Donnerstag, 15. Mai 2014

Am besten gleich eine Kuh

Es ist soweit: Lillis Familie hat die Milch-Schallmauer durchbrochen. Seit Wochen schon geht Donnerstags die kostbare Flüssigkeit aus (Lillis Schwester würde sagen: "Milch ist kein Getränk, sondern eine Mahlzeit"), woraufhin die Familie in Bedrängnis stürzt, da der Milchmann erst am Freitagmorgen klingelt. Morgen muss Lilli ihm sagen, dass er von nun an jede Woche zwei Liter mehr bringen soll. Dann sind sie bei 16 Litern pro Woche, damit kommt in Deutschland eine ganze Schulklasse einen Monat lang aus.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Ohboyohboyohboyohboy

Das Baby ist inzwischen 8 Monate alt und sieht ernst in die Welt. Sprechen tut es noch nicht, weder russisch (Mutter) noch französisch oder englisch (Vater) noch spanisch (Babysitterin). Gestern hat Lilli es beim Spazierengehen getroffen und war froh, es an der frischen Luft zu wissen - diesen Winter über sind die Eltern nicht jeden Tag mit ihm raus, vorsichtshalber. Die Mutter erzählt begeistert von dem Elternratgeber, den sie gerade gelesen hat und Wort für Wort umsetzt, "nicht nur mit dem Baby, sondern auch mit meinem Freund, meinen Eltern, meinen Freunden, es funktioniert einfach überall!" John Gray heisst der Mann und sein Geheimnis besteht darin, den Kindern den Eindruck zu geben, sie hätten die Wahl. "Sag nicht: Räum Dein Zimmer auf, sondern: Würdest Du bitte Dein Zimmer aufräumen, dadurch hat das Kind den Eindruck, es könne selbst bestimmen und fühlt sich aufgewertet", erklärt die Mutter. "Oder Du sagst: Lass uns dein Zimmer aufräumen, und das Kind wird dir dabei helfen, weil es merkt, dass es Mitglied eines Teams ist." Lilli lächelt und nickt höflich. Was nützt es schon, mit einer jungen Mutter zu diskutieren? Sie selbst findet diesen Kommunikationsstil für Kinder verwirrend bis schädlich und hat Fragen nur gestellt, wenn sie auch bereit war, jede mögliche Antwort zu respektieren. Wer sagt denn schon "Würdest Du Dir bitte die Zähne putzen", wenn "Nein" als Antwort kommen könnte? Das erinnert sie an den letzten Besuch beim Kieferorthopäden. Dort lag ein Mädchen auf dem Stuhl, dem gesagt wurde, dass es die Zähne und die Spange besser putzen müsse. Die Mutter erklärte, dass das Mädchen das Zähneputzen oft "auf morgen" verschieben würde und am nächsten Morgen dann auf "heute abend". Der kleine Strolch, der wie Lilli Zeuge dieser Unterhaltung war, kommentierte hinterher: "Und die Mutter lässt das durchgehen!", als sei es ein Verbrechen.

Was aber das Zimmeraufräumen angeht: dafür scheint es - so oder so - keinen Kommunikationsstil zu geben, der dies effizient erwirkt.

Freitag, 9. Mai 2014

Wahnsinn

Die Kollegin, die Lilli letzte Woche vorhielt, so kalt und verletzlich gewesen zu sein, hat sich zwei Tage danach krank gemeldet. Seit heute sucht das Unternehmen "unbefristet" nach einer Vertretung für sie, was auf eine lange oder schwere Krankheit schliessen lässt. Es sickert durch, dass die Kollegin seit der Ankündigung, dass ihre Vorgesetzte in Rente geht, wohl nervlich stark angeschlagen war. "Psychisch unstabil, paranoid, Zusammenbruch", hört Lilli aus sicherer Quelle. Das würde ja vielleicht erklären, dass Lilli so gar keine Ahnung hatte, was ihr eigentlich vorgeworfen wurde - weil die Frau sich Sachen zusammenreimte, die gar nicht passiert sind, oder Winzigkeiten zu monströsen Gemeinheiten aufbauschte. Trotzdem ist Lilli nicht erleichtert. Oder nur ein bisschen.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Lilli fährt Vélo

"Ton stand, madame!", ruft ein Fahrradfahrer Lilli entgegen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Ständer raussteht. So sind sie, die Leute in Québec: in drei Worten schaffen sie es, englisch und französisch zu sprechen und Lilli gleichzeitig zu duzen und zu siezen.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Beweis

Der Frühling ist da! Lilli hat gestern die erste Ameise in der Küche gesichtet...

Montag, 5. Mai 2014

You will die. A lot.

