerade mal von einem Dutzend Bücher und kommt sich trotzdem vor wie eine Mutter, die eines ihrer Kinder opfern muss, um die anderen durchzubringen. Ob die Adoptiveltern gut zu ihnen sein werden?

Mittwoch, 18. September 2013

Neue Schule, neues Glück

Der kleine Strolch ist nun endlich, in Klasse 7, auf der neuen Schule. Streng geht es da zu: für vergessene Unterlagen gibt es einen Verweis, für's Zuspätkommen, für nicht gemachte Hausaufgaben, für unvorschriftsmässige Socken und für zu kurze Röcke auch. Hausaufgaben gibt es oft von heute auf morgen, auch wenn der Schüler in der Schulmannschaft trainiert und erst abends um 8 nach Hause kommt. Hat der Schüler Probleme mit den Hausaufgaben, soll er sich nicht an Mama oder Papa wenden, sondern mittags zur Hausaufgabenhilfe oder, bei anhaltenden Schwierigkeiten, morgens zur Nachhilfe kommen. Verlangt werden obendrein ein sauberer Aufschrieb, vollständige Sätze und das selbständige Organisieren der Unterlagen.

Im Vergleich zur Kuschel-Grundschule, die hier bis Klasse 6 mit Lückendiktaten und Anmalen betrieben wird, ein haushoher Unterschied. Und das Erstaunliche dabei ist: es beschwert sich keiner, weder die Kinder noch die Eltern. Der kleine Strolch ist sogar extra eifrig dabei, als ob der strenge Rahmen ihm den Ansporn gäbe, der ihm bei all seinen netten Lehrerinnen und Lehrern der Grundschule gefehlt hat. Sieh mal an.

Sonntag, 15. September 2013

Wissen oder nicht wissen wollen

Lilli geht mit ihrer Chefin essen, um ihr vierjähriges Unternehmensjubiläum zu feiern. Sie sprechen über Mütter, Männer und Kinder. Ihre Chefin erzählt ihr, wie sie immer der festen Überzeugung war, für ihre Mutter ein ganz besonderes Kind zu sein und eine besonders enge Beziehung zu ihr zu haben, die ihre Geschwister in dieser Intensität nicht nachvollziehen konnten. Und wie sie nach dem Tod ihrer Mutter herausgefunden hat, dass es all ihren Geschwistern genauso ging. Lilli denkt an ihren Vater, dem sie als Kind überallhin folgte, und sei es nur, um tanken zu gehen oder Flaschen zum örtlichen Saftabfüller zu bringen. "Papi, darf ich mit?", fragte Lilli jedes Mal, wenn sie sah, wie ihr Vater sich zum Weggehen fertigmachte, und ihr Vater antwortete: "DU darfst mit mir ÜBERALLHIN mit." Was war Lilli damals stolz und wie überlegen fühlte sie sich gegenüber ihren Geschwistern, die schon gross und mit Freunden und Schulprojekten beschäftigt waren. An Weihnachten, wenn Lilli nach Deutschland kommt, wird sie ihre Geschwister fragen, ob auch sie so einen magischen Satz kennen, der sie mit dem Vater verbindet.

Oder vielleicht auch nicht.

Montag, 9. September 2013

Die besten Rezepte mit Krauskohl

Minestrone mit Krauskohl: Minestrone kochen. Krauskohl kleinschnippeln und 5 Minuten mitkochen. Servieren.

Tomatensosse mit Krauskohl: Tomatensosse kochen. Krauskohl kleinschnippeln und 5 Minuten mitkochen. Servieren.

Gemüsecremesuppe mit Krauskohl: Gemüse und Krauskohl in Brühe weichkochen. Durchpassieren. Servieren.

Schokoladenpudding mit Krauskohl: hat Lilli noch nicht ausprobiert, kann aber nicht mehr lange dauern...

Donnerstag, 5. September 2013

Männer

Herbert Grönemeyer kommt nach Montréal! Und singt auf Englisch. Irgendwie blöd.

Donnerstag, 5. September 2013

Jetzt ist ja Krauskohl so in Mode

Im Erntemonat September stellt Lilli fest: Gute Vorsätze sind auch im Gemüsemarkt der Alptraum des Geldbeutels.

Lilli und der Strumpf

Lilli ruft dem grossen Strolch zum Abtrocknen. Als er in die Küche kommt, hat er nur einen Strumpf an, der andere Fuss ist barfuss. "Du hast ja nur einen Strumpf", sagt Lilli. "Ja, das passiert mir manchmal abends, dass mir ein Strumpf abhanden kommt", erwidert der grosse Strolch gelassen. Neben all seinen sportlichen und akademischen Talenten wird ein weiteres Plus immer deutlicher erkennbar: Selbstironie. In Zeiten des Bullying unschätzbar.

Lilli im Wald

Eine Familie kommt Lilli im Wald entgegen. Hören kann man sie schon von weitem, denn wütendes Gebrüll wabert vom hinteren Ende der Familie in alle Richtungen. Vorne laufen Mama und Papa, den Blick stur nach vorn gerichtet. Papa zieht einen Wagen mit Kleinkind drin, dahinter läuft ein heulendes Mädchen und schreit "Papaaaaa! Papaaaaa"! Sie kann das wirklich gut, sie legt ihr ganzes Herz rein und schreit, was die Lunge hergibt. Rot ist sie im Gesicht, verschwitzt auch und die Locken hängen wirr in die Augen. Lilli lächelt dem Paar aufmunternd zu, aber Mama und Papa erwidern es nicht, sind sie doch ganz in Gedanken mit Kindermord beschäftigt oder mit dem Zählen bis Dreitausend. Als Lilli in der Höhe des schreienden Mädchens ankommt, macht dieses kurz Pause, blickt Lilli beleidigt an, schiebt sich die Haare aus dem Gesicht und holt Luft, um wieder loszuschreien, sobald Lilli an ihr vorüber ist.

Hach, was ist Lilli manchmal froh, derartige Machtkämpfe hinter sich zu haben.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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