Kinder, knallhart

In Monsieurs Vokabular ist "Angst" ein Stammgast. Nicht im Sinne von "Angst vor Spinnen" oder "Angst vor dem Sterben", sondern "Angst, dass keine Milch mehr da ist" oder "Angst, dass der Gemüsegarten am falschen Platz steht". Vielleicht ist es ein französisches Ding, diese Ausdrucksweise ("j'ai peur"), und vielleicht könnte man auch behaupten, dass es durchaus ein deutsches Gegenstück in Form von "ich befürchte" gibt. Trotzdem: diese Wortwahl lässt tief blicken und Lilli ärgert es, wenn er so vor den Strolchen spricht - die brauchen einen starken, mutigen Vater, kein vor Furcht geschütteltes Hasenherz, dem schon beim Gedanken an einen Kühlschrank ohne Milch der Angstschweiss ausbricht.

So setzt sich also Lilli am Sonntagabend an den Tisch und Monsieur legt ihr ein Steak auf den Teller. "Hmmm, ich habe Angst, dass es zu blutig für Dich ist", sagt er. "Ach, hör auf, Angst zu haben, ich kann ein bisschen Blut schon aushalten", sagt Lilli.

Und was sagt der kleine Strolch? "Daddy, grow some balls". Das kann man wiederum nur auf Englisch.
T.M. (Gast) - 21. Apr, 11:48

Es ist ja immerhin bezeichnend, daß es vor allem im Deutschen ausgerechnet die "Lebensgefahr" gibt, also das ganze Leben lang Gefahr, in anderen Sprachen lebt man erst und fürchtet sich dann: "danger de mort", "mortal danger", "peligro mortal", "pericolo di morte". OK, die Russen sagen explizit "опа́сность для жи́зни" also wörtlich "Gefahr fürs Leben", aber das ist sicher aus dem Deutschen entlehnt.

Lilli legt los - 21. Apr, 18:12

Jetzt musste ich doch "Todesgefahr" googeln. Gibt es laut Duden und bedeutet "Lebensgefahr" = Gefahr für Leib und Leben. ("Leib und Leben"??? müsste die Gefahr für den Leib nicht Verletzungsgefahr heissen???).

Habe mir auch im Nachhinein überlegt, ob ich nicht zu hart bin mit Monsieur und er diese Redewendung verwendet, ohne viel darüber nachzudenken, als Synonym für "ich denke, ich glaube, kann sein, vielleicht". Vielleicht "höre" ich das als Fremdsprachler anders als der Muttersprachler. Dann aber wieder: Wörter sind Schall und Rauch und wo Rauch ist, ist auch Feuer. Wer sich so ausdrückt, steht bewusst oder unbewusst mit der Furcht auf du und du.
Zwitschie (Gast) - 22. Apr, 04:32

Es heißt übersetzt "befürchten". Das benutzen aber weder Deutsche noch Franzosen, wenn da nicht tatsächlich etwas Furcht im Spiel ist. Wie das bei Frankokanadiern ist, weiß ich natürlich nicht.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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