Es ist soweit: ein richtiges gewalttätiges Computer-Rollenspiel hat in den Lilli'schen Haushalt Einzug gefunden. Seit Monaten schon wartete der kleine Strolch auf die PC-Version von Dark Souls II, jetzt hat er sie sich vom eigenen Geld gekauft, nachdem Lilli schlussendlich ihr Einverständnis gegeben hat. Vorher musste noch ein Xbox-Controller gekauft werden (ja, Lilli Weiss jetzt Auch, was das ist), nachdem viele Stimmen gewarnt hatten, wie schwierig das Bedienen der Computertasten bei diesem sowieso schon schwierigen Spiel sei. Es ist ausgemacht, dass der kleine Strolch Samstags und Sonntags je eineinhalb Stunden spielen darf, unter der Woche nicht. Er ist so froh darüber, endlich ein eigenes Computerspiel zu haben, dass er diese Bedingungen widerspruchslos akzeptiert hat.

Lilli kommt sich dabei vor wie ihre Eltern früher bei den Diskussionen über ihren Fernsehkonsum. Sie versteht die Faszination für Computerspiele, hält sie aber für ungesund, nicht förderlich für die Entwicklung der Kinder, im Extremfall für gefährlich. "Mama, es ist nur ein Spiel", hält da der kleine Strolch dagegen. Ja und nein. Jedenfalls ist es ein Phänomen, mit dem Lilli beschlossen hat, leben zu lernen, anstatt es durch Verbannung zum Kultstatus zu erheben.

Freitag, 2. Mai 2014

Ein Schlag ins Gesicht

Der grosse Strolch kommt beunruhigt aus der Schule. Sein Freund war heute vielleicht seltsam! Er gab nur murmelnd Antworten, die keiner verstand, und schien Schwierigkeiten zu haben, sich normal zu bewegen. Während des Theaterstücks, das die meiste Zeit des Vormittags einnahm, hing er schief in seinem Aulasessel, danach ging er ins Sekretariat, um sich krank zu melden. "Drogen oder Alkohol", dachte Lilli sich, "schlimm, schlimm". Sie hatte Recht mit "schlimm, schlimm", aber Drogen oder Alkohol waren nicht im Spiel, sondern ein Schlaganfall. Jetzt liegt der Junge auf der Intensivstation des Kinderkrankenhauses, die Ärzte geben sich zuversichtlich, die Eltern weichen nicht von seiner Seite. Dass auch Kinder Schlaganfälle erleiden können und man dabei nicht automatisch zusammenbricht, sondern über Stunden hinweg "normal" funktionieren kann - das wird in dieser Schule von jetzt an jeder wissen.

Lilli hat ein BRF

So ganz ratlos ist Lilli nicht mehr: sie weiss jetzt immerhin, warum die Kollegin sich verletzt fühlen KÖNNTE! Im Anschluss an tiefgreifende Recherchen in People und Paris Match ist ihr klargeworden, dass sie wahrscheinlich ganz wie Bruce Willis und Kristen Stewart an einem BRF leidet. Einem Bitchy Resting Face, das ihr in neutralem Zustand einen verärgerten Gesichtsausdruck verleiht. Himmel! Soll Lilli vielleicht ununterbrochen lächeln, selbst wenn sie am Computer sitzt oder an der Kasse vom Supermarkt ansteht, um drei Tiefkühlpizzen und eine Packung Sushi zu zahlen??? Dann durchzuckt sie ein teuflischer Gedanke: Vielleicht hat ihr ihre Chefin deshalb vor kurzem angeboten, von zu Hause zu arbeiten? Weil niemand ihr Schlechte-Laune-Gesicht sehen will? Schnell, eine Papiertüte mit Löchern für die Augen und aufgemaltem Lachmund...

Dienstag, 29. April 2014

Hüter der Erinnerung

Der grosse Strolch liest gerade "The Giver" im Englischunterricht. Lilli kann sich an kein einziges Buch erinnern, das sie in der 9. Klasse in Englisch gelesen hat, höchstens an "Streetcar named Desire" in Klasse 12, weil das so ganz besonders langweilig war. Wie schön, dass sich die Zeiten geändert haben.

Ratlos

Eine Kollegin bittet Lilli zu sich und sagt: "In letzter Zeit warst Du so kalt und abweisend zu mir, völlig ohne Grund. Jedenfalls bin ich sehr verletzt und weiss jetzt gar nicht, wie wir in Zukunft zusammen arbeiten können." Lilli starrt sie an, während ihr Hirn versucht, die Botschaft zu verstehen, die da aus heiterem Himmel auf sie niederprasselt. Sie hat keine Ahnung, wovon die Kollegin spricht oder worauf sie anspielt. Sie fragt nach konkreten Begebenheiten und kann sich nicht daran erinnern, der Kollegin irgendetwas angetan zu haben.

Das Schlimmste daran ist: wie hoch ist die Dunkelziffer? Wieviele andere Leute werfen Lilli in Gedanken genau das Gleiche vor, ohne es ihr ins Gesicht zu sagen? Auch da hat Lilli keine Ahnung.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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