Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ge-wichtiges Schuhwerk

Seit einer Woche schon liegt Schnee bei Lilli. Nicht genug, um einen Schneemann zu bauen (obwohl, ein paar schwarzgefleckte, mit Blättern durchsetzte Gestalten sieht man aus den Vorgärten grüssen - da wohnen die Leute, die Kindergartenkinder haben), aber ausreichend, um Salz zu streuen und die Schuhe aufzuweichen. Lilli läuft deshalb in ihren Siebenkilomeilenstiefeln, an die sie sich jedes Jahr aufs Neue gewöhnen muss. Der Schritt mit solchen Gewichten an den Füssen wird automatisch schwerer, ausgreifender, und der Fuss setzt anders auf und rollt anders ab als mit Laufschuhen. "Die Stiefel müssen eingelaufen werden", redet Lilli sich gut zu, obwohl es sich eigentlich so anfühlt, als ob mehrere ihrer Beinmuskeln nach der Sommerpause neu eingelaufen werden müssten.

Fenstergucker

Der Adventskalender der Agentur Rethink: jeden Tag 6 Sekunden Grossartigkeit.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Eine Frage der Perspektive

Als Lillis schwarzes Strickkleid vor 17 Jahren neu war, hat sie es ins Büro angezogen. Im dritten Winter hat es angefangen, etwas verwaschen auszusehen, deshalb wurde es zum Freitag- oder Samstagabend-Kino-oder-Billardkleid heruntergestuft. Als die Strolche auf die Welt kamen, war plötzlich Schluss mit Kino und Billard, da blieb das Kleid im Schrank. Gestern hat Lilli es als Montags-Zuhausekleid angezogen und festgestellt: das ist ja gar kein Kleid, sondern nur ein langes Oberteil.

Montag, 2. Dezember 2013

Das richtige Rezept

Lillis musikalischer Abend war ein voller Erfolg. Nicht, weil sich 8 Erwachsene und 7 Kinder zwischen 10 und 14 gut und lange amüsiert haben, sondern weil sie sich die ganze Zeit über ZUSAMMEN amüsiert haben. Lilli hatte damit gerechnet, dass sich die Kinder früher oder später vor einen Bildschirm zurückziehen und die Erwachsenen alleine ihre Grosse-Leute-Sachen machen lassen. Aber nein, das Wohnzimmer konnte kaum genügend Sitzgelegenheiten bieten, es wurde generationsübergreifend gelacht und erzählt und gesungen bis nach Mitternacht. Lilli, die bisher nicht das Adjektiv "mitreisserisch" benützt hätte, um sich zu beschreiben, ist beeindruckt. Der Pizzateig ist ihr zwar nicht geglückt, aber ansonsten waren alle Zutaten richtig.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Regrets, I have a few, but then again....

Die Lehrerin, die die Deutschkenntnisse der männlichen Familienmitglieder in Lillis Haushalt auf Vordermann bringen soll, war schon dreimal da. Mit Arbeitsbögen, einer grossen Deutschlandkarte und Kärtchen mit Verben und Adjektiven drauf. So hat Lilli früher natürlich nie mit den Strolchen deutsch geübt, sie hat es einfach mit ihnen gesprochen und die Strolche haben ihr genauso einfach geantwortet. Jetzt hört Lilli Regeln wie: "Kann man eine Frage mit Ja oder Nein beantworten, steht das konjugierte Verb an erster Stelle" und "Endet die Wurzel des Verbs auf d oder t, wird beim "Du" ein "e" vor der Endung "st" eingeschoben (finden - du findest). Tatächlich? Ausser "-chen und -lein machen alle Dinge klein" kann sich Lilli an keine einzige Regel erinnern, die sie je bewusst lernen musste. Das ging doch alles ganz automatisch! Hätte sie mal lieber weiter mit den Strolchen deutsch gesprochen, dann müssten sie jetzt nicht so pauken...

