Montag, 18. November 2013

Totale Niederlage

"Wer geht mit mir einkaufen und wer bleibt hier, um aufzuräumen und staubzusaugen?", fragt Lilli hoffnungsvoll in die Runde. Wer kann so ein Angebot ablehnen? Alle drei Männer des Haushalts, wie sich herausstellt.

Sonntag, 17. November 2013

Empfehlenswert

Lilli liest La liste de mes envies (Alle meine Wunsche) von Grégoire Delacourt. Eine rundliche Betreiberin eines Stoffladens, die über Handarbeit bloggt, gewinnt 18 Millionen Euro und sagt es niemandem. Den Scheck versteckt sie im Schrank, dann denkt sie über ihr Leben nach und was sie ändern möchte. Die nicht einfache Beziehung zu ihrem Mann? Das Leben ihrer Kinder, die am Anfang ihrer Karriere stehen? Und ihr Traum, Modedesign zu studieren? Eine Geschichte, die sich schnell liest, aber lange nachhallt.

Sing along

Lilli organisiert eine Party. Mit Liedern zum Mitsingen. Monsieur verzieht das Gesicht, findet die Idee kitschig. Sie lädt drei befreundete Familien ein. Am Mittwoch abend schickt sie die Einladungen los, am Donnerstag erhält sie drei begeisterte Zusagen. Monsieur fragt, ob er seine Gitarre mitbringen kann. "Klar", sagt Lilli. In Monsieur's Kopf fangen Noten an zu spielen, er geht die Liste seiner drei Hits durch, die er noch gut kann, nimmt sich offensichtlich vor, bis dahin ein wenig zu üben. Vielleicht ist es doch nicht so kitschig, miteinander Musik machen zu wollen.

Freitag, 15. November 2013

Ein Balanceakt

Lilli und ihr marokkanischer Putzmann philosophieren gerne zusammen. Er kniet vor dem Putzeimer, sie lehnt im Rahmen der Küchentür mit einem Messer und einem Stück Hähnchen in der Hand. Es geht um Kinder, Zeitmanagement, Prioritäten und Loslassen. Schiesslich sagt er, wobei er mit seinen grossen schwarzen Augen gen Himmel schaut, um es richtig zu übersetzen: "In Marokko sagen wir: man muss den Stock in der Mitte anfassen." Ein schönes Bild.

Montag, 11. November 2013

Gut gegen Novembernieselregen

Draussen wird es früh dunkel und ausser ein paar Leuten mit Hunden hat sich die Menschheit in ihren Häusern vergraben. Lilli denkt an Florida zurück: wie die Leute sich abends am Strand versammelten, um den Sonnenuntergang zu sehen. Seltsam still war es um diese Zeit am Strand, obwohl immer noch Kinder badeten und Mütter und Väter bis zu den Knien im Wasser standen, um sie zu beaufsichtigen. Je tiefer die Sonne sank, umso schräger standen die Leute, jetzt eher der Sonne als ihren Sprösslingen zugewandt, um dem lautlosen Spektakel, das sich da im Zeitlupentempo abspielte, beizuwohnen. Wie ein Ritual war das, das zum Sommerurlaub genauso dazugehörte wie Eisschlecken und Sonnencreme-Einmassieren. Man muss das Photo eine Weile anschauen, bis man die Leute im Dunkeln sieht. Ach, war das schön.

