Montag, 27. Januar 2014

Minus 34 Grad - wir spielen draussen

A. und M. sind keine Weichlinge. Auch wenn das Thermometer in Sept-Îles (etwa 900 km nordöstlich von Montréal - ja, auch da leben Menschen) an Silvester minus 34 Grad anzeigte, spielten sie Eishockey. Sie hatten schön viel Platz dabei.

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Samstag, 25. Januar 2014

Heyhörnsemal

Grosses Lesevergnügen, Sprachwitz, bezaubernd, charmant: ist Lilli eigentlich die Einzige, bei der Jonas Jonassons' "Hundertjähriger" ob seiner flapsigen, unangenehm kumpelhaften Sprache Widerwillen ausgelöst hat? Oder wird man im Ausland der eigenen Sprach so fremd, dass man ihre Fortschritte, ihre Evolution, als Rückschritt empfindet? Hä?

Montag, 27. Januar 2014

Da ist keiner

Als Fremder im Ausland fehlt einem einfach manchmal einer, mit dem man über die gleichen Sachen lachen kann. Zum Beispiel, wenn die Kollegin was über Reparaturen erklärt und dabei die Hände hält wie Angela Merkel. Da prustet man kurz, blickt belustigt um sich und sucht nach einem Komplizen, mit dem man ein Augenzwinkern austauschen könnte, und merkt: da ist keiner.

Freitag, 24. Januar 2014

Wie kalt es ist in Montreal

Je kälter es wird, umso heftiger sehnt sich der Körper nach Kalorien. Heute steht das Thermometer in Montréal so tief, dass Lilli ein Rezept für Streuselkuchen mit Puddingfüllung ausdruckt.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Ein halbes Kilo Pädagogik, bitteschön

Die Basketballtrainerin des kleinen Strolches ist ein Bulldozer. Sie schreit die Kinder an, jagt sie im Zwei-Minutentakt der Länge nach über das Spielfeld, ist permanent schlechter Laune oder stinksauer. Jedenfalls wirkt sie so vom Rande des Spielfelds, und selbst als der kleine Strolch (endlich) einen Punkt macht, nimmt sie ihn zur Seite, um ihm mit gerunzelter Stirn vorzuhalten, was alles nicht richtig war. Er soll seine linke Hand mehr einsetzen, das haben sie jetzt schon seit September geübt, wer das jetzt immer noch nicht kann, verdient keinen Platz in der Mannschaft und kann nach Hause gehen. So geht das über Wochen, bis der kleine Strolch weinend bei Lilli in der Küche sitzt und gar nicht mehr Basketball spielen will, weil er ja doch immer nur ausgeschimpft wird. Lilli trifft sich mit der Trainerin und fragt sie, wie sie den kleinen Strolch generell so einschätzt. "Ein vielversprechender Spieler, grosses Talent, trainiert gut mit und zeigt, vor allem seit ein paar Wochen, Fortschritt um Fortschritt", sagt die Dame. Sie sieht sehr böse dabei aus. Sie spricht böse, runzelt die Stirn, die dunklen Augen schauen düster drein. "Nun, es wäre gut, das dem kleinen Strolch mal zu sagen, denn er hört immer nur das Gegenteil", meint Lilli daraufhin. Die anschliessende Diskussion läuft darauf hinaus, dass die Trainerin dem kleinen Strolch (wahrscheinlich zum ersten Mal seit September) versichert, dass sie grosse Stücke auf ihn hält und versuchen wird, ihn das auch merken zu lassen. Von positiver Verstärkung oder anderen pädagogischen Konzepten hat sie wohl schon gehört, wenn sie auch noch nie versucht hat, sie in ihr Training einzubinden. Der kleine Strolch läuft rot an, will trotzdem zuerst das Training fallen lassen und stimmt schliesslich widerwillig zu, noch ein paar Wochen dranzuhängen. Und die Kritik der Trainerin nicht persönlich zu nehmen. Hinterher ist Lilli so erschöpft, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Schliesslich sind sie zu dritt auch ein ganzes Stück Weg gegangen. Ob es genug war, um dem kleinen Strolch die Freude am Basketball wieder zu bringen, wird sich zeigen.

