Donnerstag, 31. Juli 2014

Lustlos

Nach dem Streichmarathon (ein Zimmer, 9 Tage Streichen) hängen Lilli Pinsel und Farbe so sehr zum Hals raus, dass sie noch nicht mal mehr Lippenstift zur Hand nimmt. Egal, sie hat ja gerade Urlaub.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Abkühlung

Immer mal wieder kommt das Thema Neufundland auf bei Lilli und Monsieur. Da gäbe es einen Job für ihn, die Firma seiner Träume, die Stelle schlechthin als Ausweg für alles. Lilli recherchiert St. John's und sieht die traumhafte Lage, die grünen Wiesen, die bunten Häuser, anscheinend gibt's dort eine rege Unterhaltungsszene und Wanderwege ohne Ende. Dann wirft sie einen Blick auf's Wetter: jeden zweiten Tag Regen.

Montag, 28. Juli 2014

Was Lilli beim Streichen lernt

1. Eine Rolle Abklebeband ist nicht genug, egal wie klein das Zimmer ist.
2. Für jede Streicharbeit neue Pinsel nehmen ist angenehm, aber teuer. Auswaschen geht auch.
3. Es lohnt sich, den Farbeimer immer nah bei sich zu haben. Sonst läuft man zwischen Leiter und Farbeimer bei so einem Zimmer einen Marathon.
4. Möbel streichen ist was ganz anderes als Wände streichen. Möbel haben Kanten, die die Pinselstriche ins Astronomische treiben.
5. So ein Ikeaschreibtisch ist ganz schön gross.
6. Das Bett mitten im Zimmer stehen lassen ist eine kluge Entscheidung, wenn man keinen anderen Platz dafür hat. Beim Streichen allerdings ist es dann ziemlich im Weg.
7. Wenn man schon mal all die Utensilien rausgeräumt hat, kommt man in Versuchung, sich auf die Suche nach anderen Wänden zu machen, die auch einen Anstrich nötig hätten. Am besten lässt man der Versuchung seinen Lauf, wenn man gerade Weiss streicht. Nicht frühlingsgrün.
8. Der letzte Anstrich ist derjenige, der einem am meisten zum Hals raushängt. Es ist auch der einzige, der wirklich zählt.
9. 13jährige Strolche können sehr gut streichen. Putzen können sie allerdings nicht.

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Samstag, 26. Juli 2014

Kapitän Lilli

Der kleine Strolch will mit seinen Freunden ins Kino. "Sex tape" wollen sie ansehen, die 13jährigen Jungs, was Lilli mit dem Hinweis auf die Altersgrenze "ab 16" verbietet. Dass sie mit dieser Entscheidung allein dasteht, wundert sie schon gar nicht mehr. Die Eltern von diesen Freunden scheinen allesamt das Handtuch geworfen zu haben, was den Konsum und den Umgang mit Medien angeht. Auch der kleine Strolch ist nicht erstaunt, als einziger "strenge" Eltern zu haben. Er scheint damit zurecht zu kommen, lässt aber nicht von seinen Freunden ab, deren Umgang ihm Lilli auch nicht verbietet. So fahren sie dahin auf den Wellen der pubertären Entwicklung, Lilli und der kleine Strolch, und nehmen eine Stromschnelle nach der anderen, wie sie sich halt präsentieren. Angst hat sie vor dem Tag, an dem der kleine Strolch nicht mehr um Erlaubnis fragen wird, ob es sich nun um Filme dreht oder aber um Alkohol, Drogen, sinnlose Mutproben...

As time goes by...

Lilli und ihre Familie gucken im Moment "Breaking Bad", nicht ohne sich vorher Sorgen gemacht zu haben, dass diese Serie vielleicht zu brutal für die Kinder sein könnte. "Alle gucken gerade "Breaking Bad", sogar Olivier", sagt der grosse Strolch mit Verweis auf den Sohn einer Kinderärztin. Na denn, wenn die das erlauben, wird es schon in Ordnung sein! Tatsächlich ist die Serie brutal, hart an der Grenze des Erträglichen manchmal, grossartig gefilmt und gespielt, mit zwiespältigen Charakteren, die glaubhaft zwischen Heldenmut und Verzweiflung, Feigheit und Rebellion schwanken; kurz, gutes Fernsehen auf Abruf, ideal für die Sommerwochen. Als der neue Laborassistent in der dritten Staffel meint, dass dies "der Anfang einer wunderbaren Freundschaft" sein könnte, leiht Lilli auch noch Casablanca aus, um den Strolchen die Kulturlücke zu schliessen. Und stellt mit Erstaunen fest: der Kultfilm ist schlecht gealtert. Und damit meint Lilli nicht die inzwischen rührend anmutenden Spezialeffekte, die viel zu aufdringliche Musik oder die abrupten Schnitte zwischen den Szenen. Nein, ihr fiel das Spiel der Hauptdarsteller auf, das ihr nicht sehr glaubwürdig erschien, die Dialoge wie auswendig gelernt, das Tempo zu schnell, als dürfte keine Pause entstehen ohne Ton, in der man den Zuschauer verlieren könnte. Sogar das berühmte "Here's looking to you, kid" erschien ihr flach, roboterhaft monoton fast, kein Grund jedenfalls zum Dahinschmelzen für Ingrid Bergman oder normal sterbliche Frauen. Insgesamt ein schnödes Wiedersehen also, das es Lilli bereuen lässt, den Klassiker aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu haben. Oder ist Lilli diejenige, die gealtert ist und sich nicht mehr so leicht rühren lässt von dieser ausweglosen Dreiecksgeschichte?