-t-2012-265

Dienstag, 12. November 2013

Lilli liest

La fiancée américaine (Autor: Eric Dupont). Ist anscheinend noch nicht auf deutsch erschienen, aber Lilli ratet jetzt schon: lesen Sie's nicht. Es ist zwar fein geschrieben und voll mit einzigartigen Menschen, die ihr kleines Leben gross ausleben - ein Kind wird während der Christmette geboren, während seine Mutter Maria personifiziert, und alle müssen es mitansehen, da draussen der Schneesturm tobt und keiner aus der Kirche raus oder rein kann - aber kaum hat sich der Leser in dieser Gemeinde ein Plätzchen gemacht, springt die Handlung über Jahre hinweg nach vorn. "Halt", will man sagen, denn so sollte kein Autor mit seinen Hauptpersonen umspringen. Die neue Generation wird wieder in vielen Einzelheiten beschrieben - wie der Kuchen an dieser Feier schmeckte und welche Oper bei jener Beerdigung spielte, was für ein Vogel bei der Gesangslehrerin im Käfig sass, und so weiter.... und schwupps geht es wieder einen Ruck nach vorn. Jetzt sind wir im "Heute", zwei Brüder schreiben sich Briefe, der eine lernt eine alte Dame in Berlin kennen, die ihm jenen Nachtisch macht und dazu einen Riesling einschenkt und - schwupps, jetzt erzählt die alte Dame aus ihrer Kindheit, wie sie in Königsberg aufwuchs und dort eine Gesangslehrerin hatte, .......

Es ist zum Sich-die-Haare-ausreissen. Ein Leser ist doch kein Stehaufmännchen, das immer wieder gern von vorne anfängt, ohne je zu erfahren, wie es denn nun mit den Personen, die man im Laufe der Seiten zu mögen gelernt hat, zu Ende geht. Man kann doch nicht jemanden kennenlernen, ihn ein Stück bis ins Intimste begleiten und dann einfach auf einer kalten Parkbank sitzen lassen!! Es passiert Lilli nur selten, dass sie ein Buch nicht fertig liest, dieses aber hat sie nach zwei Dritteln für immer zugeklappt.

Samstag, 9. November 2013

Vorbei-Gehen

Seit Lilli da wohnt, wo sie wohnt, ist sie fast jeden Tag an einer alten Autowerkstatt vorbeigekommen, in der ein Künstler schafft und lebt. Manchmal stand das grosse Tor, durch das früher die Autos ein- und ausfuhren, offen, sodass man im Innern ein grossartiges Durcheinander erkennen konnte: einen Sandsack zum Boxen, Leitern und Kisten, Bildschirme, grosse Brocken aus Beton und Styropor, Tische, ein Kühlschrank und immer coole Musik. War das Tor geschlossen, leuchteten dahinter tausende von Glühbirnchen, die einen grossen Kreis um das Tor formten, und eine Discokugel warf ihre Pünktchen an alle vier Wände. Manchmal sah man viele Silhouetten von Leuten, die tanzten oder standen, manchmal schien die Festbeleuchtung auch für niemanden. Oft kam der Künstler raus, um mit Lilli zu reden. In den letzten Jahren über die Befürchtung, umziehen zu müssen, um einem Bauprojekt Platz zu machen. Lilli kannte seinen Namen nicht, wusste aber, welche Montréaler Skulpturen der Künstler geschaffen hatte - vor einigen Jahren schon, in letzter Zeit waren die Aufträge seltener geworden. Seit dem Frühjahr schon wurden dicht an seinem Grundstück Eigentumswohnungen gebaut, Ende Oktober wurde er zwangsenteignet und heute morgen sah Lilli, dass die Garagentür, die sonst entweder offen stand oder geheimnisvoll leuchtete, mit Holzbrettern vernagelt ist. Erst jetzt googelte Lilli nach seinem Namen, obwohl sie ihn wohl nie wieder im Vorbeigehen grüssen wird.

Freitag, 8. November 2013

Die Rolle der Eltern im Laufe der Zeit

Früher: schleppte Lilli den kleinen Strolch mit zum Eishockeyspiel des grossen Strolches. Also: kleinen Strolch anziehen, ins Auto schnallen, dem grossen Strolch Tasche packen helfen, Tasche mit Kinderbuch, Snack, Trinkflasche, feuchten Tüchern etc. packen, in der Eishalle dem grossen Strolch beim Anziehen helfen, den kleinen Strolch dabei nicht aus den Augen verlieren, anschliessend den kleinen Strolch bei Laune halten, ohne die grossartigen Leistungen des grossen Strolches auf dem Eis zu verpassen, damit man sie hinterher gebührend loben kann. Grossen Strolch aus der Eishockeyausrüstung schälen, hinter dem kleinen Strolch herrennen, alle ins Auto packen, Buch und Trinkflasche suchen, heimfahren, Essen kochen.