Samstag, 18. Januar 2014

Ein Buch zum Augenöffnen

Am Flughafen hatte Lilli auf gut Glück "Die unwahrscheinliche Pilgerreise von Harold Fry" gekauft, ein Buch über einen Mann, der auszieht, um eine frühere Kollegin vor dem Krebstod zu retten, dabei aber eher mit sich selbst ins Reine kommt. Von Gefühlen ist die Rede, und zwar von denen, die auf dem Grund unserer Seele in einem Knäuel liegen und sich im Lauf der Jahre mit Erinnerungsfetzen so verheddert haben, dass man sie kaum benennen noch verdauen kann. Im Laufe seiner langen Reise kommen diese Gefühle wieder in Harold hoch, der in seiner bescheidenen Art und aufgrund seiner englischen Erziehung herzlich schlecht damit umzugehen weiss. Noch selten hat Lilli ein Buch gelesen, dass so beredt die Sprachlosigkeit und Unbeholfenheit ausdrückt, mit der man oft sich selbst gegenübersteht - und natürlich auch den Menschen, die uns umgeben. Trotzdem ist es kein deprimierendes Buch, ganz im Gegenteil. Lilli fand es so berührend, dass sie mit dem Gedanken gespielt hat, es in der Montrealer Metro auszusetzen, damit es auch anderen Leuten zugute kommt. Natürlich aber wird sie es behalten, um es später einmal wieder lesen oder einem Strolch ins Bett schmuggeln zu können.

Sonntag, 19. Januar 2014

Lilli, Freitag abends

Was machen Sie, wenn Sie mal einen Freitag abend ganz für sich allein haben? So ohne Vorwarnung jetzt, d.h. ohne die Möglichkeit, mit ein paar Freunden im Voraus ein ordentliches Programm zu organisieren? Lilli jedenfalls wirft sich in weiche Klamotten, kocht Gemüseeintopf und Griessbrei mit Apfelkompott und sieht sich "Brokeback Mountain" an. Ein.... ja, wie soll man sagen?.... eigentümliches Rendez-vous mit sich selbst.

Grün, grün das Gras

"Manchmal wäre ich gerne Hausmeister", sagt Lillis Kollege. Er erzählt von Schlafstörungen, die auch nach 7 Jahren Berufserfahrung im gleichen Job auftreten, weil er nachts an seine Projekte denkt und zu regeln versucht, was am Tag auf seinem Schreibtisch liegengeblieben ist. "Als Hausmeister würde ich den Gang putzen und wenn der Gang sauber ist, Feierabend machen. Ich würde nachts nicht aufwachen und mir überlegen, ob ich die Ecke lieber so oder so hätte wischen sollen. Ich würde mir kein Stückchen Gang mit nach Hause nehmen, um es abends, wenn die Kinder im Bett sind, sauberzumachen, oder morgens früher anfangen, weil der Gang an dem Tag länger und komplizierter sein könnte als an anderen Tagen. Der Gang hätte keine eigene Meinung darüber, wie er geputzt werden sollte, und ich würde nie mit ihm streiten oder auf ihn warten müssen", erklärt der Kollege. "Aber bedanken oder dir auf die Schulter klopfen würde der Gang dir auch nicht", versucht Lilli ihn zu trösten, obwohl sie genau versteht, was er meint. "Nun, das tun hier auch nur wenige", entgegnet er und zuckt mit den Schultern.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Ein Rücken voller Rätsel

Der grosse Strolch sieht im Moment aus wie eine Tigerente. Gestreift nämlich, und zwar auf dem Rücken. Von heute auf morgen sind mehrere parallele, etwa fünf Zentimeter lange Horizontalstreifen auf seinem Rücken aufgetaucht. Mehrere liegen in Gürtelhöhe, eine zweite Gruppe hat sich etwas höher in der Rückenmitte installiert. Zuerst dachte Lilli, dass er sich gegen einen Stuhl mit entsprechender Lehne gedrückt haben musste, aber die Streifen blieben hartnäckig unverändert. Ob er vielleicht geschlagen worden war? Nein, versicherte der Strolch und blickte Lilli treuherzig in die Augen. Auf den Rücken gefallen? Fehlanzeige. Dann tastete Lilli sowohl die Football- als auch die Hockeyuniform ab, aber auch da fand sie keinen Schuldigen. Über die nächsten Tage hinweg blieben die Streifen unverändert rot und zeigten keinerlei Ansätze zur Heilung. Er konnte also wirklich nicht geschlagen worden sein - insgeheim hatte Lilli sich ja gefragt, ob ihr Sohn vielleicht mit einem Gürtel verprügelt worden wäre und so sehr Angst vor seinen Angreifern hat, dass er verneint, als lauthals anzuklagen. Man liest ja Zeitung...

Interessanterweise schlägt Google bei der Suchanfrage nach horizontalen Streifen sofort "auf dem Rücken" vor, und mehrere Jugendliche stellen in Foren Fragen nach plötzlich auftretenden Streifen. Medizinisch verlässliche Antworten darauf gibt es aber keine, auch keine sonst irgendwie glaubhafte Seite über dieses Phänomen. Kann es wirklich sein, dass der grosse Strolch so extrem gewachsen ist, dass das Unterhautfettgewebe reisst und ihm Schwangerschaftsstreifen auf dem Rücken beschert? Morgen gehen sie jedenfalls zum Arzt, der hoffentlich nicht gleich den Jugendschutz anrufen wird.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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