Freitag, 29. November 2013

Lilli steht im Geldregen

Der grosse Boss kommt singend auf Lilli zu, flankiert von seiner Sekretärin und der Organisatorin der Spendenaktion, bei der das Unternehmen vor Weihnachten immer Geld für einen guten Zweck sammelt. Er hält einen Umschlag in der Hand, mit dem er so vor Lillis Gesicht herumwedelt, dass sie lange nicht kapiert, wie ihr geschieht: Sie hat gerade 600 $ gewonnen. Was für ein Schock! Fast kommt sie sich vor wie Jocelyne in "Alle meine Wünsche", das sie erst vor kurzem gelesen hat. Eine Summe, die man nicht einfach so kurzerhand ausgibt wie, sagen wir mal, ein Essen in einem schönen Restaurant. Mit so viel Geld kann man schön was anstellen! Eine Reise mit Monsieur, ein Wochenend-Fotokurs oder doch lieber die Skulptur fürs Bad, mit der Lilli schon lange flirtet? Oder sechzehnmal mit den Strolchen ins Kino gehen? Erst mal gibt Lilli das Geld in Gedanken aus, da muss sie hinterher nichts bereuen.

Dienstag, 26. November 2013

Einen Oscar für Captain Philips

Am Wochenende war Lilli mit Familie im Kino. Das Schöne an so grossen Strolchen ist ja, dass man sie überall hin mitnehmen kann - sie können alleine essen, allein aufs Klo und gehen ins Bett, wenn alle anderen das auch tun. "Captain Philips" war das teure Kinogeld wert, die grosse Leinwand brachte die Enge des Rettungsbootes, in dem er gekidnappt wird, dramatisch in den Vordergrund, es war unendlich spannend und Tom Hanks in der Rolle des unfreiwilligen Helden sehr glaubwürdig. Sogar Monsieur hat sich Tränen aus den Augen gewischt, während Lilli versuchte, sich nicht zu sehr von ihren Schluchzern schütteln zu lassen. So muss Kino sein.

Kalt, aber schön

Wenn es im Radio heisst: "Bonjour, il est 7 heures, il fait -13 degrées", dann muss man zum Laufen lange Unterhosen anziehen. Und natürlich eine Mütze auf den Kopf und einen Schal um den Hals. Da es heute aber windig war, zog sich Lilli nach ein paar Schritten auch nocht die Kapuze über die Mütze. Ganz plötzlich wird es deshalb seltsam still, die Geräusche der Strasse dringen nur noch dumpf an die Ohren, dafür füllen die sich mit dem rhythmischen Reiben des Kapuzenfutters an den Haaren. Grsch, grsch, grsch macht es im Takt der Schritte, grsch, grsch, grsch. Eine "Perkussionsstille", die zum Nachdenken anregt und zum Insichgehen. Nicht schlecht für einen Montagmorgen, der den Auftakt zu einer hektischen Woche bildet.

Freitag, 22. November 2013

Was wären wir ohne uns

Drei Tage war die Kamera krank, jetzt läuft sie wieder, Gott sei Dank. Lilli will nämlich einen Film machen, um ihn ihren Eltern zu zeigen, wenn sie an Weihnachten nach Deutschland kommt. Über ihren Alltag mit den Strolchen, die Schule, die vielen Sporttermine, die Kekse am Abend, Zeitunglesen am Samstagmorgen, die neuen Vorhänge, das neue Bad, das wahre Leben halt. Ihre Schwester wird das bestimmt doof finden.

Mittwoch, 20. November 2013

Lillu und die Zielsetzungstheorie

Vor Weihnachten muss Lilli ihre "Jahresbilanz" ziehen, d.h. sie muss einen Bericht darüber schreiben, wass sie alles so dieses Jahr im Büro gemacht hat, was gut gelaufen ist und was nicht, und warum nicht, und was man daraus lernen kann. Noch dazu muss sie ihre Ziele für das nächste Jahr festlegen. Allgemein sind sich die Kollegen einig, dass ein wichtiges Ziel in ihrer Abteilung darin besteht, Prioritäten sinnvoll festzulegen - was meistens daran scheitert, dass das aktuelle Geschehen ihnen ganz andere Prioritäten diktiert. "Prioritäten sinnvoll festlegen, aber flexibel gestalten", müsste es eigentlich heissen. Übersetzung: "Prioritäten jeden Tag neu über den Haufen werfen, ohne dabei verrückt zu werden".

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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