Mittwoch, 23. Juli 2014

Armutszeugnis

Eine schwangere Frau schlängelt sich durch die parkenden Autos des Parkplatzes bis zu Lilli durch und fragt sie, ob sie etwas Kleingeld hätte. "Wofür?", fragt Lilli verblüfft - im Moment hat sie Urlaub, ist in Gedanken mit Zimmerstreichen beschäftigt und hat andere Zonen ihres Gehirns temporär auf Eis gelegt. "Für Essen und Bus fahren", sagt die Frau mit wenig Überzeugung. Lilli starrt auf ihren Sieben-Monats-Bauch, der in ihrer Welt absolut nicht mit Betteln zusammenpassen will. Bauch und Betteln, das darf nicht sein. Zotteliger Bart und Betteln, das kennt man, stinkige Jeansjacken und Betteln, schlechte Zähne und zittriger Arm und Betteln, das sind so Bilder, an die sich Lilli in Montréal gewöhnt hat. Eine schwangere Bettlerin ist ihr bisher noch nicht begegnet. "Nein, ich hab nur Karten dabei", sagt Lilli mit genauso wenig Überzeugung. Sie ärgert sich über sich, über die Frau, über den Typen mit Schlägermütze, der 50 Meter weiter auf dem Gehweg steht und zu der Frau zu gehören scheint. Und über die Zeit, in der sie lebt und in der eine schwangere Frau so arm ist, dass sie betteln muss, um sich und ihr Kind ernähren zu können. Oder lügt.

Dienstag, 22. Juli 2014

Arbeits-Urlaub

Nach einem halben Tag Zimmer ausräumen und Löcher zuspachteln hat der kleine Strolch genug. Er geht zu seinen Freunden, während Lilli seinen Schreibtisch und das Kopfende des Bettes weiss grundiert, um die Möbel hinterher in der Farbe seiner Wahl streichen zu können. Das Streichen tut ihr gut, leert den Kopf und macht müde. So kann sie in den Urlaub rutschen, ohne sich fragen zu müssen, was sie mit aller der freien Zeit jetzt anfängt.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Gelebte Architektur

Lilli und der kleine Strolch wollen nächste Woche sein Zimmer streichen. "Schwarz, Grün, Gelb, Rot und Weiss", denkt der kleine Strolch laut nach, "wie die Farben von Bob Marley". Dann aber fällt ihm auf, dass es da ein Problem gibt: "Ich hab ja aber gar nicht so viel Wände. Nur vier...". Wie das halt bei Zimmern so üblich ist, kleiner Strolch!

Donnerstag, 10. Juli 2014

Sommer im Büro

Wenn Lilli dieser Tage jemand im Büro fragt, wie es so geht, reisst sie Augen und Mund auf und schüttelt den Kopf, dass die Haare nur so fliegen. Alles klar, denken sich die Leute: noch fünf Tage bis zum Urlaub, da hat jetzt die Torschlusspanik eingesetzt. Schliesslich kann man nicht in Urlaub gehen, ohne sich vorher total kaputt zu arbeiten, um aus dem Weg zu schaffen, was einem sonst im Urlaub durch den Kopf geht, während man Pyramiden in Kairo ansieht oder die Zehen am Ontariosee in den Sand bohrt. "Nichts ist umsonst im Leben", sagen die Leute aufmunternd und wünschen ihr, bis zum Urlaubsbeginn zu überleben. Abends werkelt Lilli in der Küche und kneift die Augen zu, um nicht zu sehen, dass eigentlich die Spülmaschine ausgeräumt werden müsste, bevor sie ins Bett flieht.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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