Jetzt: der grosse Strolch packt seine Tasche allein, Lilli fährt ihn in die Eishalle und lässt ihn allein den stinkenden Flur entlang zu seinem Mannschaftsraum gehen. Sie kann vor dem Spiel stricken oder lesen und sich während des Spiels mit den anderen Eltern unterhalten. Während der grosse Strolch sich hinterher allein umzieht, ruft sie den kleinen Strolch zuhause an und sagt den himmlischen Satz: "Tu die Pizza in den Ofen."

Das Einzige, was gleichgeblieben ist: nicht verpassen, was auf dem Eis passiert! Gestern hat der grosse Strolch ein (zugegeben wirklich grossartiges) Tor geschossen und doch tatsächlich die Ränge nach Lilli abgesucht. Dann hat er die Hand gehoben und ihr zugewunken. Da fühlte sich Lilli unersetzbar.

Leute über 40...

Eindeutig ein Zeichen dafür, dass man alt wird: Lilli hat ein Bild gekauft. Ein Original, das es nur einmal gibt und bei dem man jeden Pinselstrich sieht und, falls man es denn will, anfassen kann. Irgendwie hätte es sich falsch angefühlt, ins neue Bad ein Poster zu hängen...

Mittwoch, 6. November 2013

Nix wars

Ein paar Tage nach Halloween ist es Zeit, dem Zuckerrausch ein Ende zu setzen. Lilli schnappt sich eine Plastiktüte und fragt den kleinen Strolch, was denn noch übrig ist von seiner Beute - normalerweise sind das Lakritzstangen, Karamellbonbons und Coffee Crisps, die im Haushalt keiner mag. "Halt, halt", sagt er schnell und zieht seinen Schatz an sich. "Dieses Jahr haben wir es anders gemacht", erklärt er stolz. "Bei Fabian haben wir unsere Taschen ausgeleert und die Sachen, die wir nicht mögen, untereinander ausgetauscht. Jetzt hab ich nur Süssigkeiten, die ich wirklich mag." Und Lilli wollte den ungeliebten Rest mit ins Büro nehmen, wo Leute ohne Kinder sich darauf gestürzt hätten.

In der Falle

Monsieur war eine Woche lang weg, jetzt ist er wieder da. In der Wäsche findet Lilli dunkelblaue Socken, an denen grasgrüne, lange Synthetikfasern hängen, wie sie in Teppichen von ordentlichen Hotelzimmern eigentlich nicht zu finden sind. "Äh, hi hi hi", kichert Monsieur, "keine Ahnung, wo die herkommen." Als Lilli ihn weiter abwartend anschaut, ringt er sich einen ernsteren Gesichtsausdruck ab, versichert ihr, dass er nirgends war, wo es unanständig grüne Teppiche gab, und kichert wieder unkontrolliert los. Der grosse Strolch, der dem Verhör aufmerksam gefolgt war, springt jetzt ein: "Ich glaube, ich hatte die Socken an, als ich am Freitag auf der Party war. Da lagen so grüne Kissen auf dem Boden, wahrscheinlich kommen die Fusseln daher." Monsieur tut entrüstet - da beschuldigt man IHN, der die ganze Woche nichts als arbeitet, während der eigene Sohn ihm die Socken aus der Schublade stiehlt. Dann stösst der grosse Strolch seinem Vater den Ellenbogen in die Seite und sagt: "Papa, jetzt schuldest Du mir aber was!"

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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